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„les; ich hätte ihrem Beispiele folgen sol- „len, aber mir hatte der Himmel das „traurige Schicksal bestimmt, ein leutscher „ Monarch zu werden, der beständig auf einem „steilen Felsen steht, und immer in Furcht „ schwebt von Süden herabgestürzt zu wer- „den, oder um sich selbst zu erhalten, an- „dere herabschleudern muß." Zwei und siebenztg Jahre kämpfte die ser grosse edle teutsche Fürst mit den Stür men des Schicksals. Aber auch dann noch, als er die Schuld Ler Natur bezahlt, und sein Heldengeist die irdische Hülle verlassen hatte, verweigerte das grinzende Ungeheuer Fanatismus dieser eine, seinem Stande angemessene Ruhestätte. Aber vergebens! Die Nachwelt ist die gerechte Richterin der Sterblichen. Im hohen Dome der Frauenkirche in München, ließ Maximi lian sein würdiger Nachfolger, ihm ein prachtvolles Mausoleum von Erz aufrichtcn, das noch nach Jahrhunderten der kunstlie- beude Ausländer bewundern wird, und in dessen Nähe jetzt der andächtige fromme Baier niederknteet, und sein Gebet an Gott richtet. Teutsche! hier ruhet der Monarch, der werth war, Germaniens freie Völker zu beherrschen; nehmt die Ge schichte in die Hand, tretet ehrfurchtsvoll an seinen Sarkophag, und ihr werdet bekennen: Laß er dieses Denkmal und Teutschlands Leone verdiente! Ueber die Richtigkeit der Aus sprache, und des Ausdrucks. Sollte es wohl gleichgültig seyn, ob man ausspreche: Ohge, oder Auge; Dohm, oder: Baum; Fleesch, oder: Fleisch; keencr, oder: keiner? Dafür scheinen cs immer noch Viele zu halten. Denn so spricht immer noch mancher gebildete Mann, mancher Gelehrte, mancher Schriftsteller. Fin den sie geschrieben: der Fogel, anstatt: der Vogel; der Doht, anstatt: der Tod, und so weiter, was urtheilen sie dann wohl von demjenigen, der so geschrieben hat? Gleichwohl ist jene unrichtige Aussprache, und diese unrichtige Sreibart aus den näm lichen Gründen verwerflich. Die Eine wie die Andere ist der mehreren Ausbildung, der Vervollkommnung der Sprache hinder licher, als mau glaubt. Wenn man nicht mit ihren Elementen in- Reine ist, wird man in derselben nicht Fortschritte machen. Ein gewöhnlicher Sprachfehler ist, daß man sagt: ich bitte Ihnen, anstatt: ich bitte Sie. Jenes hält man wohl Lar für höflicher, als dieses. Wer nicht weiß, ob er: Ihnen, oder: Sie, sagen soll, kann es leicht erfahren. Wo man Dir an die Stelle setzen kann, sagt man: Ihnen; wo man: Dich, an die Stelle setzen kann, sagt man: Sie. Man ist gewiß desto höflicher im Aus drucke, wie in der Aussprache, je mehr man sich auch da von dem niedrigsten, ungebilde ten, rohen Pöbel entfernt, wie man auch in An sehung der Sitten, und der Lebensart thut. Vor ZO Jahren, wenn es noch so lange her ist, glaubte man, es gehöre zum guten Tone wenn man französische Brocken in unsere gu te, der Reinheit so fähige, aber gedultige Sprache mengte. In Briefen beharrte man mit größter Oonsicleration, mit vieler Lsürne; man bezeugte sein Devotion — und so weiter. Im Gespräche machte dies oder jenes vieles man gicng ^ro- rneoiren, man hatte von dem und dem Lie ft oder jene O^inin. Jetzo ärgert man