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große Schülerzahl macht die Anstellung einer weiteren Lehrkraft aus dem Bauingenieurfach erforderlich. Oschatz. Der Verkehrsausschuß in Oschatz hatte sich bezüglich des dortigen Ulanen-Regiments mit einem Berichte an das König!. Kriegsministerium gewendet und um Auskunft gebeten. Das Ministerium hat dar auf mitgeteilt, daß bei ihm „von einer beabsichtigten Verlegung des Manen-Regiments oder Unterbringung eines Teiles desselben außerhalb Oschatz" nichts bekannt sei, und daß es von dem für den Fall einer Garnison vermehrung in Aussicht gestellten Entgegenkommen der Stadt mit Jnieresse Kenntnis genommen habe. Meißen. Im Ratsweinberge wurde heute mit der Weinlese begonnen. Wenn auch die Quantität zu wün schen übrig läßt, so ist die Qualität um so großartiger. Der Most von den Trauben des Krassoberges hat ein Gewicht von 90 Grad Oechsle. Es ist dies eine Ziffer, die wohl kaum von anderen Bergen übertroffen werden dürste. Die Bevölkerungszahl von Dresden mit Albert stadt wird für 1. Oktober 1900 auf 410500 geschätzt. Dresden, 17. Okt. Das Allgemeinbefinden des Königs war auch gestern Abend ein befriedigendes. Da der König noch großer Schonung und Ruhe bedarf, so werden die Königl. Majestäten nicht heute, wie beab- sichligt war, sondern erst am Sonnabend von Schloß Moritzburg nach der Kgl. Villa in Strehlen übersiedeln. Annaberg, 17. Okt. Das im 5 Jahre stehende Töchtcrchen eines hiesigen Bürgers warf eine Lampe um, die zersprang und das Oel geriet in Brand, der auch die Kindchen des Kindes erfaßte. Lichterloh bren nend lief dieses auf die Straße, wo die Flamme durch den Wind noch mehr angefacht wurde, sodaß das Mäd chen bald einer Feuersäule glich. Durch zu Hilfe ge eilte Personen wurde zwar sofort versucht, die brennen den Kleidchen dem Kinde vom Leibe zu reißen und die Flamme zu ersticken. Es gelang dies erst, als ein Herr das Kind aufs Trottoir warf und es in seinen Mantel hüllte. Tas Kind hat aber so schwere Brandwunden erlitten, daß es ihnen heute früh erlegen ist. Carlsseld (sächs Erzgeb.) Es dürfte von Interesse sein zu erfahren, daß es vorige Nacht in hiesiger Ge gend stark geschneit hat. Der (erste!) Schnee liegt stellenweise 15 am hoch! Hoheustein-Ernstthal. Auf schreckliche Weise ver unglückte am Sonnabend der in der Chemnitzerstraße wohnende 10jährige Karl Jank. Er war heimlich auf einen Lastwagen gestiegen, wurde aber vom Geschirr führer bemerkt, worauf er versuchte, eiligst abzusteigen; hierbei kam er jedoch zu Falle. Ein Rad streifte nun den Kopf des Knaben derart, daß die ganze Kopfhaut abgezogen wurde. Der Verunglückte wurde sofort zu einem Arzt gebracht, der die Kopfhaut wieder annähte. Es scheint, als ob die Hirnschale unverletzt geblieben ist, und so dürfte der Knabe schließlich mit dem Leben da vonkommen. In Plauen i. B. ist am Montag der mit einem Kostenaufwand von über 2 Mill. Mark erbaute neue städtische Schlachthof eröffnet worden. Zur Grundsteinlegung des Völker schlachtdenkmals am 18. Oktober 1980. Gegrüßt sei, Du herrlicher RuhmeStag, — Da nach der Wetternacht Bangen — Die Sonne der Freiheit in strahlendem Glanz — Bei Leipzig ist aufgegangen, — Da in dem Donner der Völkerschlacht — Der Herr zerschlug des Tyrannen Macht. — Nach Knechtschaft war Freiheit und Frieden — Europens Völkern beschie» den. — — Die Fahnen flattern in herbstlicher Luft, — Und Jubelklänge erschallen, — Begeistert zieht Schaar um Schaar hinaus, — Zur Stätte des Sieges zu wallen. — Und draußen auf Leipzigs weitem Plan — Aus aller Herzen tönts himmelan, — Den Lenker der Welten droben — In brünstigem Danke zu loben. — — Hinein in das blutgetränkte Land, — Wo Tausende mußten erbleichen, — Versenkt man den Grundstein, der tragen soll -- Der Dankbarkeit herrliches Zeichen: — Düs Denkmal, der Ehre Gottes geweiht — Und allen Helden, die einst im Streit — Gekämpft und dahingegeben — Für Freiheit ihr Blut und ihr Leben. (L. G.-Z.) Vermischtes. Blüchers Unterredung mit dem Adjudanten des Fürsten von Schwarzenberg, Grafen Szechenyi am 17. Oktober 1813. Blücher: „Gveisenau, denkt Euch nur, reitet der mitten durch den Feind! Hahaha! -- Solch ein Mordskerl, bin ja nicht einmal dabeigewesen! Komm her, junger Neitmeister, mein Sohn, laß Dich umarmen! Donnerwetter, reitet der Blitzkerl mitten durch dm Napo- lium! Na, solch een Stückchen Frechheit! Hahaha!" Graf Szechenyi: „Generallissimus lassen Ex zellenz wissen, heute auf der ganzen Linie nicht an greifend vorzugehen, den entscheidenden Schlag erst morgen zu führen, mit der Bttte, daß Ew. Exzellenz ein gleiches thun möchten." Blücher: „Ja, ja, an mich soll's nich fehlen. Auf mir kann sich der Herr Fürst schon verlassen. Ick werde das Meinige morgen thun. Wat aber den Millionenhund, den schwedischen Leimsider angeht, na Schwerenot! Den kriegt nur noch der Deibel ran uff Schlachtfeld.!" Auf Bernadotte, den Kronprinzen von Schweden und früheren Gefolgsmann Napoleon l., war Blücher überhaupt nicht gut zu sprechen. Derselbe kommandirte die Nordarmee der Verbündeten und zauderte, dieselbe nach Leipzig zu führen. Am liebsten hätte Bernadotte den Ausgang der Schlacht „fern von Madrid" abge wartet, um sich dann je nachdem auf Seite der Ver bündeten oder Napoleon zu stellen. Schon am Mittag des 16. Oktober 1813 hatte Blücher, der mit seiner Armee um diese Zeit auf der Höhe von Möckern bei Lindenthal stand ergrimmt über Bernadotte's Zögern, nachstehendes Billet an den Für sten Schwarzenberg gesandt, das den alten Haudegen trefflich charakterisirt: „Wenn der Hund von Zigeuner nicht sofort er scheint, so muß ihn daß heilig kreutz granaden bomben Donnerwetter klein schlafen. Blücher. * Seine Hochzeit verschlafen hat der Schlosser G. in Charlottenburg bei Berlin. Nach der standesamt lichen Trauung, der nachmittags die kirchliche folgen sollte, hatte der Bräutigam in einer Wirtschaft gefrüh stückt und das Frühstück kräftig mit Bier begaffen, worauf er seine Wohnung aufsuchte. Dort fiel der junge Ehemann beim Umkleiden in einen gesunden Schlaf. Die junge Frau war zwar etwas beunruhigt, glaubte aber, daß ihr Mann sie an der Kirche erwarten werde, und begab sich mit den Zeugen und Gästen dorthin. Als man G. nicht antraf, ging man nach seiner Woh nung, wo er noch immer den Schlaf des Gerechten schlief. Das HeHeimms des Waldes. Kriminalroman von Kurt v. Bergheim. 36 „Gewiß," sagte Frau Velbert, „Du kannst ganz außer Sorge sein. Was ich selbst erfahre, das teile ich Dir mit, viel wird eS ja freilich nicht sein, solche Untersuchung wird sehr geheim gehalten " „Wenn eS aber zur öffentlichen Schwurgerichtsverhaud- lang kommt?" fragte Adelheid. „Das ist ja noch sehr die Frage, und ehe eS so weit ist, bist Du lange wieder hier," versicherte die Mutter. „Mache Dir darum keine Sorge mein Kind." Der Zug setzte sich langsam in Bewegung. Grüßend und mit dem Taschentuche winkend, blieb Frau Velbert auf dem Bahnsteig stehen, bis er die Halle verlassen hatte. „Gottlob, daß sie fort ist," sagte sie zu sich auf dem Wege nach ihrer Wohnung. „Sie kommt, wenn es nach mir geht, nicht eher wieder nach Berlin, bis die Sache zu Ende ist und mau diese nichtswürdige Helene dahin geschickt hat, wohin sie gehört. Vielleicht macht sie auch eine Bekanntschaft, die zu einer Heirat führt, die Baronin verkehrt mit vielen Leuten. Inzwischen habe ich hier auf alle Fälle die Bahn frei." * * * Mit Adelheid Velbert war so ziemlich die einzige Per son entfernt worden, welche rückhaltlos und entschieden für Helenes Schuldlosigkeit eingetreten war, wenn sie auch von niemand in dem Grade verdächtigt und beschuldigt ward, wie dies Bertha bei jedem Verhör uuter Jammern und wehklagen um ihren gemordeten Vetter und Freund that. „Er hat sein Unglück ins Haus geführt, als er sie vor zwei Jahren mit heimbrachte und sich einbildete er sei ihr den größten Dank schuldig, weil sie gethan hatte, was niemand unterlassen haben würde, "wiederholte sie mehr mals. „Ich wußte eS sogleich am ersten Abend: die geht nicht wieder. Sie hat auch nicht eher geruht, als bis der Vetter sie adoptierte und einen großen Teil seines Vermögens ihr verschrieb " „Herr Viehmann soll doch aber die Bekanntschaft sei ner Braut durch seine Adoptivtochter gemacht haben," wandte der Untersuchungsrichter ein. „Ja alles kann auch der schlaueste Mensch nicht vor sehen," entgegnete, die Augenbrauen in die Hohe ziehend, Bertha, „sie hätte später gewiß viel darum gegeben, wenn sie das hätte ungeschehen machen können." „Sie soll ihm aber bei seiner nachherigen Brant sehr das Wort geredet haben." Bertha lachte nur kurz auf und zuckte die Achseln. „Auch ist das Verhältnis zwischen den beiden Damen ungetrübt geblieben, und Fräulein Velbert hat sich mit großer Wärme zu Gunsten ihrer Freundin ausgespro chen." „Fräulein Velbert ist ein Engel, die gar keinen Be griff vom Bosen hat, denn sonst müßte sie schon lange ge merkt haben, wie die sogenannte Freundin gegen sie und den Adoptivvater gesinnt war. Es hat täglich zwischen den beiden die ärgerlichsten Anstritte gegeben, und sie war nicht zu bewegen, mit Herrn Bichmann zusammen zu Vel berts zu gehe», so oft sie auch darum gebeten wurde. Noch an dem letzten schrecklichen Sonntag war sie mit zu Tische geladen, zog es aber vor, allein zu Hause zu bleiben; die Frau Konsul wird Ihnen das auch sagen." Letztere bestätigte alle Angaben der Wirtschafterin und hob auch noch hervor, daß für den auf den Sonntag fol genden Montag die Unterzeichnung des Ehekontraktes an- beraumt gewesen war, durch welchen das früher von Bich mann errichtete Testament hinfällig geworden wäre. Auch die Dienstmädchen und Renerts sagten aus, daß zwischen Herrn Bichmann und seiner Adoptivtochter keine besonders herzlichen Beziehungen obgewaltet und sie sich zuweilen tagelang kaum gesehen hätten, ja daß seit des Rentiers Verlobung geradezu Unfriede zivischeit ihnen ge herrscht habe. Die Aussagen klangen um so belastender, als die Leute offenbar weit davon entfernt waren, Helene Mittlerweile war es zu spät geworden, und die kirch liche Trauung mußte auf den nächsten Tag verschoben werden. Dann ging sie ohne Hindernisse von Statten. * Der längste Tunnel in Deutschland ist der Tunnel bei Cochem an der Mosel auf der Eisenbahn linie Koblenz — Trier; er mißt eine Länge von LV- Kilometer (gegen 15 Kilometer des Gotthard-Tunnels), aber es ist eine erstickende Luft in dem Tunnel vorhan den, d e nicht nur diejenigen belästigt, welche in dem Tunnel zu arbeiten haben, sondern auch die Eisenbahn beamten und Passagiere, die mittels der Eisenbahn den Tunnel passieren. Die Regierung beabsichtigt daher, diese den Verkehr störende Eigenschaft zu beseitigen. Durch welche Mittel das geschehen soll, darüber herr schen noch verschiedene Ansichten, deren Ausgleich ange bahnt wird. An Kosten zur Beseitigung der Stickluft in dem in Rede stehenden Tunnel sollen laut ,RH. K / 350 000 Mk. in Aussicht genommen sein. * Siech und elend aus Transvaal zurückgekehrt ist der 17 jährige Sohn des Berlinnr Magistratsbe amten K. Der junge Mann, der sich vor etwa »/« Jahren heimlich aus der elterlichen Wohnung entfernt und Freifahrt auf einem Hamburger Frachtdampfer nach Lourenco Marques verschafft hatte, trat in Pretoria bei dem deutschen Kommando ein und machte sämtliche Kämpfe die dasselbe zu bestehen hatte, mit. Von den Engländern gefangen genommen und in Johannesburg vorübergehend internirt, gelang eS ihm, zu entfliehen. Er schloß sich dem Kommando Dewet's an und kämpfte in demselben, bis er, vom Fieber erfaßt, krank wurde. Nun zog ec es vor, über die portugiesische Grenze zu flüchten, und trat dann die Rückfahrt nach Deutsch land an. Gesundheitspflege. Gute Verdauung «nd reger Appetit zählen mit zu den wesentlichsten Lebensbedingungen, von denen daS Wohlbefinden des Menschen abhängt. Eine große Anzahl von Krankheiten ist auf Verdauungsstörungen und schwächlichen Magen zurückzuführen, sodaß die Darreichung von gewöhnlicher, gemischter Kost nicht an gängig ist. Hier ist darauf zu achten, dem Magen eine eiweißreiche Nahrung in möglichst konzentr. Zustande zuzuführen und gleich zeitig in einer Form, in welcher dieselbe vom Organismus rasch und vollständig ausgenommen wird. Ein derartiges, vorzügliches Kräftigungsmittel mit hohem Nährwert ist die auS Fleisch herge stellte, völlig geschmacklose Somatose. Dieselbe enthält, neben eini gen, für die Ernährung wichtigen Salzen des Fleisches, über 90 Proz. Eiweibstoffe und zwar in einer Form, in der sie direkt in den Organismus übergehen, sofort an der Ernährung teilnehmen und somit in kürzester Zeit zur Hebung der Körperkräfte beitragen können. Tpielplan der Leipziger Stadtlheater. NeucS Theater. Freitag: Der fliegende Holländer. Anfang 7 Uhr. Sonn abend : König Arthur. Anfang 7 Uhr. Altes Theater. Freitag: Flottenmanöver. Anfang halb 8 Uhr. Sonnabend: Der Vogelhändler. Anfang halb 8 Uhr. Carola-Theater. Freitag : 1. Gastspiel der Schlierseer: Der Herrgottschnitzcr von Ammergau. Sonnabend: 2. Gastspiel der Schlierseer: Almenrausch und Edelweiß. Astronomischer Kalender Freitag, den 1S. Oktober 1900. Sonnenaufgang' 6 Uhr 34 Min. Sonnenuntergang 4 Uhr 56 Min. Mondausgang 2 Uhr 14 Min. Monduntergang 3 Uhr 7 Min. übel zu wollen, und sich nur dem Zwange des von ihnen geleisteten Eides fügten. Am stärksten sprächen jedoch die Thatsachen selbst gegen Helene, und alles, was sie zu ihrer Verteidigung anführte, schlug für sie zum Gegenteil auS. Es klang im höchsten Grade unwahrscheinlich, daß sie behauptete, das Messer, auf welches sie nach dem über einstimmenden Zeugnis aller einen so hohen Wert gelegt, sei ihr abhanden gekommen, denn keiner der Hausgenossen konnte sich besinnen, daß sie danach gesucht oder gesragt hätte. Recht lahm erschien auch die Erklärung, sie habe letzteres unterlassen, weil Herr Bichmann ohnehin öfter- über den Besitz des Messers gescholten habe, und sie gern jeden Anlaß zu Streitigkeiten hätte vermeiden wollen Nicht minder ungeschickt erschien die Erzählung von dem festen Schlaf, der sie stundenlang umfangen gehalten haben sollte. Ihr Zimmer lag gerade über demjenigen, in welchem der Mord verübt worden war. Es konnte da bei nicht fo still zugegangen sein, daß sie nichts gehört haben sollte und noch viel weniger war e» anzunehmen, sie sei nicht von dem Geräusch erwacht, das jemand ver ursacht, der die Treppe heraufgekommen war und in dem an ihr Wohnzimmer anstoßenden Schlafzimmer Wasser in die Becken gelassen und sich die Hände gewaschen hatte. So laut und unwiderleglich alle diese Dinge im Ver ein mit dem aufgefundenen Messer und dem blutbefleckten Taschentuch für Helene- Schuld sprachen, so unterließ die Untersuchung doch nicht, auch nach anderenRichtungenNach- forfchungen anzustellen. Die Erneuerungsarbeiten hatten viele fremde Men schen in das Bichmannfche HauS gebracht, e» wäre daher immerhin nicht unmöglich gewesen, daß jemand die Ge legenheit erspäht hätte, einen Einbruch bei dem reichen Maune zu versuchen. Aber alle begleitenden Umstände widerlegten eine solche Annahme. Weder am Schreibtisch, noch am eisernen Schrank der Verstorbenen war die lei seste Spur eine- versuchten oder vollfuhrten Einbruchs zu entdecken. 69,18