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zur Belehrung und Unterhaltung. Nr. Dresden, den 26. Inny 1809. . 7o. Ueber die gesellige Unterhaltung bei G a st m ä h l e r n, (Beschluß.) nsre Vä:er, die doch auch zu leben wuß ten, würzten die Freuden der Tafel und des SchenktischeS durch Gesang und durch die Gesundheiten. Aber, als thu'es uns noch, Alles, was laute Freude und Lust erzeugt, zu verbannen, sind auch diese beiden wahren Freudenbringer aus den Gesellschaften von s. g. gutem Ton verscheucht. Wir fragen wohl: warum? aber die Gesetze des An stands", der Sitte, geben schwerlich dar auf eine befriedigende Antwort. Und wie könnten sie es? Wenn das Haupt voll süßen Weines, das Herz voll Freude ist, geht diese gern in Gesang über, auf dessen Wo gen leicht und frei die neubelebte Kraft, im leisten Fahrzeug, schwebt. Der gemeinschaft liche Gesang verscheucht die Charis nicht, die jedes gesellige Mahl umschweben soll, und wenn er scheinbar die Unterhaltung unter bricht, die doch wahrlich keine systematisch geordnete Untersuchung und tieferschöpfenve Bohrung seyn soll; so macht er sie nur man- ntchfaltiger, gibt ihr einen reichern, üppigen Farbenschmuck, der aus den kurzen Pausen, die nach ihm entstehen, leicht entblüht —- Scherz aus Scherz, Lust aus Lust. Und was ist ein Mahl ohne Gesang? Unsre Väter fühlten's, wie er das Herz erhebt, manche un nütze, förmliche Schranken der Convenienz zerbricht, die Menschen einander näher bringt, das ganze gesellige Verhältniß leichter, freier — im beßtcn Sinne, — und heitrer macht. Wer einmal die Wirkung beobachtet hat, dir ein anmuthiger Gesang in einem vorher ziemlich einsylbigen Kreise, wenn der Wein ihn ermunterte, hervorgebracht; wie da manches Auge, das vorher stumm und be deutungslos auf seinem Glase weilte, oder in der Gesellschaft unstätt umher schwankte, auf einmal freudig beredt wurde; wie Vielen das Herz aufging und der Mund dann über strömte von Heiterkeit und Scherz; wie Be kannte sich traulich die Hand drückten, sich einander lieber schienen: der muß den meisten jetzigen Tafelvereinen vor allem frohen Ge sang wünschen, der wenigstens auf Minuten allen irdischen Sorgen, häuslichen und pa triotischen Bekümmernissen entrückt. Nicht die Jugend allein ergötzt sich daran; auch die Alten stimmen freudig mit ein, eben so- Aaaa ... . *