Volltext Seite (XML)
die Acten seiner Amtsführung, und begab sich zu seinem Kuhrsürsten ins Eichsseld, wo er von dem teulschen Kaiser den Nuf zum Hofrath bei der geheimen Hof- und Staats- Kanzlei erhielt. Dieß verwickelte ihn in ei nen schweren Kampf mit sich selbst, den der Kuhrfürst durch seine Briefe entschied, und am 12. Febr. i?93 entschloß er sich, nach Wienzu gehen. Spater wurde er erster CustoS der kaiserl. Bibliothek in Wien, und Kaiser Leopold erhob ihn in den Rcichs- adelstand. Aber er fand Hindernisse und Zu rücksetzungen, die er nie erwartet, noch ver dient, und nahm daher, nach I2jährigcm Aufenthalt in Wien, den Nuf zum gehei men Kriegsrath und Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin, willig an. Hier erlebte er mit tiefem Schmerz den Ruin der von ihm geliebten preußischen Monarchie im I. 1806. Napoleon kam nach Ber lin , lernte ihn persönlich kennen, rief ihn beim Ende des Kriegs nach Paris, ernannte ihn dort zum Minister Staatsftkretair des neuen Königreichs Westphalen, welches Amt er bald mit dem eines Staatraths und Di rectors des öffentlichen Unterrichts vertauschte. Unter vielen drückenden Amtsgeschästen ruh ten hier mehr, als ihm lieb war, seine lite rarischen Arbeiten; der 4. Band seiner Ge schichte der Schweiz war schon 1795 erschie nen ; die erste Abtheilung des ztcn schon vor dem preussischen Kriege beendigt, und erhielt, als üe in der letzten Ostcrmesse ausgegeben ward, nur die Vorrede in Cassel. Seine übrigen Verhältnisse können hier nicht entwickelt werden. — Er starb am 29. Mai dieses Jahres, an einer Nervenkrank heit, die alle Sorgfalt, viele Hoffnungen vereitelte, und die ersten Stsatsdiener folg ten seinem Sarge zum Grabe! — So verging ein reiches, wechsetvolles, fruchtbares, schönes Leben, das manchen schönen und würdigen Plan unvollendet las sen mußte, und in der letzten Zeit in Ver-. hältnisse verwickelt wurde, die dem edeln Manne Unmuth und Beschwerden mancher Art, auch den Schmerz, viel verkannt zu werden, zuzogen! — Bis in die spätem Zahre hinüber gelei tete Müllern die feurige, tiefe, ungc- schwächte Liebe der Wahrheit, der lebendige, geläuterte Enthusiasmus für alles Große und Schöne, ein seltner, nie ermüdeter E:ftr und Fleiß für Wissenschaft und Kunst, und der reinste, wärmste Sinn für Freundschaft. Mit jugendlicher Wärme und einem, auch durch manche trübe Lebenserfahrungen nie geschwächten, Vertrauen schloß er sich, noch im höhcrn Mannesaltcr, an Menschen an, die er ltebgewonnen, und suchte jede jugendliche Kraft für das Höchste zu gewinnen, und auf ein großes, würdiges Ziel hinzuleiten. Viele segnen auch in der Hinsicht sein theures An denken. Leicht ward er heimisch in allen Verhält nissen des Lebens, überschaute mit sichern Blick alle Umstände, blieb allenthalben sich selbst und seinem festen Lebensplane treu. Seine Verdienste als Gelehrter, Schrift steller, Staatsmann zu würdigen, ist hier nicht der Ort, und es bleibe dicß Männern von Einsicht und Erfahrung überlassen. Wie viel er gewirkt und gearbeitet, ist den Veßten unscrs Volks nicht unbekannt; die ihn noch in engern Verhältnissen kennen lernten, sein häusliches Leben beobachteten, bewundern