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man auf die Idee gekommen ist, Glas im Feuer zu färben, um vottkommnere und dau erhaftere Gemahlde hcrvorzubringcn. Man kann die Kunst auf Glas zu mah len in zwei Arten, in die einfache und zu sammengesetzte eintheilen. Die einfache wur de ich diejenige nennen, wo die Farben glatt, (nicht erhaben) verbreitet, und so mit dem Glas verschmolzen sind, daß sie es durchdrin gen, und es unmöglich ist, sie zu zerstören, selbst wenn man das Glas umfchmelzcn woll te. Dieses Verfahren auf Glas zu mahlen, würde man ohne Zweifel schicklicher die Kunst das Glas zu färben oder zu koloriren nennen, als ihm den Nahmen der Mahlerei geben, welcher meiner Meinung nach, vielmehr der jenigen Kunst zukommt, die ich die zusam mengesetzte nenne, weil sie beide Verfahren mit einander vereinigt. Die zusammengesetzte Mahl^rei ist dieje nige, welche blos vermittelst des Feuers auf das Glas befestigt ist, wie es gemeiniglich die nackten Fleisch-Theile (carnations,) die Schatten, und wie es auch die Kameen oder Helldunkelgemahlde (Orrsuilles) sind. Ich nenne sie zusammengesetzt, weil sie der Dei- hülfe des erstern Verfahrens und zuweilen auch des Emails (der Schmelzung) benöthigt ist, um den Effect hervorznbringen, der bet einem Gcmählde verlangt wird. Die email- lirten Gläser können unter dieser Claffe von Glasscheiben mit bcgiiffm werden. Die ersten Glasmahler haben zuweiten alle drei Verfahrungsarten zugleich ange wandt, nämlich das Farben des Glases, das wirkliche Mahlen oder Befestigen der Farben auf die Oberfläche und das Email, und im Museum der französischen Denkmahler befin den sich Glasscheiben aus dem 12. und i6ten Jahrhundert, die an vielen Stellen Email- Erhöhungen haben, so wie es auch derglei chen giebt, wo man kein Email bemerkt, die aber deßhalb keinen geringer« Effect gewäh ren— zürn Beweis, daß zur Darstellung schöner Muhlerei auf Glas das Email nicht nothwendig ist. Indessen ist die Anwendung des Emails schlechterdings nöthig, wenn man irgend einen Gegenstand ganz auf ein einziges Stück Glas bringen will, weil die ses, ohne sich mehrerer Stücken zu bedienen, und folglich, um dieselben zu verbinden und zusammen zu halten, ohne Anwendung des Bleies, auf keine andre Weise ausgeführt werden kann; welches für kleine Gegenstän de/ dergleichen uns einige kleine Gemahlde aus dem i6ten Jahrhunderte darstellen, eine große Unbequemlichkeit ist. Es ist zu bemer ken, daß bei dem Email der üble Umstand statt findet, daß es sich bei irgend einem Stoß abblättert, so wie man die ordentlich aufge- mahlten oder blos aufgetragenen Gegenstän de, wie z. D. die Schatt.n und nackten Thei le, durch eme starke Säure von der Oberflä che des Glases wegbringen kann. Um mich davon zu überzeugen, habe ich diesen Versuch selbst gemacht. Also sind blos die mit dem Glase innig verbundenen (amalgamirten) F.uöen, unzerstörbar. Dre Mahlerei auf Glas machte in Frank reich große Fortschritte, nicht blos durch den häufigen Gebrauch, den man davon machte, sondern auch durch das Studium der Künst ler, die sich praktisch damit beschäftigen. Die ältesten Glasscheiben, die sich im Mu seum der französischen Dmkmähler befinden, gehen bis ins L2te Jahrhundert zurück. Ich