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Belehrung und Unterhaltung. Nr. Dresden, den 24. Vulp igoy. 8 2. . - " > . Sineslsches Theater. Es gibt in Sina keine öffentlichen Schaum spielhäuser. Wollen die Bewohner eines Stadttheils Schauspiel haben, so legen sie eine Summe zur Errichtung eine- Theaters und zur Bezahlung der Schauspieler zusam men. Die Schauspielhäuser bestehn aus ei nem großen und einem kleinern Gemache. Sie werden gewöhnlich von Bambus errich tet, mit geringen Kosten erbaut, und neh men nur wenig Naum ein. Es sind Schop pen, deren Boden sechs bis sieben Fuß er höht ist, die von drei Seiten umschlossen und mit Matten bedeckt sind. Zn manchen Orten wird die Vorhalle der Pagoden für ein Theater zugerichtet. Bei den Mandarinen aber findet man eigens erbaute Schauspiel häuser, die ganz offen sind. Um sie für dra matische Vorstellungen einzurichten, «erden sie durch einen Vorhang in zwei Räume ge- theilt, und der hinterste Theil wird einge- fchlossen. Die Bühne ist in einem Augen blicke errichtet; denn in den sinesischen Schau spielen bedient man sich keiner Dekorationen; man braucht nichts als einen Tisch und einige Stühle, die vor einem großen Vorhänge ste hen, in welchem Oeffnungen sind, wodurch die Schauspieler hereintreten und abgehen. Alle Sinesen lieben das Schauspiel lei denschaftlich; Geringe und Vornehme drän gen sich hinzu, und selten wird ein Gastmahl bei Reichen gegeben, ohne daß man Schau spieler Herbeirust. Sie werden gut bezahlt und verdienen viel Geld. Ihre Kleider sind nach altem Schnitte und oft sehr reich ver ziert. Die Schauspieler haben einen Vor rath von dramatischen Werken, die sie aus wendig wissen, und immer auf der Stelle spielen können. Eine Gesellschaft besteht aus sieben bis acht Schauspielern, oft aus noch wenigem; denn derselbige Schauspieler kann in einem Stücke verschiedene Rollen spielen, weil er, auf die Bühne tretend, sich ankündigt und den Zuschauern sagt, wer er ist. Die vorgestellten Stücke sind aus der sinesischen Geschichte entlehnt, in der Man darinensprache verfaßt, und oft mit veralteten, so wenig gebräuchlichen, Ausdrücken ver brämt, daß drei Vtertheile der Zuschauer das Stück nicht verstehen. Die Schauspieler reden in singendem Tone. In großen Stücken ist wenig Ab wechslung in dem Recitativ; es steigt und Nnnn