Volltext Seite (XML)
627 62A Am längsten hielt er sich im Zcughaufe auf, wo ihn besonders eine ungeheure Ka none reizte, welche man ihm nicht einmal Zern zeigen wollte, weil sie — sonderbarer Grund — den Schweden im 20jährigen Kriege abgenommen worden war. — Der Zeughauptmann trat wohlbedächtig vor die Kanone, und suchte Karls Blick auf andre Gegenstände zu leiten. Allein das Wapcn mrit den drei Kronen entging ihm nicht. Ein Landsmann— sagte Karl lächelnd — Freund, wie bist du hereinkommen? — „Im ZOjahrigen Kriege, entgegnete der Zeughauptmann und wollte sonder Zweifel der Kanone Biographie erzählen. Allein Karl, gewohnt, Alles kurz abzufertigen, ließ ihn nicht zum Worte kommen. Mit Gustav Adolfs Willen steht sie ge wiß nicht hier — sagte er lächelnd, indeß Flemming, seitwärts gegen Crcuz und Härd, Musterte, wenn Sc. Majestät Verlangen trü gen nach diesem großen Stück, würde der König, sein Herr, cs gewiß gern an die schwe dische Armee abliefern. Allein Hard meinte, im Zeughause zu Stockholm möchten wohl auch pohlnische und sächsische Kanonen stehen. Jeder behalte doch immer gern, was er ge wonnen habe. Crcuz versicherte, der König werde auf jeden Fall Bedenken tragen, dem Zeughause eine seiner schönsten Zierden zu rauben. Flemming bot die Kanone natürlich nicht zum zweiten Mal an. Als Leide Könige über den Neumarct rit ten, legte sich, unsern des Stallgcbaudes, tln Mensch quer über den Weg, gerade vor Karls Pferd, und bat um Gnade für seinen Herrn. Der König fragte, wer er sey? „Nor ri'Ngk, weiland Ln Diensten des gefangenen czaarischen Gesandten/'' Patkuls? — sagte Karl hitzig — Dein Herr hat cs gar übel mit mir gemeint. Da mit beugte er das Pferd auf die Seite und ritt schweigend weiter. Den König August schien dieser Vorfall in einige Verlegenheit zu setzen. Denn er selbst hatte, wie wenigstens Patkuls Bio graphen behaupten, schon lebhaft, aber um sonst für den Unglücklichen sich verwendet. Der Herzog von Holstein blieb einige Minuten zurück, und that verschiedene Fra gen an den sonderbar Bittenden, welche die ser mit Thranen beantwortete. Nachdem Karl die Reitbahn in Augen schein genommen hatte, bat ihn August noch mals, im Schlöffe zu soupiven, und noch lieber zu übernachten. Allein Karl meinte, wollte er hier bleiben, so würden seine Schwe den glauben, er sei gefangen, und morgen gewiß Dresden belagern. Flemming erbot sich, die Nachricht von Sr. Majestät Nachtquartier zu Dresden so gleich durch einen Adjutanten ins Hauptquar tier nach Oberau berichten zu lassen. Doch Karl blieb bei seinem Entschlusse. Als er auf die Mitte der Brücke kam, singen die Kanonen an zu donnern. Karl, kein Freund von Ceremoniecn, sagte halblaut, aber, wie Flemming bemerkt zu haben glaub te, nicht eben Ln der beßrcn Stimmung, zum Gen. Major Crcuz: Das ist zu viel Ehre für einen schwedischen Tra banten. Dem Könige aber dankte er mit der Bemerkung: Was werden meine Schweden sagen? sie wissen es nicht, daß ich in Dresden bin.