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sie irr T<mz und Musik, Künste, die nur Sklavinnen lernen. Die Versorgung der Töchter ist die wich tigste Angelegenheit der Mutter. Von der Wiege an sind sie versprochen, und werden im zwölften oder dreizehnten Zahre verheira- thet. Der Vater allein hat das Recht, sei nen Schwiegersohn zu wählen; die Mutter allein darf ihre künftige Schwiegertochter sehen und auf ihren Bericht entscheidet der Vater. Gleiche Sorge haben die Aeltern, wenn die Töchter geschieden oder verwitlwet werden; denn die Ehelosigkeit wird für schimpflich geachtet, weil man gewöhnlich die Unfruchtbarkeit als Ursache derselben vor ausfetzt, und nichts schmerzlicheres kann ei ner Frau begegnen, als wenn sie während der Ehe das Unglück hat, unfruchtbar zu werden. Sorgfältiger als die Töchter werden die Söhne erzogen. Es gibt öffentliche Schu len, wo die Knaben unvermögender Aeltern Lesen, Schreiben, und die Anfangsgründe der Religion und der türkischen Sprache ler nen. Die Lehrer dürfen nichts von den Ael tern verlangen, deren Dankaußerungen ganz freiwillig sind. Lesefrüchte, aus Neisebeschrei- b u n g e n. 12. Ein seltsames Beispiel von nachtheiliger Einmischung der obersten Staatsgewalt sah Man in den Zähren 1784 und 17^5 in Spa nien, als mehrere Provinzen durch ein ge fährliches Fauifieber viele Menschen verloren. Zn Cartagena erhielten die Aerzte den Be fehl vom Hofe, ihren Kranken keine andre Arzenei vorzuschreiben, als eine von Zokef Masdeval angegebene Zusammensetzung, die er sein Opiat nannte. Die vorzüglichsten Bestandtheile derselben waren Brechwein stein und Chinarinde. Der Mann hatte großen Einfluß am Hofe. Die Aerzte zu Cartagena waren bereit, der vorgeschriebenen Arzenei Beifall zu geben, und keine andre zu verordnen, wo sie überzeugt wären, die selbe ohne Gefahr «nwenden zu können, aber sie hielten es für unbillig, ihnen in allen andern Fällen den Gebrauch solcher Mittel zu verbieten, welche den Umstanden ange messen seyn möchten. Diese, ohne Zweifel sehr vernünftige, Einwendung machten sie irr einer Vorstellung an den König. Es ward ihnen aber zur Antwort der ausdrückliche Befehl, daß sie unter der Aufsicht des In tendanten des Schiffs werfts stehen, und seinen Anweisungen gemäß die Arzenei- mittel verschreiben sollten. Der Intendant berief die Aerzte der Stadt, und machte ihnen des Königs Befehl bekannt, mit der Warnung, daß jedem Widerspenstigen die Gefängnisse offen ständen, und die Garden zur Vollziehung des Befehls bereit wären. Keine Einwendung ward gehört. Als sie sahen, daß unbedingter Gehorsam gefodert wurde, ließen sie sich gefallen, nichts anders als des Hofarztes Opiat zu verordnen, und sie unterschrieben überdieß, um ihre aufrich tige Unterwürfigkeit darzuthun, eine Versi cherung , daß es keine wirksamere Arzenei als die vom Könige verlangte, gebe. Aber wenn's auch gelang, die Meinung der Aerzte durch Machtbefehle zu leiten, die öffentliche Meinung ließ sich nicht despotisiren. Weit die Einwohner wußten, daß die Aerzte ge-