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636 zu beschmitzen. Aber auch dann hatten die Schweden ja wohl Aerzte genug, den Leich- nam untersuchen zu lassen. Gewöhnlich behauptet man auch, Flem ming habe dem König August in geheimer Konferenz gerathen, Karl» gefangen zu halten, bis er Patkuln frei gebe. Allein abgerechnet alle bisherigen Bemerkungen über einen derglei chen Plan, —- so waren auch Flemming und Patknl schon seit geraumer Zeit nicht mehr die beßten Freunde, und jener fand also kei nen Grund in sich, für diesen zu intercedi- ren. Ferner ergibt sich ans der, mit Hülfe einer ungedruckten Quelle ziemlich genauen, Geschichte von Karls Besuch in Dresden, daß Flemming nicht einmal Zeit und Gelegenheit hatte, mit seinem König geheim zu conferiren. Wollte Flemming ja für Patkul etwas thun, so konnte es am beßten geschehen, als des letztern Diener vor Karln auf dem Neu markte sich niederwarf. Aber er sagte, wie es scheint, nicht eine Silbe dazu. Ueberhaupt war er schon für sich froh ge nug, auf Stanislav's Fürsprache Karls Gna de wieder erlaügt zu haben, und hörte ge wiß, in dessen Gegenwart, nicht einmal gern Patkuls Nahmen nennen. Von Oberau ging der König von Schwe den über Radeberg, Stolpen, Bischofswer da, Bautzen, Meißenberg, Reichenbach, Görlitz und Lauban nach Schlesien. In Lauban traf er dzn kaiserl. Minister Graf von Ziuzend orf, der ihm die kaiser liche Unterschrift des, zu Altranstedt abge- schloßnen, Vergleichs überreichte, nach wel chem der Kaiser, aufKarls Antrag, den Protestanten in Schlesien freie Religions übung verstattete; weshalb mail in der Folge die, von den Evangelischen in Schlesien ge bauten Gotteshäuser Gnadenkirchen nannte. Uebrigens wurde der Kömg von Schwe den auf seinem Rückmarsch aus Sachsen über all mit gebührenden Ehren empfangen. De putationen gingen, Dichter sangen, Glocken hallten aus allen Städten ihm entgegen. „Und ward er überall bewillkommt, sagt un ser Tagebuch, als ein großerHeldenkönig und Kriegsmann, der auch aller Ehren wohl wür dig war. Denn was er in Europa gethan, wird ihm wohl keiner nachthun." Was würde der gute, alte Journalist sa gen, könnte er jetzt, ein Jahrhundert spä ter, sich in Europa umsehen?! —> UnglücklicheZeiten verschlimmern die Menschen. Unglückliche Zeiten sind theils physisch - theils moralisch - schlechte Zeiten. Theurung, Mangel, Hungersnoth, ansteckende Krankhei ten, Krieg, Verheerungen durch das Feuer, Wasser oder Schwert sind physische Uebel, ihr Daseyn verursacht Schmerzen, trübt den Geist, zieht das Herz zusammen, verscheucht die Großherzigkeit und den Edelmuth, macht selbstsüchtig und verdirbt sowohl die Denkart als die Gesinnung der Menschen. Werden Alle von solchen Uebeln geplagt, drückt Alle Elend und Noth: so sorgt Jeder bloß für sich; alle Theilnahme an dem Unglücke An derer verschwindet; der Mensch sinkt zum käl testen, egoistischen Geschöpfe herab, das bloß sein Leben zu erhalten sucht, und das sich nicht darum bekümmert, daß Alle diesen Wunsch hegen und daß Alle einen bessern Zu stand verlangen. Bei einer solchen öffentlt-