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Oertliches und Sächsisches. Naunhof, den 6. Dezember 1900. Fuchshain. Nach den nun fertig gestellten Zählungs listen hat unser Ort 530 Einwohner, 51 mehr als im Jahre 1895. Die Viehzählung ergab folgendes: 105 Pferde, 480 Rinder, 565 Schweine, 16 Ziegen, 187 Gänse, 51 Enten, 1259 Hühner, 56 Bienenstöcke, 9 Schafe. Zum Gemeindevorstand im Fuchshain wurde gestern Herr Oskar Gärtner daselbst gewählt. -j- Die Eisenbahn-Rückfahrkarten, welche in der Zeit vom 18. Dezember und an den folgenden Tagen gelöst werden, gelten bis einschließlich den 8. Januar 1901. -s Aus der sächsischen Schweiz. Am Sonnabend wurde in den Steinbrüchen der Firma Julius Gräfe in der „alten Posta" bei Lohmen eine große Steinwand zum Fallen gebracht. Die gefallenen Sandstcinmafsen werden auf ca. 12 000 Kubikmeter geschätzt, was einem Gewicht von über eine halbe Million Zentner entsprechen würde. Der Stein ist durchgängig kerngesund und feinkörniges hellgelbes Material. Gestern wurde bei Gretheu ein Husar der 1. Schwadron, der schon seit 7 Tagen vermißt wurde, selbstentleibt aufgefunden. Der mutmaßliche Grund ist Furcht vor Strafe. Leipzig. Ausnahmslos wird in der hiesigen Ge schäftswelt über eine recht bedenkliche Stille in den Ver käufen geklagt. Die bisher überaus mild gewesene Witterung hat alle Branchen geschädigt, und hoffentlich bringt bald Frost auch rege Kauflust. Leipzig, 4. Dezember. In der Dampfbuchdruckerei von Barthel in der Hospitalstraße platzte heute Vor mittag ein Dampfrohr. Fünf Arbeiter wurden schwer verletzt und im städtischen Krankenhause untergebracht. Leipzig. Dem Präsidenten des Vereins der Evan gelischen Gustav Adolf-Stiftung, Herrn Superinten- denten geh. Kirchenrat v. Pank, sind vor kurzem aus Belgien von einem hochherzigen Förderer der Gustav- Adols-Sache 100 000 Mark in Beträgen von einmal 10 000 Mark und dreimal 30 000 M;rk zugegangen. Döbeln. In einer vom hiesigen Bezirksvertrauens mann des Bundes der Landwirte nach Waldheim ein berufenen Versammlung wurde folgende Resolution be schlossen : „Die heute in Waldheim versammelten Land wirte erklären die Aufstellung eines Doppeltarifs mit starker Differenzierung und genügend hohen Zöllen für landwirtschaftliche Produkte auch im Minimaltarif als unerläßliche Vorbedingung zu gedeihlichen Handelsver trags-Verhandlungen und bitten den hohen Reichstag mit aller Energie dafür einzutreten." Eine gewisse Schwüle ruht augenblicklich auf der Nossener Einwohnerschaft. Nachdem in den letzten Wochen eine Anzahl von Konkursen vorgekommen ist, haben sich über verschiedene andere Firmen Gerüchte wegen Zahlungsunfähigkeit gebildet und zwar infolge einer nichtswürdigen anonymen Briefschreiberei. Viele achtbare reelle Firmen sind auf diese Weise verdächtigt worden. Markneukirchen. Einen sprechenden Beweis, wie gut es zur Zeit um die hiesige Musikinstrumenten-Jn- dustrie steht, giebt der lebhafte Verkehr auf dem hie sigen Kaiser!. Postamt. Bei demselben wurden im Vor jahre 844 000 Stck. eingegangene Briefe, Postkarten und Drucksachen und dergl. gezählt, während 803 700 Stück aufgegeben wurden. An Postpacketen sind 94 650 Stück eingegangen und über 165 200 Stück aufge- I Fes Wäts-ls KöstMg Kriminalroman von Fr. Ferd. Tamborini. S Jetzt trat einer der Beamtem vor: „Hier ist auch der Mantel!" Von der anderen Sofalehne war das Kleidungs stück herabgeglitten, sodaß eSzunächst den Suchenden ver borgen blieb, endlich gewahrte es der eine, hob eS auf und eS entfaltend, fand er die Spuren. „Sehen Sie, mein Herr," sagte der Mann, „hier die Flecken? DaS sind Blutflecken. Also dieses Fräulein ist sehr verdächtig und muß un» folgen. Möglich, daß sie unschul dig ist, aber wir können darüber nicht bestimmen. Also, folgen Sie uns." Mechanisch richtete sich die wieder zum Bewußtsein Gekommene auf, wie eine Träumende griff sie znm Hut und Umhang. Der Beamte wollte ihr den blutbefleckten Mantel umhängen, sie wieS ihn schaudernd zurück und er- griff den Umhang, der ans dem unteren Teil des Bettes lag. Die Beamten sahen sich an, und auch Lanbell war im höchsten Grade bestürzt. Der eine Polizist sagte nun: „Geradem diesem Man tel sollen Sie vor dem Untersuchungsrichter erscheinen. ES ist doch der, den Sie bei dem Morde trugen." Sophie warf Laubell einen Blick zu, gab aber keine Antwort. Laubells Wut brach aber jetzt durch: „Wollen Sie die Dame schonenderbehandeln!" brauste er auf. „Ich werde dieselbe zum Untersuchungsrichter begleiten, wehr los soll sie Ihren Händen nicht überliefert werden." „Kommen Sie, Fräulein Raps," wandte er sich an das junge Mädchen, „kommen Sie, e» soll Ihnen nichts ge schehen, ich schütze Sie nach Möglichkeit. Ihre Unschuld wird bald erwiesen sein; dann hat die deutsche Polizei wieder ein Stückchen mehr aus dem Kerbholz« und Vie Zeitungen könne» wieder Notizen unter der Spitzmarke bringen: Schutz vor dem Schutzmanne." Eröffnete die Thür und verließ zuerst da» Gemach, die übrigen folg ten. Das Hotelpersonal drängte sich heran und Lanbell beauftragte einen der Kellner, einen Wagen zu bestellen. geben worden und an eingelaufenen bez. aufgegebenen Telegrammen waren über 5 800 und 5 900 zu ver zeichnen. Auf Postanweisungen wurden 2*/z Million Mark eingezahlt und über 3Vr Million Mk. auSgczahlt. Ein Zähl-Kuriosum berichtet ein Volkszähler aus Oetzsch in Frage kommende Haushaltungsvorstand hatte die Rubrik „Muttersprache rc." allzu genau genommen und in dieser Spalte bei sich selbst den Eintrag „Säch sisch" und bei der Ehefrau, einer biederen Schwäbin: „Schwäbisch" als Muttersprache eingetragen. Dresden. In der Nähe der „Sängerhöhe" gab der 19 jährige Kutscher Eichler im Einverständnis mit seiner Braut, der 16*/z jähr. Hilbert, einen Revolver- schuß auf deren Kopf ab, ohne sie jedoch zu tödten. Darauf richtete E. die Waffe gegen sich und starb bald darauf. — Der Drogist Berger aus Weixdorf nahm eine großes Dosis Acconit, um sich zu vergiften. Alle von den Aerzlen angewandten Gegenmaßregeln blieben erfolglos, sodaß der Unglückliche nach zwei Stunden starb. Ein trauriger Vorfall ereignete sich am Sonntag in der St. Pauli-Kirche in Dresden. Unter den kleinen Täuflingen befand sich ein Kindchen, welches wenige Augenblicke nach erhaltener Taufe verschied. Die Tauf zeugen mußten ihr Patchen der harrenden Mutter als Leiche zurückbringen. Zwickau. Zu 10 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilte das hiesige Schwurgericht einen Wüstling, den vorbestraften Handarbeiter Kluge aus Beiersdorf, weil dieser im Monat August d. I. in der Gegend von Aue an einer ganzen Anzahl Frauenspersonen schwere Sittlichkeitsverbrechen be gangen hat. Den ersten Geburtstag von Drillingen beging dieser Tage die Familie des in Chemnitz wohnhaften Zeitschriftenhändlers Hafner, die im vorigen Jahre um einen Knaben und zwei Mädchen bereichert worden war. Die Drillinge befinden sich Bohl und bereiten dem allerdings nicht mit Glücksgütern, wohl aber mit Kindern reich gesegneten Ehepaare viele Freude. In Plauen kam zur Abendzeit ein von dort aus gewiesener Mann zu seiner in der Schustergaffe woh nenden. sich und ihr zweijähriges Kind durch Waschen Scheuern ernährenden Ehefrau und schlug das Kind ohne alle Veranlassung mit der Hand ins Genick, so daß es laut aufschrie. Alsdann würgte der Mensch seine Frau und schlitzte ihr den Leib auf. Die sehr lange Wunde mußte vom Arzt zugenäht werden. Als die Frau ihren Mann anflehte, sie doch loszulaffen, er solle doch nur sehen, wie das Blut schon bis vor die Thür geflossen sei, antwortete er: „So will ichs haben I" Der Unmensch ist nach vollbrachter That entflohen. In Meerane ist von Sonnabend der vorletzten Woche bis vergangenen Donnerstag nicht ein einziger Sterbefall zu verzeichnen gewesen. Bei einer Einwohner zahl von rund 25 000 gewiß ein selten vorkommen der Fall. Die 40 jährige Jubelfeier des Männer gefangvereins zu Albrechtshain. Ein Fest, wie es schöner wohl kaum gedacht werden kann, vereinigte am Sonntag die Mitglieder des Männer- gesangvereinS in dem dortigen Gasthof. Der freilich nicht gar zu große, aber doch recht geschmackvolle Saal, welcher übrigens auch der Würde des Festes in feier lichem Schmuck prangte, war bis auf den letzten Platz gefüllt, so daß zur festgesetzten Stunde die Feier durch Ein Eittspänner mit einein lendenlahmen Gaule war bald vvm nächsten Halteplatze geholt; Lanbell hob daS erschöpfte Mädchen in das Vehikel, die zwei Polizisten folg ten ; klapp! Der Schlag ward geschlossen; der Wagen hol perte über daS nicht eben gute Pflaster. Während der ziemlich langen Fahrt wurde fast kein Wort gewechselt. Teilnahmlvs lehnte Sophie in der Ecke, die Augen geschlossen; fürsorglich beobachtete sie Lanbell. Schwer ist eS, zu erraten, was in der Seele des jungen Mädchens vorgiug. Hatte sie wohl je, wenn ihr Gefan gene begegneten, den Gedanken gehabt, daß sie einst iu eine ähnliche Lage kommen würde? Ihr Dasein hatte Schiffbruch gelitten; sie hatte das Gefühl, als sei sie un rettbar verloren. Der Wagen hielt. Erst die Polizisten, dann Lanbell und zuletzt Sophie. Beim Anblick des gro ßen, grauen Gebäudes verlor Sophie die Fassung. Sie erfaßte LaubellS Arm und weigerte sich, den Beamte,» zu folgen: „Helfest, Sie mir, ich bin unschuldig!" flehte sie. „Mut, Mut!" flüsterte der junge Mann. „Ich helfe Ihnen. Auch ich werde vor dem Untersuchungsrichter er- scheinen. Gehen Sie jetzt nur mit." In den halb dunklen Korridoren hallten die Schritte so laut, daß Sophie innerlich zusammenschauerte. Mail betrat das Wartezimmer de» Untersuchuugsrichters. Lau bell trennte sich hier von den anderen; Sophie wurde einem GesängniSbeamten übergeben und abgesührt. Sie kam in die Zelle für weibliche UutersuchungSgefangene. Der Be amte betrachtete daS schöne Gesicht, aber, hier kommt man cher her mit sanftem Gesicht »nd Hellen Auge»» und ist doch ein Verbrecher. Und dennoch, wenn er diese betrachtete .. was die wohl hatte auslaufen lassen ? Die Thür fiel hinter ihr in» Schloß. Sie war allein. Da» Kreischen de» Schlüssel» schnitt ihr durch die Seele. Ein öder, vergitterter Raum.. jetzt erst erwachte sie au» ihrem Sinnen. War e» denn kein Traum? Gefangen wegen . . wegen eine» Morde»! dringend verdächtig? „Barmherzi ger Himmel, auch das noch!" schrie sie auf. „Werde ich denn da» ertragen können?" Herrn Kirchschullehrer Grösel, welcher gleichzeitig Dirigent des Vereins ist, eröffnet werden konnte. Im Kreise umgeben von seiner Sängerschaar, führte derselbe in kurzen aber gediegenen Worten folgendes aus: Hochverehrte Versammlung! Wenn meine Augen durch den festlich geschmückten Saal schweifen, so bietet sich denselben ein ungewohntes Bild. So viele liebe Gesichter, welche man teils länger, teils kürzerer Zeit nicht mehr geschaut hat, erblickt man, und dann leuchten mir die Augen derer zu, init denen man täglichen Verkehr pflegt. Was führt sie am heutigen Abend hier zusammen? Ein Fest, seltener und freudiger Art. I», diesen Tagen vollendete sich für den Mannergesangverein Lieder kreis ein Zeitraum von 40 Jahren. Am l9. November 1860 vollzog sich unter An regung eines meiner Vorgänger des Herrn Kirchschullehrcrs Hase die Gründung des Mäuncrgesangvcreins „Liedcrkreis" zu Albrechts hain. Wie man in, Jahre 1885 die 25 jährige Wiederkehr des Stiftungstages nicht ohne besondere Feierlichkeit hat vorübcr- gehen lassen, so beschloß man auch einstimmig, des 40 jährigen Jubeltages feierlich zu gedenken. Der Verein wollte aber dieses Jubiläum nicht für sich allein begehe», sondern im Kreise froher Gäste. Daher sandte er freundliche Einladungen an die ver ehrten Vereine und Gäste, welche unserem Vereine nahe stehen, und nicht vergebens haben wir um Teilnahme gebeten. Zahl reich ist man zu unserer großen Freude herbcigeeilt, um das Fest dadurch verschönern zu helfen. Ihnen allen, meine hochver ehrten Damen und Herren bringe ich den Willkommengruß ent gegen. In erster Linie gilt er meinem lieben Vorgänger Herrn Kirchschullehrer Kunze nebst Frau Gemahlin. Ferner Herrn Pfarrer Wilsdorf, welcher die große Liebenswürdigkeit besitzt, das 40 jährige Jubiläum unseres Vereins durch eine Festansprache auszuzeichnen. Weiter begrüße ich herzlich die lieben Brudervcreinc des Parthengausängerbundes, welche mehr oder weniger stark durch Deputationen vertreten sind Auch die verehrten Mit glieder des Gesangvereins zu Albrechtshain mit ihren Frauen, sowie die Ehrenmitglieder, Damen und sonstigen lieben Gäste heiße ich zum Schlüsse freundlichst willkommen. Mögen alle recht fröhliche Stunden mit uns feiern, mögen alle Worte und Gesänge die Herze»» näher bringen und möge das Jubelfest allen in freudiger Erinnerung bleiben. Und nun meine lieben Sangesbrüder, bitte ich Sie, lassen Sie in freudigen Klängen ertönen, was unsere Herzen am heutige»» Abende höher schlagen läßt- Der Dichter unseres Begrüßungsliedcs saßt es in die herrlichen Worte zusammen: „Harmonie führt uns zusammen, Harmonie hält uns vereint!" Nachdem das Begrüßungslied verklungen, und die Tafel eröffnet, bestieg Herr Pfarrer Wilsdorf das Podium zu seiner Festrede. Hochverehrte Festgenossen! Geehrte Damen und Herren! Nicht erst verkündigen darf ich Ihnen die Veranlassung, die uns in dieser Stunde in diese festlich geschmückten Räume unter den harmonischen Klänge»» der wackeren Musikkapelle des Herrn Direktor Theil zusammenrief. In beredten und von uns Allen gewiß angenehm empfundenen Worten ha» soeben der un ermüdlich thätige jetzige Leiter des Vereins Herr Kirchschullehrer Grösel dargelegt, welch seltene Feier wir im 40 jährigen Stist- tungsseste des Gesangvereins Liederkrcis begehen! Und das unter Herrn Grösels bewährter Leitung von den Mitgliedern unseres Vereins so schön vorgetragene Begrüßungslied: „Harmonie führt uns zusammen, Harmonie hat uns vereint", ha» in uns die rechte Feststimmung angebahnt. Und welch' herzliche allge meine Teilnahme unser Fest bei allen Bewohnern unsres Ortes nicht blos, sondern auch in der weiteren Umgebung gefunden, dafür zeugt die große Schar derer, welche in diesem Saale im festlichen Gewände versammelt sind. Und mich haben Sie, meine sehr werten und lieben Sangesbrüder, mit dem Auftrage beehrt, die Festansprache zu halten und so der Dolmetscher Ihrer Freude am heutigen Tage zu sein. Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen und versichere Sic, daß ich mich bemühen werde, den rechten Festtenor zu schlagen, und wünsche voi» ganzem Herzen daß meine Worte Ihren vollen Beifall finden möchten. Geehrte Festgenossen, Sie haben ganz Recht, ein solches Fest wie das heutige willkommen zu heißen. Denn wein gilt unsre Feier? Sie gilt dem deutschen Lied und Sang. Das deutsche Lied mit seinen lieblichem Inhalte und mit dem geheimnisvollen Zauber, den es auf Jeden, sei er Sänger oder Zuhörer, aus übt, ist der Grund, aus dem sich unsere Feier ausbaut, der Boden, auf dem sie erwächst. Es ist ja allbekannt und That- sache, daß das deutsche Lied vorgedrungen ist in alle Schichten Erschöpft sank sie auf die Pritsche uud suchte sich Fuss- ung einzureden, ihre Gedanken zu sammeln. Einige Zeit verstrich, da knarrte der Schlüssel wieder im Schloß. Sie wurde aufgefordert vor dein Untersuchungsrichter zu er scheine». Gewaltsam richtete sie sich auf uud schleppte sich müh. sam weiter. Thräueu traten iu ihre Augen, al» sie die ho hen Mauern' sah, die den Hof umgaben . . ihre Freiheit! Gefaßt betrat sie da» Zimmer deS Untersuchuugsrich- terS; nur als die scharfe» Augen de» Untersuchungsrichters Bauer auf sie gerichtet waren, bebte ihr das Herz. Der Amtsgerichtsrat saß an einem Tisch, dessen eine Seite vollständig mit Aktenbündeln bedeckt war; an einem Seitentische saß der Gerichtsschreiber. Bauer svrderte die Eintretende auf, sich zu setze». Sie folgte der Aufforderung seufzend und mit zitternden Glie dern. Ma»» vernahm indem mäßig große»» Raume nichts weiter als da» Knistern des Papiers, welches durch das Wenden der Blätter verursacht wurde; doch sie vernahm noch etwaS: da» Klopfen ihre» Herzens, es war so ver nehmbar für sie wie daS Ticken einer Wanduhr. Der Amtsgerichtsrat schien sich za der Protokollart- scheu Beruehmuug vorzubereiteu; eruste Falten legten sich zwischen die Brauen, als er sich jetzt in einem hölzernen Lehnstuhl niederlieb. DaS Verhör, zunächst die Feststellung der Personalien, begann. „Ihr Name?" „Sophie Raps," leise kamen die Worte hervor. „Geboren, wo, wann?" so gingen die Fragen weiter; dann kam: „Sind Sie schon bestraft?" „Nein." Der Protokollführer bemerkte, daß die Frage: „wo ge boren" noch nicht beantwortet fei; daS Alter sei angege ben mit dreiundzwanzig Jahren. „Na," sagte Bauer, „wo sind Sie geboren?* Sophie schwieg. „Ohne Heimat?" ,Jch habe keine Heimat.* 76,18