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6o6 den großen, seltnen §l:iß, die Ordnung und Regelmäßigkeit in allln Arbeiten lind Ge schäften. Srreng und sorgfältig war jede Stunde des Tages gewissen Arbeiten gewid met, und diese genaue Zeiteinrheilung, über die er sorgfältig hielt, machte es möglich, so viel zu lesen, zu studieren, zu arbeiten, als er gethan. Auch in der Hinsicht bleibt er ein Vorbild für Alle, zumal für Jünglinge, die etwas Großes und Bedeutendes in der Welt wirken wollen. Die Ercerpte, Vorarbeitungen, Aufsätze, alle Papiere, die er hinterlassen, sind so reichhaltig und wichtig, daß wir nur wün schen müssen, sie in guten Händen zu sehen, die davon den rechten Gebrauch zu machen wissen. Noch lange nach seinem Tode wird er segensreich sortwirken, und die Achtung aller Guten und Einsichtsvollen bleibt ihm gewiß. Es ist nicht die Absicht dieser Zeilen, ihm eine Lobrede zu halten. Theils bedarf ein Verdienst, w.e das seine, derselben nicht; thcils forderte sie eine Einsicht, liefe Klar heit, genaue Bekanntschaft, wie Wenige be sitzen. Aber möchte, zu wahrem Nutz und Frommen der Mitwelt und Nachwelt, ein Mann unter den Tentsetzen auftreten, der das große und schöne Bild seines Lebens mit sichern Zügen darzustcllcn vermag! Unvergänglich ist sein Ruhm, und heilig sein Andenken allen denen, die des Schick sals Gunst noch naher mit ihm vereinte! Unter großherzigen freien, edel» Teutschcn glänzt und leuchtet, ein Stern erster Größe, immerdar der thcure Nähme: Johannes Müller! Historische Miscellen. Der Bruder des casiilischcn Königs San- cho's IV, Jnsant Joann, der nach der Sitte des Zeitalters mit seinen Kriegsleuten aus dem Vaterlande, das er durch Empörung beunruhigt, weggezogen war, kam endlich zu dem Maurenfürsten Aben Jusos in Afrika. Er versprach seinem neuen Beschützer, mit fünfhundert Reitern Tarifa in Andalusien zu erobern, und Abun Jusef ließ den Jnfanten mit Kriegsvolk auf die spanische Küste brin gen. Alonso Perez de Guzman, der Ahn herr der Herzoge von Medina Sidonia, ein wackerer Krieger , gebot in Tarifa über eine ansehnliche Besatzung. Zeder Angriff des Jnfantcn ward tapfer zurückgeschlagen. Wü- thend über den hartnäckigen Widerstand, ließ Joann den Schn des Befehlshabers, einen Säugling, der auf einem benachbarten Dorfe erzogen ward, der Amme rauben. Mit dem Kinde auf dem Arme, trat er unter die Mauern der Stadt, und rief den Soldaten zu, die hinabschauten, er lasse Don Alonso entbieten, es solle der Knabe getödtet werden, wofern man nicht sogleich die Stadt übergebe. Empört über die unmenschliche Drohung wur den die Krieger laut, und der unruhige Lärm gelangte zu Don Alonso, als er eben beim Mahle mit seinen Kriegsgefahrten saß. Das schreckliche Gerücht, das von Mund zu Mund lief, sagte ihm Alles, was sein Va- terhcrz zerreißen kann; aber seine Festigkeit nicht verläugnend, zeigte er sich schnell auf der Stadtmauer. Joann wiederholt die Drohung; vor den Augen des Vaters will er das Kmd ermorden. Alonso gebot helden- müthig der Stimme der Natur, zu schwei gen vrr dem Rufe der beschworenen Pflicht,