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709 schon zerspringen; aus dieser Rücksicht ist's auch nöthig, daß der Spund geöffnet wird, damit es gehörig aufstoßen kann; bemerkt man ein Ausstößen, so kann das Bier nicht eher abgezogen werden, als bis dieß nicht mehr Statt findet; während der Zeit ist es mit reinem Wasser immer voll zu erhalten. In keinem, mit Dier gefüllten, Gefäße darf ein leerer Raum entstehen, welcher sonst dem Eindringen des Sauerstoffgases von außen Platz macht, und so eine saure Gährung ver anlaßt. Glaubt man, daß sich das Bier völlig abgeklärt hat, so wird es durch einen langen Trichter, der keinen Göscht verursacht, in die reinen Flaschen gefüllt, mit den aus gekochten Korkstöpseln fest zugemacht und in einem trocknen, tief gelegnen Keller, wo die Temperatur nie über 13 bis 14 Grad Reaumür im Sommer steigt, in reinen Sand gelegt. Durch das Umlegen wird be wirkt, daß der Kork immer feuchte und an geschwollen bleibt, folglich keine Luft durch- laffen kann; der Sand erhält das Dier fri scher. Ein an und für sich gutes, geistreiches, und nicht durch Ingredienzen aus der Apo theke verdorbenes, Bier schmeckt, auf diese Art behandelt, lange Zeit vortrefflich. Bei denjenigen Gastwirthen, die das mei ste Dier aus Krügen verschenken, ist es noch weniger ein Wunder, wenn es öfters kaum zu trinken ist. Gewöhnlich bekommen sie es in großen Fässern; haben sie nun gerade in Mehrern T^gen wenig Biergäste, so läuft so ein Faß mehrere Tage, zuweilen eine Woche und darüber; mit jedem Tage kommt es der faulen Gährung näher, bis es endlich ganz 7io * stinkend wird. Im Sommer, wo eine große Menge im Keller verdorbene und noch oben drein warme Luft frei auf das Bier wirken kann, wird die Fäulniß noch mehr befördert, als im Winter; folglich ist gerade zu der Zeit, wo wir einen guten Trunk am meisten bedürfen, das Bier in vielen Gasthöfen am unschmackhaftesten. Um dieses zu vermeiden, sollten sich die Herren Gastwirthe kleine Fäs ser anschaffen, worauf sie das Dier gleich nach Empfang füllen könnten. Diese kleinen Fässer dürsten nur fest verspündet, und so bald das eine teer wäre, das andere angezapst werden, so würde das darin befindliche Dier gewiß rein und frisch schmecken. Die Ein richtung könnte so getroffen seyn, daß eines nicht mehr Dier, als den Bedarf eines Ta ges liefert. Nur freilich muß hier dieselbe Reinhaltung «der Fässer Statt finden, die ich oben für die Flaschen empfohlen habe. Die mehrere aufgewandte Mühe und Kosten wür den leicht durch den stärkern Absatz des besser schmeckenden Bieres vergütet werden. Es sollte mich sehr freuen, wenn ich durch diese gegebene Anleitung etwas zur Verminderung der, über schlecht schmeckendes und ungesundes Dier geführten, Klagen bei trüge. — Z. Anecdoten. Ein Beichtvater kam zu einer jungen Wittwe den Tag nach dem Begräbniß ihres Mannes, und fand sie mit einem jungen Menschen im Farospiel begriffen. Als er sein Erstaunen und selbst seinen Unwillen darüber äußerte, sagte sie ganz unbefangen: Warum sind Sie nicht eine Halde Stunde früher ge kommen? S-e würden mich in Thräuen