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S2Z lich, hatte heute gerade Medizin genommen und sich in ein anderes Zimmer des zweiten Stockwerks, nach der Reitbahn zu, begeben. Eben blätterte er im geheimen Staats - und Kriegs - Lecreturio , einem damals rielgelesenen periodischen Blatte, als man ihm den hohen Fremden anmeldete. Im Schlafrocke — denn August wußte wohl, daß Karl weder ein Freund von Wor ten, noch von Kleiderprunk sct — im Schlaf rocke eilte er ihm entgegen. Man umarmte sich aufs zärtlichste. Flemming trat, nach den ersten Komplimenten, ab, und die Mon archen unterredeten sich nun gegen eine halbe Stunde allein — wovon? —- Was wäre die Geschichte, wußte sie Auskunft zu geben von dergleichen Konferenzen gekrönter Häup ter !! Jndeß läßt sich wohl denken, daß gerade diese Unterhaltung nicht eben von dem größ ten Interesse sepu konnte. Denn was Karl verlangte und August nothgedrungen zusagte, war zu Altranstedt langst abgethan, erst durch Imhof und Pfingsten, dann durch An glist selbst, als er Karln zu Altranstedt be suchte. Gegenstände von solcher Wichtigkeit kamen also sicher nicht zur Sprache. Beide Monarchen sanden in sich Ursachen genug, auch nur die entferntesten Berührungspunk te solcher Materien zu vermeiden. Sonder Zweifel lag dem ganzen Besuche nichts als eine Art von sonderbarer Höflichkeit zum 624 Grunde, welche August dem Könige von Schweden gewiß gern erspart hätte. Jndeß war Karls Anwesenheit im Schlosse binnen wenig Minuten allgemein bekannt. Fast stürmte man die Schloßgasse, den Helden Enropens — denn das war Karl damals — zu sehen. Aus dem Schlosse selbst aber flog, auf Flemmings Veranlassung, Bote auf Bote, alle zu einer glänzenden Cour nöthigen Hosherren herbei- zuholen. Die eben anwesenden unterhiel ten sich mit Karls Gefolge, welches August endlich ins Zimmer nöthigte, um sich desto unbemerkter zu entfernen und dennoch andre Kleider anzulegen. „Mein Herr Bruder, der König, sagte Karl, als ec es inne ward, zu Flemming, wird sich doch meinetwegen nicht anders an- thun? Er trägt den Friedens-, ich den Kriegsrock. Sind wir doch also Beide nach Geschick angezogen. " Worte, die, wenn man will, wohl einer bittern Auslegung fähig sind. Doch fragt es sich, ob Karl etwas Bitteres damit sagen wollte? Denn Här te lag wohl in seinem Charakter; aber nicht Spott. — Uebrigens ist die Quelle, woraus wir jene Worte mitheilen, näm lich das obengenannte Tagebuch, nicht eben verdächtig. Denn Flemming konnte sie ja wohl seinem alten treuen Diener mitge- theilt haben. ( Die Fortsetzung nächstens,) .