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448 N v t i Dem Handel mit Spanien verdankt Chemnitz fast den größten Theil der goldncn Zeit, die sei ne Baumwoll-Manufacturcn einst genossen, und deren Wohlstand dadurch begründet wurde, weil in manchen Jahren über ein Dnttheil der gan ten hiesigen Fabrication nach Spanien abgesetzt wurde. Die Artikel, die Spanien von hier und aus hiesiger Gegend zog, bestanden hauptsächlich in Canefaßen, halbbaumwollenen Atlaßen und Köpern, sogenannten Brabantern zu Hemden und langen Beinkleidern für die Matrosen, und etwas Piquee, ferner in baumwollenen Strümpfen und Mützen zu großen Versendungen. Den ersten Stoß erlitt jedoch dieser vortheilhafte Handel durch ein Einfuhrverbot aller fremden baumwollenen Maa ten, und namentlich der Mußeline, Kattune, Zi tze, Piqueds und dergl. bei 50. Realen Strafe für rede Elle, das die spanische Regierung zu Gunsten ihrer inländischen Baumwoll-Manufaccuren, die in Catalonien entstanden, im Jahre 1735. erließ und zu Ende des Jahres 1302. noch mehr schärf te. Dann wußten sich die Engländer in dieser Zeit des Paschhandels zu bemächtigen, wozu sie durch ihre Schiffarth begünstigt wurden, indem sie sich heimlich mit der Handelseompagnie der Philippinen in Cadir verbanden, die unter dem Vorwandte ostindische Mußeline und Kattune für die Kattundruckereicn in Andalusien einzuführen, tugleich alle mögliche englische baumwollne Waa- ren in Spanien einbrachte, und wobei viele spa nische Große affoziirt waren. Diese Compagnie wußte es selbst zu verhindern, daß ein großes Handelshaus in Cadip, ob es gleich bei Hofe we* gen seiner Gcldvorschüsse in großer Gunst und r e n. Ansehen stand, gleichwohl ein Privilegium, um auf fünf Jahre jährlich für eine Million Piaster baumwollene, insbesondere sächsische Waaren eim tubringen, nicht erlangen konnte. Das indüstnöse Sachsen, ob es gleich durch keine eigne Schiffarch unterstützt wird, führte aber auch in andern Artikeln mit Spanien einen leb haften Handel, als in leinenen Waaren aller Art aus der Lausitz, in sächsischen Spitzen, besonders schwarzen, aus unserm Em-birge (von welchen die breitesten zu Sc! leiern in den Colonien getra gen werden) in Flaues und Zeug, in Eisenwaa- ren, als Zulegemessern, Sattossern und dergl. und in Holzwaaren aus Seifen und andern Or ten der Aemter AugustuSburg und Wolkenstein. Allein ausserdem daß die jetzige Seesperre diesen Verkehr gänzlich unterbrochen hat; so wurd-m auch schon vorher dle sächsischen Spitzen von den Märkten zu Cadix, Varcellona und Manilla durch die englischen verdrängt, als dle Engländer an fingen alle Sorten von Spitzen auf ihren Peti- netmaschinen zu verfertigen. Die sächsischen Fla nelle und Zeuge mußten ebenfalls durch die Con- eurrcnz der Engländer und Niederländer leiden und außerdem entstanden in Spanien ftlbst, alS in Segovia, in Escoray, in Biseaya, in Bar- zellona und Dalenzia Wollmanufacturen, so wie auch die große Tuchmanufaktur irr Guadalaxara, die an zo,Ooo Menschen beschäftigt, Flanell und Zeuge mit zu verfertigen anfing. Auch leinene Waaren fing man in Gallizien und Asturien an zu fabriziren, obgleich die Fortschritte darinnen noch sehr unmerklich seyn sollen.