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Beiträge zur Belehrung und Unterhaltung. Nr. Dresden, den 23. Iunp 1309. 69. Ueber die gesellige Unterhaltung hei Gastmähler n. s wollen von mehrer« Seiten Klagen Über die drrmalige Dürftigkeit der Unterhal tung bei größern und kleinern Tafelgesellschaf ten verlauten. Da unter Gebildeten man sich billiger Weise doch nicht bloß zum Essen und Trinken einladm kann; so hofft mit Recht Jeder, der zu ein^m Schmaus gezogen Wird, dabei noch mehr als bloß Sättigung des thierischen Bedürfnisses zu finden. Es gehören in der Thar ziemlich derbe und ma terielle Naturen dazu, um an dem letztem allein sich genügen zu lassen; auch die, wel che des Wohlgeschmacks Freuden eben nicht verschmähen, wünschen doch diesen Genuß durch einen etwas feinem und geistigem er höht und gewürzt. Nicht eben eine geistrei che, erbauliche Unterhaltung, aber doch ge selliges Vergnügen sucht man, welches doch nicht allein in gemeinschaftlichem Essen und Trinken besteht. Wie aber die echte Lust und Freude, Scherz und Laune den Men schen immer mehr auszugehen scheint, so mag man diesen Mangel wohl auch bei vie len Schmausereien finde». Beim Anfang der Tafel muß die Lust sich merst erst durch die ruhige Unterhaltung durch arbeiten, in der man sich erst befreundet, traulich sich nähert, zumal in größern Gesell schaften selbst alte Bekannte anfänglich sich etwas fremd scheinen. Ist nun die Unterhal tung arm, einsilbig, stockend, zurückhaltend; so ersterben Lust und Freude im ersten Keim, und langweilig, peinigend schleppt der Schüs seln langer Zug sich hin, und selbst des sonst begeisternden Weines reicher Genuß macht die Gäste eher stummer, als beredter, freu diger. Die Politik gab immer den reichsten Stoff zur Unterhaltung her; für sie sprach etn allgemeines Interesse; Jeden berührte die Geschichte deS Tages; leicht war die Summe der Neuigkeiten von Vielen zu ver mehren. Hier durfte die Angelegenheit deS Vaterlandes, des Standes und bürgerlichen Verhältnisses, selbst des Hausvaters und der Hausfrau mitsprechen; eine Sage, ein Ge rücht, irgend eine neue Notiz wußte wohl Jeder, und so erschien keiner ganz geisteS- arm. Allmälig schloffen auch andre Bemer kungen sich an; man fühlte in seinem politi schen Verhältnisse sich glücklich, und die 3rr