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Identität derselben dürften indeß wohl man che Zweifel obwalten. Denn der brave Klotzsch, dem die Direktion des Aufsuchens und Sammelns der fürstlichen Uederreste aufgetragen war, gehörte zu jenen enthusia stischen Alterthumsforschern , die in jeder an tiquarischen - Scherbe hohe Aufschlüsse für Kunst und Geschichte zu finden meinen. Auch mit allen, ihm zu Dienste stehenden, Nachrich ten und Urkunden in der Hand, hatte die Zeit doch zu lange in den Ruinen gewaltet, als daß die uralten fürstlichen Graber mit diplomatischer Gewißheit sich hat ten finden lassen. Die Klosterruinen um die Begräbnißka- pelle sind durch Hülfe der schönen Garten kunst seit einigen Jahren in ein Ganzes ver einigt, das die Seele des Wandrers mit der Vorwelt heiligem Schauer erfüllt. -x- -x- Wer kennt nicht die Gärten der Hesperi- den zu Lichtenwal de an der Zschopau! — Engelhardt, in seiner Erdbeschreibung Sach sens (Zte Aust. B 2. S. iZ2) sagt mit Recht davon: „Es mag größere und schönere Gar ten in Sachsen geben, aber eine romantischere Lage dürfte wohl keiner haben." Dort steht, auf der Mundwiese im Zscho- penthale, bei einer alten Eiche, dem soge nannten Haustein gegenüber, eine, von Sandstein gearbeitete, Säule, mit der In schrift: Dem tapfern Springer, Ritter von Harras. — Auf der Rück seite steht man einen Sporn und ein Hufei sen. Ritter Harras, so spricht nämlich die Sage, setzte einst, von Fehdern verfolgt, mit seinem Roß vom Haustein (über Ellen) herab in die Zschopau, entkam glück ¬ lich nach Lichtewalde, wallfahrtete dankbar zu dem, damals berühmten Marienbilde in -Ebersdorf, und verehrte diesem ein großes silbernes Hufeisen. Freilich ist das Monument des Wackern Springers bei weitem nicht gleichzei tig, denn der verstorbene Graf Fr. A. Viz- thum v. Eckstädt ließ es erst i8oi setzen. Aber es verewigt doch eine interessante Sa ge, und darf also in einer Topographie vaterländischer Monumente nicht übergangen werden. Daß übrigens die Ebersdorfer Kirche die Kleider der geraubten Prinzen und die schmu tzige Köhlerjacke ihres Befreiers verwahrt, ist bekannt. Doch sind dieß keine Denk mäler, sondern Reliquien. -x- Die Gräflich Solmstsche Bibliothek zu Wildenfels verwahrt 4 uralte Steine nnt Inschriften, die der deutschen Fraktur ähn lich sind, und der Erklärung zufolge, welche man ihnen abgewonnen (vielleicht abge zwungen) hat, den Meißnischen Mark grafen Hermann gelten sollen, der unge fähr iOZi in einer Fehde gegen die Sorben wenden blieb. P. Sinner zu Weisbach entdeckte sie 1718 im dortigen Walde seitwärts der Mul de. Der verstorbene Hofrath Adelung hielt jene Steinschriften für ächt, und also für das älteste Denkmal Obersachsischer Mund art. Auch schrieb er deshalb, wie er nur erzählt, an einen Prediger dortiger Gegend, um Gypsabgüsse von jenen Tafeln für die Künigl. Bibliothek fertigen zu lassen. Ob cs aber geschehen, ist mir nicht bekannt.