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755 756 tert wurde, war vielleicht nur in so fern seine Schuld, als er hierin nicht laut genug Gebrauch von seinen Einsichten und Wün schen machte, die unfehlbar würden befolgt worden seyn, wenn er mehr als bloß beiläu fig in einem Schreiben an einen Prediger sich darüber geäußert hätte. Mit Wärme indessen und Nachdruck, obschon nur in einem Privatfchreiben, wünschte der große Mann bereits im Jahre LZ2Z, daß man die Gottesacker „hinaus vor die Stadt" verlegen möchte- „Und zwar sollte uns", fährt er fort, „nicht al lein die Noth, sondern auch die Andacht und Ehrbarkeit dazu treiben. Denn ein Begräb nis; sollte ja billig ein feiner stiller Ort seyn, daß derselbige Ort gleich einer ehrlichen, ja fast eine heilige Stätte wäre. Aber unser Kirchhof — vier oder fünf Gassen, und zween oder drei Markt ist er, daß, wenn zur Ehre ein Begräbnis; soll gesucht werden, ich so medr rn der Elbe oder im Walde liegen woll te. — Aber wenn das Begräbniß draußen au einem stillen Orr läge, da Niemand durch oder drauf liefe, so wäre es gar geistlich, ehr lich und heilig anzusehn, und könnte auch zugerichter werden, das; es zur Andacht reizte die, so darauf gehen wollen." *) So dachte schon Luther über die Verban nung der Gottesäcker aus den Städten. Es war zwar hauptsächlich nur die erbauliche Seite, von welcher er die Sache betrachtete; dabei entging ihm doch aber auch nicht, wie weit wichtiger sie noch in einer andern Hin sicht, nahmlich in Betreff ihres Einflusses auf den öffentlichen Gesundheitszustand, sey, dessen nähere Erörterung inzwischen, als eine Sache, Lie seines Amtes nicht sey, von ihm, wie billig, an die Aerzte gewiesen wurde. **Z Wirklich ist auch dieser Einfluß sowohl im sechszehnten als siebenzehnten Jahrhundert schon in einigen Schriften erörtert -wor den. ***) Die einzelnen Stimmen indes sen, die sich darüber äußerten, kamen da noch viel zu früh, und waren aus Mangel an hinlänglichen Erfahrungsbelegen viel zu schwach, um wirksames Gehör zu finden. Man fuhr vielmehr nach wie vor allenthalben fort, seine Todten in Kirchm wie auf Kirch höfen zu begraben, bis endlich die Sache hauptsächlich seit dem ersten Viertel des vori gen Jahrhunderts aufs neue und weit nach drücklicher durch R»'chtsgelehrts sowohl als durch Aerzte zur Sprache kam. ****) (Der Beschluß nächstens.) *) S. Antwort auf die Frage, ob man vor dem Sterben fliehen möge? an O. Heß, Psarrherm zu Breslau 1525. Opp» (eän. Illa.) ?om. X. x. 2345. **) Am angeführten Orte Seite 2344. '") Siehe j. B. IHi 6>raläi, cle sepulcura 20 Vario sepelientli ritu, lidettus. Kk8i- leae 15Z9. 12. Nen aufgelegt, mit Zusätzen und Anmerkungen von Joh. Faes. Helmst. »676. 8. Ingleichen schuft- und naturmäsikges Bedenken über die Begräbnisse der Verstor benen, welche man in die Kirchen und Bethaufer zu begraben pflegt. (Ohne Nahmen des Verfassers.) Frankfurt 1685. 8. "") Den Beweis hiervon gibt Hr. Prof. Heben-reit durch daS, in seinen Lehrsätzen -er mcdizini-