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wohner zählet, wird in Malta von 1103 Menschen bewohnt. Im Jahre 1793 schätzte man die Volksmenge der Insel auf 90,000, und auf der, zu Malta gehörigen, Nachbarin- sel Gozzo wohnten 24,000 Menschen. Vor den Revolutionen, welche die Insel trafen, verschafften sich die Bewohner das mangelnde Getreide durch den Ertrag ihrer sehr fruchtbaren Schafherden, ihres reichen Fischfangs, der Zugvögel-Jagd, besonders aber durch das Getreide, welches sie bei thä- Ligem Handelsverkehr vom Auslande erhiel ten. Die Gegenstände ihres Handels waren die Baumwolle, deren Ausfuhr auf 2,750,000 Livres eintrug, Pomeranzen und Pomeran- zenblüt-nwasser, eingemachte Aprikosen, sehr köstliche Granaten, trefflicher Honig, Flech ten, Pflanzenafche, feinen Kohlsamen, und einige Arten von Filigran-Arbeit, worin die Malteser sich auszcichnen, Uhren u. s. w. Da aber durch alles dieß der Getreideeinkauf nicht bezahlt wurde, so ergänzte der Orden das Fehlende aus seinem Schatze. Obgleich die Malteser nach einander ver schiedenen Völkern unterworfen wurden, so haben sie doch stets einen Charakter bewahrt, der ihren Ursprung verräth, und beweiset, daß sie sich wenig mit ihren Gebietern ver mischt haben. Ihr Gcsichtsausdruck, ihr Wuchs kündigen die Abkömmlinge der Afri kaner an. Klein, stark und fleischig, wie die Bewohner der Barbarei, haben sie, die sen gleichfalls ähnlich, gekräuseltes Haar, Stumpfnasen, aufgeworfene Lippen und bräunliche Hautfarbe. Die Sprache beider Völker ist sehr wenig abweichend, und sie versteh-m sich sehr gut unter einander. Die Malteser verdanken es eben so sehr ihrer Lage als ihrem Verkehr mit den Frem den, welche die Insel besucht oder sie unter jocht haben, daß sie gewerbsam, thatig, treu, wirthschaftlich, behend, mäßig und muthvoll geworden, und den Ruf der ersten Seeleute im Mittelmeere erlangt haben. Ihr Eigen nutz aber, ihre Rachbegier, ihre Eisersucht und Naubsucht, sind Ueberreste der Stamm sitte. Man beschuldigt sie nicht minder, daß sie fanatisch, ungemein abergläubig und sehr unwissend sind, obgleich es ihnen nicht an Anlage zu Wissenschaften und Künsten fehlt. Man kennt mehrere neuere maltesische Künst ler, deren verdienstliche Arbeiten aber außer halb ihrer Insel selten bekannt wurden. Die Geistlichen, Advokaten und Bürger, welche die geringe Minorität der Bewohner ausmachen, kleiden sich nach französischer Sitte. Die übrigen Malteser tragen ein baumwollenes Gewand, nie einen Hut, aber Mützen von allerlei Farben. Wohlhabende gehn mit einem Facher in der Hand, und mit Brillen von grünem und blauen Glase, um sich gegen die Wirkungen einer heftigen Hitze und der, von den Steinen und einem häufig sich findenden weißlichen Tuff zurück geworfenen, Sonnenstrahlen zu schützen. Die ser Vorsicht ungeachtet trifft man viele Blin de, und noch mehr blöde Augen. Die Malteser zeichnen sich durch seltene Mäßigkeit aus. Eine Zehe Knoblauch, An schovis in Oehl getaucht, gesalzene Fische, das ist ihre gewöhnliche Nahrung. Nur an Festtagen essen sie Schweinefleisch. Es gibt sehr viele Schweine in den Städten und in den Dörfern, wo sie frei herumlaufend ihre Nahrung suchen. — Ke»« Volk hat so viel Anhänglichkeit an den heimischen Boden als