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555 556 Feuchtigkeit. Sorgfältig werden daher die ersten reifen Trauben gelesen, man trocknet sie vorsichtig und zieht einen honigähnlichen Saft daraus. Durch Vermischung dieser Essenz mit dem gewöhnlichen Weine erhält man den echten Tokay, wovon es zwei Arten gibt, Ausbruch nähmlich und Masklaß. In dem Masklaß ist zweimal so viel gewöhnlicher Wein mit einer gleichen Menge Essenz als in dem Ausbruch. Sine fische Tafelgebräuche. Die Sinesen laden sich bei verschiedenen Gelegenheiten zum Essen ein; aber bei ihren Gastmahlen herrscht nicht die Freiheit, wel che man in Europa kennt; alles ist gezwun gen und abgezirkelt und selbst hier verlängnen sie nicht die steife Förmlichkeit, woran sie ge wöhnt sind. Dieß gilt nicht von den gerin- gern Volksklüffen, die überall freier leben, und weniger pünktlich in Beobachtung der llmgangssitte sind; aber ftlbst Leute aus dem Volke sind in Sina ceremoniös, obgleich sie ihre einfachen Sitten weniger verlängnen. Jeder Gast hat bei einem festlichen Mahle seinen eigenen Tisch; zuweilen dient einer für zwei, selten aber für drei. Alle diese Tische, in eine Reihe gestellt, haben keine Tischtücher, sie sind bloß gefirnißt und vorn mit einem Stücke Tuch oder gestickter Seide beseht. Bei großen Gastmahlern werden mnt?n auf den Tisch große Schüsseln mit z »rs.bnittenem, v yra m l d c n fö r m i g a u sg c f ch i ch - lelen Fleische g s ht; ober cs sind nur Schau esten. Die den Gasten bestimmten Gerichte werden in besoncern Schussln aufgetragen und vor I den gestellt. Zuerst wird des Wirths Gesundheit ge trunken. Die Höflichkeit fodert, den Decher mit beiden Händen zu fassen, ihn bis an die Stirne zu heben, und wenn man ihn wieder gesenkt hat, endlich an den Mund zu führen. Man muß langsam trinken und die Schaale neigen, damit Jeder sehe, sie fey leer. Die Sinesen haben bei Taft! Stäbchen von Holz oder Elfenbein, neun bis zehn Zolle lang, die ihnen statt der Gabeln die nen und womit sie sehr geschickt die Fleisch stücke auffassen; denn nichts wird unzerschnit- ten aufgetragen. Da sie sich gar keiner Löf fel bedienen, so führen sie die Schüssel, worin der Neis aufgetragen wird, an die Lippen, und bringen ihn mit ihrem Stäbchen in den Mund. Die Schüsseln werden mehrmals während des Mahls gewechselt. Man trinkt zwei bis drei Tassen Wein oder Thee. Vor dem Dessert steht Jeder auf, und sobald es aufgetragen ist, kehrt jeder an seinen Platz zurück. Nach aufgehobener Tafel gibt man den Dienstboten ein kleines Geldgeschenk, und Tags darauf schickt man dem Wirthe ein Dankschreiben. Nachrichten vom Lauterst ein. Lauterstcin hieß ursprünglich nur ein Fel sen an der Bockau. Als die Besitzer der dor tigen Gegend nach und nach 2 Schlösser an legten, nannte man diese erst die Schlösser auf dem Lauttrsieiu. Das älteste baute Al- bcricus, Burggraf zu Leisnig, 1296, als eine Schutz- und'Trutz- Veste gegm seine Feinde und Räuber, aus einem hohen Feissn, wo vorher schon in eener kleinen Burg eine böhmische Edelfrau hauscte, mit deren Tode jene einging. Die Burggrafen von Leisnig verpfändeten 1200 die Herrschaft Lautcr^reu-