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Belehrung und Unterhaltung. Nr. Dresden, den 22. December igoy. 145. Schilderung eines Gouverneurs des grossen Moguls. Gouverneur von Amadabath —er hieß Areb-Chan — war schon ein Mann von 60 Zähren, der eine Kleinigkeit von 50 Millionen Thalern im Vermögen besaß, 502 Elephanten und 12,000 Reiter unter hielt. Er hatte vor kurzem seine Tochter mit dem zweiten Prinzen des großen Mo guls vermählt, und ihr zur Aussteuer 20 Elephanten 4220 Pferde und 622 Wagen mit Kostbarkeiten beladen, mitgegeben. Sein Hofstaat bestand aus 120 Personen und 422 Sklaven, sämmtlich auf das Prächtig ste gekleidet. Nur er trug sich sehr einfach, äusser an festlichen Tagen, wo er auf einem Throne prunkte, von einer zahlreichen Garde umgeben war, und Fahnen vor sich her tra gen ließ. Mandelslsh besuchte ihn einst und wurde sehr höflich empfangen. Ungeachtet er eben Briefe schrieb und Befehle dictirte, so unterbrach er doch von. Zeit zu Zeit seine Geschäfte, um den Fremdling ein paar höfliche Worte zu sagen, wobey er aus ei ner langen Pfeife rauchte, die rin Sklave hielt. Bald darauf gicng er in den Hof, um seine Truppen zu mustern (auf die Wacht- paradc) untersuchte ihre Waffen, und ließ sie als Schützen sich üben. Die am besten tra fen, erhielten Zulage zu ihrem Solde, die aber, wohl zu merken, von dem Solde derjenigen abgezogen wurde, welche schlecht geschossen hatten. Eine sehr empfehlungswerthe Manier, die Leute auf fremde Kosten zu belohnen, die. noch von keinem enropäischen Fürsten nachgeahmt worden ist. MandelStoh wollte fich empfehlen, allein der Herr Gouverneur behielt ihn zum Mittagsmahl, and schimpfte bey der Tafel auf den König von Persien. Nach der Tafel erschienen zwanzi- Tänzerinnen, die sich in einem Augenbli cke ganz entkleideten, sangen, tanzten und Sprünge machten, trotz unsern besten Seil tänzern, Sie hatten kleine Reife, durch die ein Affe nicht geschmeidiger und behen der hätte schlüpfen können. Ihre Musik bestand aus kleinen Trommeln und Pfei fen. Nachdem sie etwa zwey Stunden ge tanzt hatten, befahl der Gouverneur, eine anders Truppe solcher Mädchen herbeizuru-- fen. Man sagte ihm, sie wären krank unb könnten heute nicht tanzen; allein ec wie derholte den Befehl, mit dem Zusatze, sie GSSSSSg