ioZ7 konnte mehr weder rück- noch vorwärts; an allen Enden wüthete Verzweiflung und ein schmählicher Tod in den Flammen; um die sen zu entrinnen, tödtete man jedes lebende Geschöpf, was einem in den Weg kam; aber vergebens. Sieger und Besiegte vernichtete des Feuers Allgewalt. Das Geschrei der so Sterbenden ertönte gräßlich durch die Lüfte, niemand konnte helfen oder retten. Tief fühlten wir das Schreckliche ihrer Lage; aber unser Händeringen konnte die Flammen nicht löschen. Man erblickte mehrere Menschen auf den bereits brennenden Dächern, man sah sie herum klettern, nach Hülfe winken und schreien, und dann wieder plötzlich im Rauch und den Flammen verschwinden, bis die brennenden Häuser einstürzten und sie un ter ihrem Schutte begraben wurden. Es brannte Lie ganze Nacht hindurch ; der Mond beleuchtete die gräßliche Vernichtung; die rauhesten Kl Leger ergriff ein wehmüthiges Gefühl; die ganze Natur rings umher schien mit uns zu trauern, und ihre Stille wurde nur hin und wieder durch das kriegerische Ge, töse und durch das Wimmern der Verwunde ten unterbrochen. Den andern Morgen war das Städtchen in einen Aschenhausen zusam men gebrannt. Der Kaiser Napoleon wollte die Position besichtigen, aber es war nicht möglich, die Straßen der Stadt mit Pfer den zu passiren. Sie wurden also auf einem Ilmwege um dieselbe geführt, und der Kaiser ging mit seinen Generalen und der Suite zu Fuß durch die Stadt. Meine Dienstgeschäfte erlaubten mir, mich anzuschlicßeu; aber, ge rechter Gott, welch ein Anblick war das! Die todten und halb verbrannten Leichname tagen zu Hunderten in den Straßen ange- ro38 häuft, allenthalben sah man einzelne Glieder verstümmelt und verbrannt neben den Feuer bränden und Aschenhausen der eingestürzten Häuser liegen. Der Geruch war erstickend; wir mußten uns alle mit den Schnupftüchern Mund und Nase verstopfen. Durch einen kleinen Umweg, zwischen dem Feuer und den Haufen von Todten, suchte ich in die Nähe des Kaisers zu kommen, um das Gesicht die ses Helden beobachten zu können. Deutlich sprach sich auch auf diesem die Empfindung aus, die wir Alle hegten. Er redete wenig und mit gepreßter Stimme, und blickte ei nige Mal mit großem bedeutendem Blicke zum Himmel auf. Einer seiner Generale sagte höchst gerührt und ganz laut: jamais je n'ai vu un sl ullreux. „ Nie in meinem Leben habe ich ein so entsetzliches Schauspiel gesehen!" Der Kaiser sah ihn schnell an; mir schien eine Thräne in seinem Auge zu glänzen, und ich vernahm den Ausruf: o mon Dieu! eto. das Uebrige konnte ich nicht hören, Weiler es leiser sprach. Nachdem er hindurch war, erblickte ich seitwärts am Ende des Städt chens einen Verwundeten, der schwach die Arme nach mir ausstreckte; ich näherte mich und erkannte in ihm einen Officier von der Landwehr. Er suchte sich mir mit bebenden Lippen in französischer Sprache mit leiser Stimme verständlich, und mit seinen Armen zwei Mal das Hülfsza chen d. Fr. M. zu machen. Schon beim ersten Blicke hatte ich in meinem Herzen dem leidenden Menschen, dem unglücklichen Schlachtopfer des Krieges, Hülse und Beistand versprochen; jetzt reichte ich ihm die Hand als Bruder. Er hatte drei gefährliche, aber vielleicht nicht tödtUche