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Nr. 4 Dresden, den 17. July 1309^ 79- Regeln zurErhaltung derGesund- h e i t. Vom Vaden. *^ier ist nicht die Ncde von künstlichen und mineralischen Bädern, die in die Medizin gehören, sondern vom Baden des Körpers in natürlichem, reinem Flußwasser, welches als Erhaltnugs- und Beförderungsmittel der Gesundheit nicht genug zu empfehlen ist. Man badet sich entweder im kalten oder im lauen Bade; das warme Bad, d. h. dessen Wärme die natürliche Warme des mcnschl.ichen Körpers übersteigt, wird nur bei kränklichen Zufällen unter der Leitung eines Arztes gebraucht, und würde dem Men schen im gesunden Zustande Nachtheil brin gen. — Die Wirkungen beider Arten des Bades sind folgende. Das kalte Bad bewirkt Zusammenziehung der Haut, und da her Verengerung der in ihr verbreiteten Ge- fäßchen, wodurch das, in ihnen enthaltene, Blut mit Schnelligkeit in die größern Gesäße nach dem Herzen zurückgetrieben wird; und hieraus erklärt sich die Bekommenheit und ! as tiefe Einathmen bei dem ersten Eintritt ins kalte Wasser. Die größern Gefäße lei sten aber dem Andrange des Blutes Wider stand, es tritt bald wieder in die Hautgefäße zurück, und nun hat man keine Empfindung von Kälte mehr, sondern es verbreitet sich erneuerte Warme über den ganzen Körper und erzeugt ein unbeschreibliches Wohlbeha gen, so daß man sich ungern wieder vom Wasser trennt. Dir Wirkungen des kalten Bades sind also äußerst wohlthätig für gesun de, robuste Menschen; aber wegen des an fänglichen Andrangs des Bluts nach den grö ßern Gefäßen wird cs solchen Personen schäd lich , die an irgend einem Fehler der Lunge, Leber, Milz oder des Gehirns leiden, oder die aus Alter schwach sind. — Das laue Bad, d. h. ein solches, dessen Wärme der natürlichen Wärme des Menschen' gleich kommt, wirkt auf die entgegengesetzte Weise. ES lockt das Blut sanft und mäßig von den innern Theilen nach der Haut, wodurch ein angenehmer Reiz auf die Hautuerven entsteht, die mtt den Eingewtidenerven in Verbindung stehn, und wodurch also auch diese wohlthätig asficirt werden ; zugleich setzt es auch die ein- saugenden Gefäße in Thätigkeit. Wegen der Ableitung des Bluts von den innern Theilen ist es besonders solchen Personen zu empfehlen.