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MichM G IBHteii ßrtsblatt für Mrchtchin. Zmnickshaiil, Icherrülli», Aeiich, Asrsdorf M, MiNmsßaiii, IlichKliin 8nbstkiiiiKi, Sliiii, SW, MM«, MchWg. Pmhw, Leisnlshsk, ZüMiiitz, Thrm, MW". AetufiiH M !I«iMi. MU rinrr illustrierten Sonntags - Beilage. Dieses Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mit dem Datum des nachfolgenden Tages und kostet monatlich 35 Pfg., vierteljährlich 1 Mark. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der Amtshauptmannschaft Grimma, sowie für Anzeigen am Kopfe und im Reklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein. Mittwoch, den 19. Dezember 1900. Nr. 149. 11. Jahrgang. Französische Grenzbefestigungen. Wie allen Maßnahmen, welche die deutsche Mili tärverwaltung zur steten Kriegsbereitschaft und zur Wahrung der nationalen Wehrkraft trifft, von den Fran zosen von jeher größte Beachtung geschenkt worden ist, so sind die Neubauten, welche in der Umgebung von Metz zur Zeit zur Ausführung gelangen, natürlich jen seits der Grenze nicht unbemerkt geblieben und wenn sich auch die erste Aufregung gelegt hat, die die Kunde von der Errichtung der beiden neuen, der französischen Grenze bedeutend näher als die bisherigen Forts ge legenen Werke seiner Zeit hervorrief, so verfolgt man nicht nur mit scharfen Blick das begonnene Werk, sondern man erwägt auch eingehend, welche Gegenmaßregeln man ihm gegenüber treffen müsse. Man hat in dieser Beziehung gegenwärtig sich wieder der Frage zugewen det, ob das der Grenze gleichlaufende System der Speir- forts noch allen Anforderungen entspricht, und obwohl es noch gar nickt lange her ist, daß man zu der Ueber- zeugung gelangte, daß die geradezu krankhafte Neigung, jeden nichtigen Geländepunkt festungsartig auszubauen, nur zu verhängnißvoller Schwächung der Feldtruppen führen muß, so droht den Franzosen doch wieder ein Rückfall in die als „malaäio äs pierr68" sehr richtig bezeichnete Krankheit. Der deutschen Grenze gegenüber lassen sich bekanntlich drei gewaltige Gruppen von Festungs werken unterscheiden: im Norden Verdun mit seinen vorgeschobenen Werken und den südlich auf dem rechten Maasufer gelegenen Sperrforts Genicourt, Troyon, St. Mihiel, St. Agnant, Lionville, Gironville und Jony sous les Cotes — im Zentrum Toul mit Außen werken und dem östlich vorgeschobenen Nancy, sowie Mannonviller bei Lunäville und Pagny an der Maas — endlich im Süden Epinal an der Mosel mit starken Außenwerken, Remiremont und Rupt im Süden und Bourlemont, weit im Rücken hinter Epinal die Lücke zwischen dem obengenannten Pagny und dem südlich gelegenen Langres schließend. — Von diesen Festungs werken hat man gegenwärtig und zwar anläßlich der neuerlichen Bauten bei Metz ganz besonders Toul und Nancy ein erhöhtes Interesse gewidmet. Man glaubt Nancy noch enger an das dahinter gelegene Toul an schließen zu muffen, man hält die Werke bei Frouard am Zusammenfluß der Mosel und Meurthe, sowie die von St. Vincent an der Mosel nicht mehr für aus reichend und man wünscht Nancy selbst durch einen von Frouard aus weit nach Osten über Seychamps ausholenden Fortsgürtel, der südlich bei St. Vincent sich wieder an die Mosel anschließen soll, noch ganz be sonders zu verstärken und gegen Wen Angriff zu schützen. Sollte man sich in den maßgebenden Kreisen Frankreichs thatsächlich zum Ausbau dieser Linie entschließen, so wird man ganz außerordentliche Mittel verfügbar machen müssen, denn das befestigte Lager des Plateau de la Haye, jener Hochebene, welche sich zwischen den beiden genannten Städten ausdehnt und die in weitem Bogen von der Mosel ostwärts umflossen, im Westen aber von der Meurthe begrenzt wird, würde dann eine Ausdeh nung annehmen, deren Begrenzungslinie bedeutend länger als die jetzige Verteidigungslinie des befestigten Lagers von Paris sein würde. Das gewaltige Lager würde eine sehr starke Feldarmee zu seiner Besetzung erfordern, es würde ein Grab jedweder strategischen Offensive sein. Daß die somit geplante Gegenmaßregel gegen die neuesten deutschen Befestigungswerke bei Metz eine falsche, auf gänzlich irrtümlichen Voraussetzungen beruhende ist, dürfte jedem Laien klar sein. Neueste Depeschen. — Das deutsche Kriegsschiff „Gneisenan" ist bei der Einfahrt in Malaga, durch die es sich einem Sturm zu entziehen versuchte, aufgelaufen und gesunken. Der Kapitän ist mit vielen Leuten ertrunken. Ein Boot mit vierzig Mann ist wahrscheinlich verloren. Viele Mannschaften befinden sich noch in der Takelage. — Das Kriegsschiff „Gneisenan^ befand sich auf der Rheede Malagas, um Schießversuche vorzunehmen. als es plötzlich von einem gewaltigen, in solcher Heftig keit selten dagewesenen Sturm überrascht wurde. Es wurden vergebliche Versuche gemacht, das Feuer der Kessel anzuzünden. Die Anker rissen los, und das Schiff wurde auf den Felsen Morro Levante geworfen, wo es zerschellte. Schließlich ragten nur noch die Mastspitzen her aus. Als alles verloren war, stürzte sich die Mann' schäft ins Meer, und versuchte sich durch Festhalten an Brettern und Rettungsgürteln zu retten. Allein ein breiter Blutstreifen zeigte bald, daß viele der Unglück lichen an den Felsen zerschmettert wurden. Die Be hörden thaten ihr Möglichstes, es wurden Dampfer ab gesandt, und der Alkalde stellte das Rathaus für die Geretteten zur Verfügung. Mannschaften vom Roten Kreuz schafften zahlreiche Verwundete ins Hospital; auch die Mitglieder der deutschen Kolonie beteiligten sich eifrig am Rettungswerk. Eine riesige Menschenmasse wohnte auf der Mole dem traurigen Schauspiel bei. — Wie es heißt, beträgt die Zahl der Toten hundert, der Verwundeten weit über hundert. Kapitän Kretschmann ertrank durch das Umschlagen des Bootes in das er sich mit mehreren Offizieren gerettet hatte. Deutsches Reich. — Berlin. Ein Großseuer hat gestern die Hilde- brandt'sche Chokoladenfabrik heimgesucht. Es tritt keine Betriebsstörung ein. — Am vergangenen Sonntag fand in Berlin der feierliche Einzug der von China heimgekehrten Truppen unter den Augen des Kaisers statt. Der Oberbürger meister von Berlin hielt am Brandenburger Thore eine Ansprache an Offiziere und Mannschaften, die vom Korvettenkapitän erwidert wurde. Am Eingang des Zeughauses stand der Kaiser und begrüßte an dieser Stelle die tapferen Krieger mit einer herzlichen Ansprache. Die Feier endete mit einem schneidig ausgeführten Parade marsch vor demselben. — Zum Fall Sello. In der Angelegenheit Dr. Sello wird berichtet, daß der Vorstand der Anwalts kammer in seiner Sitzung vom Donnerstag, in der er sich zum ersten Male mit der Angelegenheit beschäftigte, nur den Antrag auf Einleitung einer Voruntersuchung wegen der Herausforderung des Herrn Staatsanwalts Braut zum Duell gestellt, im Uebrigen aber eine dis ziplinare Verfolgung wegen der dem Justizrat Dr. Sello zur Last ge'egten Maßnahmen nicht beschlossen hat. Eine weitere Verhandlung wird erst nach dem Abschluß des Prozesses Sternberg stattfinden. — Eine ganze Familie nebst den Dienstboten ermordet. In Witebsk wurde auf dem Rittergute Ada- mowo der reiche jüdische Pächter Abramovicz nebst Frau, 5 Kindern und 3 Dienstboten überfallen und grausam ermordet. Die Raubmörder flohen unter Mitnahme des Geldes und der Kostbarkeiten. — Deutschland nimmt die Buren in seiner siid- westafrikanischeu Kolonie auf. Wenigstens will der Berliner Lokalanzeiger von bestunterrichteter Seite er fahren haben, daß den Kaplandburen, welche früher auf Seiten der südafrikanischen Republiken gekämpft und zur Zeit sich in Amsterdam aufhalten, der Ankauf von Land in Groß-Namaqua und Damaraland in Südwest- afrikv nunmehr gestattet worden ist. — Die Mineralfunde in Deutsch-Ostafrika. Die Mineralfunde in unserem ostafrikanischen Schutzgebiete mehren sich und werden immer mehr zu einem Faktor, der für die wirtschaftliche Entwickelung des Gebietes in Betracht gezogen werden muß. In den Uluguru- bergen, unweit der Küste, ist Glimmer entdeckt und die Abbauwürdigkeit der Lager bereits nachgewiesen worden. Salz wird in großen Mengen im Rutschugifluß im Ujijibezirke gewonnen. Eisenlager von großer Reich haltigkeit befinden sich bei Jramba und südlich und öst lich des Viktoria-Nyansa, aus denen die Eingeborenen ihren Bedarf an Eisen decken. Gold ist an zahlreichen Stellen konstatirt, wo Eisen vorkommt. Der Abbau des im Konzessiongebiete des Usindga-Syndikats festgestellten Goldvorkommens soll in Angriff genommen werden, so bald es möglich ist, die erforderlichen Maschinen an Ort und Stelle zu schaffen. Ausland London. Bei der Schlußsitzung im Unterhause erklärten liberale Mitglieder, die Niederlage Clements sei eine der schwersten im ganzen Feldzug. England mit seinen 210 000 Mann in Südafrika mache sich vor der ganzen Welt lächerlich. Peking. Durch einen Sturz mit den Pferden hat sich der Feldjägerleutnant Graf Wintzingerode eine Verrenkung der Hüfte, der Kapitän v. Usedom einen komplizirten Unterschenkelbruch zugezogen. Paris. Das „Echo de l'armäe" versichert, daß die französische Armee in einigen Tagen ein neues Exer zier- und Manövrurcglement erhalten werde, welches teilweise vom deutschen übernommen sei. Die neuen Ver ordnungen werden im völligen Gegensatz zu den bis herigen stehen. Das Reglement soll bereits im März nächsten Jahres eingeführt werden. Die Bilanz der Weltausstellung ist, wie aus Paris depeschirt wird, heute veröffentlicht worden: die Ausgaben betrugen 116^/z Millon Franks, die Einnahmen 114,456,000 Franks; das Defizit beträgt somit 2,044,000 Franks — also ke>n Ueberschuß von 3 Mill, wie wir jüngst berichteten. Der Plan einer 963 Kilometer langen Kanalver bindung zwischen dem baltischen und schwarzen Meere soll von der russischen Regierung jetzt bearbeitet werden. Haag. Die Königin lud Präsident Krüger und Dr. Leyds zu einem Diner im kleinen Kreise ein, das im Palais stattfand. Der Kaiser von China und die Friedensbe- dinguugen. Der „Temps" meldet aus Peking: Der Kaiser sei bereit, folgende Friedensbedingungen anzu- mhmen: 1. Zahlung einer Entschädigungssumme von 700 Millionen Taels; 2. Errichtung eines Denkmals für den ermordeten deutschen Gesandten Baron v. Ketteler; 3. Entsendung einer Spezialkommission nach Berlin; 4. Besetzung der Verbindungslinien zwischen Peking und Taku; 5. Bestrafung der Schuldigen; 6. Zurückweisung derjenigen Kandidaten von den Staatsprüfungen auf die Dauer von fünf Jahren, welche aus solchen Städten gebürtig sind, in denen die Fremden belästigt werden; 7. Abschaffung des Tsung-li-Pamen; 8. freier Zutritt der Vertreter der Mächte beim Kaiser; 9. Verbot der Waffen- und Munitionseinfuhr; 10. Schleifung der Befestigungen im Inneren und an der Küste, speziell von Schan-haik-wan, Taku und Peking. Madrid. Der „Jmparcial", Spaniens größtes Blatt, das halb ministeriell, aber rabiat-burisch ist, be spricht die Bülowsche Rede vom Montag überaus ab fällig und meint, Deutschlands Ansehen sei in rapider Abnahme begriffen. Graf Wakdersee hatte in Peking ein inter nationales Verwaltungskomitä ins Leben gerufen, in das jedoch die Russen nicht ausgenommen worden waren, weil Rußland seine Truppen aus Peking zurückgezogen hatte. Da die Franzosen sich deutschen Anordnungen nur soweit fügen, als die Russen mitlhun, so blieben auch sie dem Komitö fern, das seine Thäügkeit bereits ausgenommen hat. Rotterdam. Wie der „Nieuwe Rotterdamsche Kourant" meldet, hat die deutsche Regierung auf Er suchen der niederländischen Regierung den deutschen Konsul in Laurenzo-Marguez telegraphisch mit Wahrnehmung der niederländischen Interessen beauftragt. Koustantinopel. Das deutsche Schulschiff „Moltke" ist mit dem von Kaiser Wilhelm für das Grab des Sultans Saladin in Damaskus bestimmten Kranze in Beirut cingetroffen. Die Uebergabe des Kranzes erfolgte unter großem militärischen Pomp, in Anweicnheit des deutschen Generalkonsuls in Damas kus, des Kommandanten und des Offizierkorps des Schulschiffes „Moltke". Bern. Die Ergebnisse der gleichzeitig mit der Zählung in Deutschland am 1. Dezember vorgenommenen eidgenössischen Volkszählung liegen für die größeren