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NmUel V KErilhte» ßrtsklatl für Mrchtchin. Ziiiliicksliiiili. Achkizhiil, AciiA. ArsÜsrf LA Mmmchiil, Liltzsftiil KrsljilklBirg. 8liW. MD, MM«, SlmßMnj. Ash«it, Pmhcn. rchDhm, Sls^liiltz, Wm, WelsHö". Z»tt»sMH W- IImWeü. Mi! einer illustrierten Sonntags- Beilage. Dieses Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mit dem Datum detz nachfolgenden Tages und kostet monatlich 35 Pfg., vierteljährlich 1 Mart. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 3 Pfennigen, für solche außerhalb der Amtshauptmannschaft Grimma, sowie für Anzeigen am Kopse und im Reklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein. Nr. 131. Mittwoch, den 7. November 1900. 11 Jahrgang. Herbsts Kontrolversammlung. Montag, den 12. November 1900 Nachmittags 2 Uhr iiu Gasthof zum Stern in Naunhof. Naunhof, am 6 November 1900. Der Bürgermeister. Igel. Die Neubesetzung des katholischen Bischofssitzes für Sachfen. Die Frage der Neubesetzung des infolge der an dauernden Krankheit des Bischofs Or. Wahl schon jetzt thatsächlich vakanten katholischen Bischofssitzes für Sachsen muß über kurz oder lang aktuell werden Welchen Be sorgnissen man sich nach dieser Richtung hin in manchen protestantischen Kreisen hingiebt zeigt folgende Auslas sung des .Neuen Sächsischen Kirchenblattes" : So wenig die bisherigen in der Pc esse aufgetauchten Bischofs- Kandidaturen des Prinzen Mar ernst zu nehmen ge wesen sind, bei dem Dresdener Bischofssitze ist es etwas anderes. Hier bietet die Besetzung mit einem Prinzen des königlichen Hauses, dem Sohne reipektiv dem Bru der des künftigen Königs, von verwandtschaftlichen Wünschen und Stimmungen ganz abgesehen, der intran- singenten klerikalen Politik gar zu augenscheinliche Vor teile — man denke nur an die schwierige, um nicht zu sagen unhaltbare Stellung der vorn Könige ernannten Staatsminister, auch des Landtags gegenüber etwaigen Ansprüchen und Provokationen eines solchen, von vorn herein durch das Privilegium seiner fürstlichen Geburt gedeckten Bischofs! Es scheint, als ob das sonst für einen deutschen Fürstensohn unbegreifliche Freiburger Engagement für die voraussichtlich bald notwendig wer dende Neuordnung die Höhe des Sprunges vom ein fachen Kaplan zum Bischof verringern sollte, während die jetzige Predigtreise durch Sachsen wohl als erste Vorstellung bei dem erbländischen Teile der künftigen Diöcesanen und zugleich als Gewöhnung der Evangelischen an den Gedanken einer umfassenden sächsischen Wirksam keit des Prinzen gemeint war. Das letztere ist indessen durch die Schuld des Prinzen und derer, die ihn zu dein gemacht haben, was er ist, gründlich mißlungen. Nach den jetzigen Erfahrungen erscheint es ausgeschlossen, das; je ein sächsisches Ministerium diese Kandidatur mceptiereu, ein sächsischer Landtag das Gehalt für einen solchen Bischof bewilligen sollte. Wie jetzt bekannt wird, findet die priesterliche Wirksamkeit des Prinze n M a r nicht allent halben die Zustimmung des sächsischen Hofes. Von gut unterrichteter Seite, schreiben die „Leipziger Neuesten Nachrichten", erfahren wir darüber das Folgende: „Als der kaum 30 jährige Prinz sich Ende vorigen Jahres nach noch nicht vierjähriger Priesterschaft in einer öffent lichen Schrift zum Anwalt der Beichtpraris des heili gen Liguori aufwarf und darüber sehr harte, aber auch berechtigte Angriffe erfahren mußte, ist man in der königlichen Familie über das nichts weniger als taktvolle Verfahren des jungen Priesters in hohem Grade unge halten gewesen, und der Bischof Dr. Wahl hat erklärt, daß er die Herausgabe der Schrift niemals genehmigt haben würde. In Voraussicht dieses Umstandes ist dann wohl auch das plnost eines bayerischen Bischofs, irren nur nicht, das des Erzbischofs von Bamberg, eingeholt worden. Auf diese Mitteilungen darf man wohl die Hoffnung gründen, daß auch das jüngste Auftreten des Priesters Prinzen Mgr vom Hofe nicht gebilligt wird, zumal seine Aeußerung, die katholische Kirche sei in Sachsen schwer geschlagen und habe viel zu leiden, sich direkt gegen den über jeden Zweifel gerechten, toleran ten und friedfertigen König ebenso wie gegen dessen Regierung wendet." Deutsches Reich. — Für das Seemannshaus hat der Kaiser aus dem seiner Bestimmung unterliegenden Vermögen des Hauptverbandes deutscher Flottenvereine im Auslande die Summe von 15,000 Mark zur Verfügung gestellt. — Die von dem Hauptverbande gesammelten Gelder be laufen sich zur Zeit auf mehr als eine Viertelmillion Mark. — Ueber Mieten in Berlin wird berichtet: Im Hause Leipziger Straße 72 sind das Erdgeschoß und der erste Stock an ein Schirmgeschäft für jährlich 40000 Mark auf zehn Jahre vermietet worden. Im Neubau Leipziger Straße 73/74 hat eine Firma Geschäftsräume für 60 000 Mark auf 20 Jahre gemietet. — Berlin. Bedeutende Personalentlassungen haben am 1. November stattgefunden. Von der Stellungs losigkeit sind jedoch zumeist nur Verkäufer in den großen Zigarrengeschäften betroffen worden. Diese Geschälte, welche ihre Verkaufsstellen früher bis 2 Uhr nachts und noch später geöffnet hielten, unterhielten fast ausschließ lich doppeltes Personal, das in zwei Schichten arbeitete. Durch den 9-Uhr-Ladenschluß ist diese Arbeitseinteilung überflüssig geworden. Berlin. Die „Tägliche Rundschau" berichtet, nach den Aufzeichnungen des Graphysikalischen Instituts in Göttingen haben die Erdbeben von Caracas und Venezuela vom 29. Oktober in Göttingen Bewegungen des Erdbodens von mehr als 3 Millimetern hervorge rufen. Die Apparate hätten mehrere Stunden die Be wegungen des Bodens angezeigt. — Die Berliner Straßenbahn fordert außerordent lich viel Opfer. Allein während des eben verflossenen Monats Oktober wurden nicht weniger als acht Per sonen von .der Straßenbahn überfahren und getötet. Ferner gab es zehn Schwerverletzte und neun Leicht verletzte. Also durchschnittlich fast jeden Tag einen Toten bezw. Verletzten. — Berlin. Von dem Generalfeldmarschall Grafen Waldersee traf folgende Meldung aus Peking vom 1. November hier ein: Nach der Besetzung von Jtschon durch die Kolonne v. Norman gingen das zweite Bataillon des zweiten Regiments und englische Sappeure unter Major Förster, begleitet von General v. Gaul und Flügeladjutant v. Boehn, gegen Tsekingkuan vor. Sie stießen am 29. Oktober an der Großen Mauer auf Widerstand. Das Thor wurde nach heftigem Kampfe gestürmt und fünf Geschütze erobert. Der Feind verlor 50 Todte. Er war etwa 1000 Mann stark. Major Förster und 6 Mann wurden verwundet, ein Mann getödtet. Die Haltung der Truppen ivar ausgezeichnet. Die deutsche Flagge weht auf der chinesichen Mauer. Konitz. Der Vater des ermordeten Ernst Winter hat durch Rechtsanwalt Hahn-Charlottenburg der hiesigen Staatsanwaltschaft eine Schrift zugehen lassen, in der er den vernommenen Schlächter Eisenstädt aus Prechlau der Beihilfe zum Morde, begangen an Ernst Winter, sowie den Eisenstädt und den Tempeldiener Nossek in Konitz auf Grund ihrer Aussagen im Prozeß Maßlow des wissentlichen Meineides beschuldigt. — Graf Posadowsky bleibt im Amt. Die „Post" ist augenscheinlich auf Grund von Informationen an amtlicher Stelle in der Lage, die Nachricht der Münchner „Allg. Ztg", daß der Staatssekretär im Reichsamt des Innern infolge der Veröffentlichung des Bueckschen Briefes aus seinem Amte scheiden werde, kurz und bündig für unrichtig zu erklären. — Der älteste Soldat der deutschen Armee ist der nahezu 71jährige Musikdirektor Lenschad in Füsilier regiment Rr. 90 in Rostock, der am 1. November d. I. sein 50jähriges Militärdienstjubiläum feierte. Beim Sturm auf Loigny am 2. Dezember 1870 warf L. den Taktstock fort und ging mit gezogenem Degen seinem Musikkorps voran. Für diese Bravour erhielt er das Eiserne Kreuz. — Zwischen Deutschland und Rußland ist ein Ab schluß nahe, wonach Deutschland dem ruffischen Petroleum und Rußland dem deutschen Eisen ermäßigte Tarife zugesteht. — Der Könitzer Meineidsprozeß MaSloff und Genossen hat sich nunmehr so gestaltet, daß die Einlei tung neuer Meineidsprozesse gerechtfertigt erscheint. Im Vordergründe des Interesses stehen jetzt die Aus sagen des Floßmeisters Steinicke, der gegen den jüdischen Schlächiermeister Eisenstädt aus Prechlau die schwersten Anklagen erhebt. — Auf eine neue Reichsanleihe bereitet die badisch- o fiziöse „Süd. Reichs-Korr." vor, indem sie in einer Besprechung des ReichshoushaltSetats für 1901 unter anderem bemerkt: „Die jedenfalls relativ günstige Finanz lage des Reiches hat diesmal um so größere Bedeutung, als sowohl die aus den laufenden Einnahmen wie auch die durch Anleihen zu deckenden Ausgaben erheblich ge wachsen sind, und das Reich zweifelsohne vor einer großen Finanzoperation steht. Die Kosten der Expedilion nach China werden ja nn Wesentlichen durch Anleihe zu decken s in, welche jedenfalls den Betrag der in den letzten Jahren begebenen Anleihen erheblich übersteigen dürfte." Magdeburg. In Schöneck ist das Laboratorium der Norddeutschen Munitionsfabrik am Dienstag Abend in d e Luft geflogen. Ein Mann ist tot, vier schwer, ein Mädchen tötlich und ein anderes Mädchen leicht verletzt. Vom großen Lose. Das große Los der gegen wärtigen königlich preußischen Klaffenlotterie im Be trage von 500,000 Mk. ist kürzlich mit der Nr. 179,742 gezogen worden. Wie jetzt bekannt wird, ist der Glücks treffer in die Kollekte von E. Ottenberg in Hameln ge fallen. Göttin Fortuna hat auch diesmal ein Einsehen gehabt und ihren reichen Segen an richtiger Stelle ver teilt. Das Los wurde nämlich in einzelnen Zehnteln gespielt und zwar durchweg von kleinen Leuten, die das Geld sehr gut brauchen können. — Die Versender von Eisenbahngütern seien dar auf aufmerksam gemacht, daß mit der am I. Januar d. I. in Kraft getretenen Verkehrsordnung ein von dem früheren abweichendes Frachtbriefformular eingeführt worden ist, und daß die zum Aufbrauch der alten For mulare vom Reichseisenbahnamt festgesetzte Frist mit dem Ende dieses Jahres abläuft. — Die Tabaksteuerfrage beschäftigt die Beteiligten in hohem Grade. Eine Anzahl von Fabrikanten strebt nach einer wesentlichen Erhöhung des Eingangszolles für Zigarren und Zigaretten und andererseits verlangen einzelne Tabakpflanzer einen höheren Eingangszoll für Rohtabak. Aber beide Anträge widerstreben dem fis kalischen Interesse und deshalb dürfte die Meldung der „Deutschen Tabakzeitung" zutreffen, daß die Regierung überhaupt nicht am Tabak rühren wolle, sondern der Meinung sei, sie müsse sich dieses Steuerobjekt sür den äußersten Notfall aufsparen. Ausland. Peking. Am 29. Oktober chatte ein deutsches Detache ment des ostasiatischen Infanterie-Regiments Nr. 2 unter dem Major v. Förster ein siegreiches Gefecht in dem Engpaß von Lunghia-tien an der chinesischen Mauer. Fünf Geschütze wurden im Sturm erobert und die deutsche Flagge aufgepflanzt. Der Major ist verwundet, zwei Mann sind hoffnungslos verwundet, zwei Mann schwer, weitere zwei leicht verwundet und einer tot. Die Chinesen waren in großer Ucbermacht und hatten 50 Tote. In Peking ist ein deutsches Postamt eingerichtet worden. Briefsendungen sür Peking werden wie bisher dem deutschen Postamt in Tientsin zur Beförderung zu- geführt.