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66Z fallt nur um wenige Töne, und wird von Zeit zu Zeit durch Gesang und durch die Mu sik des Orchesters unterbrochen. Im Allge meinen werden alle Stellen gesungen, welche Wuth, Traurigkeit oder Freude ausdrucken. In den großen Theaterstücken der Smesen, die ost mehrere Tage spielen, wir-d weder die Einheit des Orts, noch die Einheit der Zeit beobachtet. In den Opern erscheinen Ge nien auf der Bühne, Vögel und andere Thiere reden und wandeln umher. Die Mandarinen ließen, um der Reisegesellschaft des Verfassers Höflichkeit zu beweisen, den Thurm von Sy-Hou aufführen, ein Schau spiel, welches den Nahmen von einem Thurm am Ufer eines Sce's bei der Stadt Hang- tscheu-fu erhalten. Genien, auf Schlangen sitzend, die um den See sich bewegen, eröff nen das Stück. Ein Bonze aus der Gegend Wird darauf verliebt in eine der Göttinnen, -ringt ihr frine Huldigung dar, und diese erhört, ungeaclstct der Warnungen Schwester, den Flehenden. Sie heirathet ihn, wird schwanger, und auf der Bühne von einem Kinde entbunden, welches sehr bald im Stande ist, davon zu gehen. Un willig über dieß ärgerliche Wesen, vertreiben die Genien den Bonzen, zerschmettern den Thurm durch einen Blitzstrahl, und setzen ihn in den Zustand, worin er sich noch befindet. Setzt man hinzu, daß in solchen wun derlichen Scenen ein Schauspieler an der Seite eines andern sicht, ohne ihn zu sehen, daß man, um anzudeuten man trete in ein Zimmer, bloß die Bewegung macht, als ob man eine Thüre öffne und den Fuß über eine Schwelle sehe, wovon keine Spur ist, daß ein Schauspieler, der eine Sptcßgerte in der Hand hält, für einen Reiter angefthn wird; so kann man sich einen Begriff von der dra matischen Kunst und dem Spiel der Acteurs machen. Besser werden die kleinen Stücke ge spielt. Hier singt der Schauspieler nicht, sondern spricht im gewöhnlichen Umgangslon. Das Schicksal betrogener Ehemänner ist ein sehr häufig benutzter Stoff solcher Theater stücke, und man sieht ost Situationen, wo der Verfasser so unverschlciert darstellt, daß keusche Augen und Ohren beleidigt werden. Aber gerade solche Auftritte wecken Entzücken und lauten BeifalLruf unter der Menge. So leidenschaftlich der Sinese die Schauspiele liebt, die er Tag und Nacht se hen möchte, so verachtet, ist der Stand des Schauspielers. Die Unternehmer können nur mit Mühe ihre Gesellschaften ergänzen, und müssen, damit es nicht an Zöglingen ih rer Kunstfehle, Kinder kaufen oder entführ Frauen betreten die Bühne nicht. Alle weibliche Rollen werden von Jünglingen ge spielt und zwar so täuschend, daß sie für Mädchen halten muß, wer nicht von dem Umstande unterrichtet ist. Lesefrüchte, aus Rei seb e s chrei - b u n g e n. i. Das Fest Aller-Seelen wird von der Todes-Brüderschaft in Rom auf eine merkwürdige Art gestiert, wovon Groslcy in seinen Bemerkungen scher Italien folgende Beschreibung mittheilt. „In einem sehr tie fen unterirdischen Gewölbe, das unter der Kapelle hinläuft, findet man zuerst einen Saal, dessen, mit.rothem Papicr bekleidete, ihrer reu.