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ImM V IBrilhteli KrkTllli für DrchtssM, Zmcktzaiil, Achcrsyain, KüM, Darsdsrf, M, Mmaimftiii, Kchljilin SnßftM«». Sliiza. SW, MDu, Slmßmdnz, Li«ih«d. Pimtzkü, SkifkMhm, SlliüStnitz, ÄlWn, z»nchch NS IlqM Mtt einer illustrierten Sonntags - Vellage. Freitag, den 19. Oktober 1900 Nr. 123 11. Jahrgang Diese» Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mir dem Darmn des nachfolgenden TageS und kostet monatlich 35 Pfg., vierteljährlich 1 Marl. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der Amtshauptmannschaft Grimma, sowie für Anzeigen am Kopfe und im Reklameieile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein- Oeffentttche Sitzung des Stadtgemeinderates zu Naunhof. Freitag, den 19. Oktober 1900, abends 8 Uhr. Tagesordnung befindet sich am RatsbreU. Igel, Bürgermeister. Preußisch-Sächsische Eisenbahn- gemeinschast. In den letzten Jahren wurde gegen Preußen öfters die Beschuldigung erhoben, daß es auf dem Gebiete der Eisenbahnpolitik in wenig freundnachbarlicher Weise Sachsen gegenüber handele. Und in der That hat Preußen durch verschiedene Maßnahmen berechtigten An laß zur Vermutung gegeben, als mache die preußische Staatsbahnverwaltung in der rücksichtslosesten Weise von ihrem großen Uebergewicht auf verkehrspolitischem Ge biete Gebrauch, um die Rentabilität der sächsischen Bah nen immer tiefer herabzudrücken. Nicht mit Unrecht vermutet man in Sachsen hinter den preußischen Un freundlichkeiten, die nicht gerade zur Stärkung der Reichseinheit beitragen, das Bestreben, den starken säch sischen Widerstand gegen eine preußisch-sächsische Eisen bahngemeinschaft zu brechen. Denn, so kalkuliert man augenscheinlich in Berlin, wenn in den kleineren Staa ten durch das ständige Sinken der Eisenbahnrente der gesamte Staatshaushalt aus dem Gleichgewichte gebracht wird, dann wird man dort Preußen als Retter in der Not begrüßen, wenn es sich bereit finden läßt, durch Uebernahme der durch seine Politik notleidend geworde nen Bahnen in eigene Verwaltung eine angemessene Verzinsung des in diesen Schienenwegen angelegten Kapitals zu garantieren. So macht Preußen fortgesetzt und ziclbewußt von dem Rechte des Stärkeren Gebrauch und wartet im übrigen geduldig, bis ihm die reif ge wordenen Früchte von selbst in den Schoß fallen. Hessen hat bereits vor einigen Jahren den Kampf um seine Eisenbahnhoheit als aussichtslos aufgeben müssen, und in absehbarer Zeit werden Baden und Württemberg gezwungen sein, dem Gedanken einer deutschen Eisen bahngemeinschaft, die sich selbstverständlich nur unter preußischer Führung verwirklichen läßt, ernstlich näher zu treten. Ist doch in der Stuttgarter Landstube schon zu wiederholten Malen diese Frage erörtert worden. Neuerdings tritt nun in Dresden mit ziemlicher Bestimmtheit das Gerücht auf, daß die preußische Re gierung wieder einmal den Versuch unternommen habe, die leitenden sächsischen Kreise von den Vorteilen zu überzeugen, die Sachsen von einer preußisch-sächsischen Elsenbahngcmeinschaft haben würde. Wie auL Kreisen verlautet, die unterrichtet sein können, will Preußen für das in den sächsischen Bahnen angelegte Kapital eine über die bisherige Verzinsung bedeutend hinausgehende Bürgschaft übernehmen. Bewahrheitet sich diese Meldung, so kann ange nommen werden, daß Preußen zu diesem Schritte er mutigt wurde durch die stetig fallende Rente der säch sischen Staatseisenbahnen. Da die allgemeine Finanz lage des sächsischen Staates durch die ständig zu ver ringernden Eisenbahnerträgnisse noch schwieriger gestaltet wird, als sie infolge der Ablehnung der Steuerreform durch den Landtag sowieso schon ist, und da man ferner während der letzten Landtagssession die Bahnbeamten gehaltserhöhungen wegen Mangel an Mitteln ablehnen mußte, hält man wahrscheinlich in Berlin den Zeitpunkt als geeignet, den sächsischen Staat darauf- aufmerksam zu machen, daß er sich durch eine Eisenbahngemeinschaft mit Preußen finanziell weicher betten könne. Es ist jedoch kaum anzunehmen, daß die Bestre bungen Preußens in nächster Zukunft von Erfolg be gleitet sein werden. Denn das sächsische Volk weiß ge nau, daß mit der Eisenbahnhoheit eines der wichtigsten Merkmale der staatlichen Selbständigkeit Sachsens ver loren geht. Und daß das sächsische Volk seine Unab hängigkeit auf dem Gebiete des Eisenbahnwesens auch auszunützen verstanden hat, geht schon zur Genüge aus der Thatsache hervor, daß das Eisenbahnnetz Sachsens in Bezug auf die Größe des Landes und die Zahl der Bevölkerung als das dichteste der Welt zu bezeichnen ist. Sachsen hat eben bei dem Bau seiner Bahnen nicht allzusehr den finanziellen Standpunkt einer guten Verzinsung hervorgekehrt. Es war vielmehr stets in erster Linie bestrebt, wirtschaftlich zurückgebliebene Gegenden durch Schienen stränge an das große Netz des Verkehrs anzuschließen und dadurch den Wohlstand der Bevölkerung zu mehren „Und die Hebung der Volkswohlfahrt, wie sie sich be sonders in den bahnangeschlossenen Gegenden in stets steigenden Einkommensteuer-Erträgnissen äußert", heißt es sehr zutreffend in einem Bericht der Finanzdeputation 8 der zweiten sächsischen Kammer, „giebt Beweis dafür, daß Sachsen mit dem erstrebten Weiterausbau seines Bahnnetzes auf richtigem Wege war." Hierin würde aber sofort eine Aenderung eintreten, wenn sächsische Regierung und sächsischer Landtag nicht mehr in der Lage wären, einen ausschlaggebenden Einfluß auf das Tempo im Eisenbahnbau in Sachsen auszuüben. Denn Preußen würde nach Abschluß einer Eisenbahngemein-- schaft nur noch solche Bahnen bauen, bei denen im vor aus eine gute Verzinsung des Anlagekapitals außer jedem Zweifel steht, da es an der Hebung des Volks wohlstandes in bestimmten sächsischen Gegenden durch Herstellung von Eisenbahnverbindungen naturgemäß nicht dasselbe Interesse hat, wie der sächsische Staat. Das sächsische Volk hat also alle Ursache, jeden Angriff auf die Selbständigkeit der sächsischen Staats bahnen mit Energie zurückzuschlagen. Sachsen ist in wirtschaftlicher Beziehung noch so leistungsfähig, daß bei einem guten Willen der Ständeversammlung die schwie rige Finanzlage des Staates sehr schnell ohne fremde Hilfe behoben werden kann. Auch wird es schon mög lich sein, Mittel und Wege zu finden, um einem wei teren Sinken der Rente der Staatsbahnen Einhalt zu thun. („Elbgaupresse.") Deutsches Reich. Dresden, 18. Okt. Die Frau des Bremser Dietrich in Naußlitz har einen Zettel hinterlassen, auf dem sie von allen Verwandten Abschied nimmt und bittet, ihr die That zu verzeihen; sie habe ihren Ehemann und sich selbst erschossen. Heute vor mittag 10 Uhr nahm die Staatsanwaltschaft den Thatbestand auf. Köln, 17. Okt. Die „Köln. Ztg.' mel det: Der Kaiser hat das Entlassungsge such des Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe, welches dieser gestern übermittelte, angenom men. Aus der Thatsache, daß Graf Bülow nach Hamburg befohlen ist, nachdem gestern Nachmittag der Reichskanzler sein Abschieds gesuch dem Kaiser unterbreitet hat, glaubt man in politischen Kreisen schlichen müssen, daß Gras Bülow zum Nachfolger des Fürsten Hohenlohe ausersehen sei. — Prinz Adalbert von Preußen, der drittälteste Sohn unseres Kaiserpaares, welcher am gestrigen Donner stag, den 18. Oktober, am Geburtstage seines Groß vaters, des Kaisers Friedrich, durch den evangelischen Garnisonpfarrer Goens konfirmit wurde, ist am 14. Juli 1884 im Marmorpalais bei Potsdam geboren und auf die Namen Adalbert Ferdinand Berengar Victor getauft worden. Von Hause aus zum Seeoffizier bestimmt, wurde der Prinz am 24. Juni 1894 durch den Kaiser bei der Marine eingereiht. — Eine unerfreuliche Kunstreise war der Kapelle des Alexander-Garderegiments aus Berlin beschieden. Sie hatte schon an verschiedenen Plätzen im Rheinland gestielt, der Reinertrag war zum Besten unserer ost asiatischen Truppen bestimmt. Als 8000 Mark bei sammen waren, verschwand jedoch der Konzertmeister plötzlich mit dem Gelds. Die Kapelle wurde vom Regi ment telegraphisch Heimberufen. — Die Anmeldung unfallversicherungspflichtiger Betriebe, welche bisher der Unfallversicherung nicht angehört haben, muß bis zum 15. November 1900 ein schließlich erfolgen, widrigenfalls die Säumigen be straft werden. — München. Die „Münchener Neueste Nach richten" berichten; Am Sonntag stürzte der 26jährige Ingenieur Ferdinand Köll aus München von der Todten- fesselspitze des Kaisergebirgs ab. Die Leiche wurde am Montag gefunden und nach Kufstein gebracht. — Homburg v. H. Wenn auch das momentane Befinden der Kaiserin Friedrich laut offiziellen Nach richten eine jähe Gefahr nicht in sich schließt, so rechnet man doch in dem Hofe nahestehenden Kreisen mit jeder menschlicken Eventualität und vermeidet jede Beschluß fassung über die Teilnahme an festlichen Vorgängen. — Bremen. Die Rettungsstation Bremerhaven der deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchtiger telegraphirt: Am 15. Oktober von dem in der Weser mündung verunglückten deutschen Schuner: „Der junge Prinz" 5 Personen durch das Rettungsboot der Station gerettet. Ausland. Verlobung der Königin Wilhelmine. Haag, 16. Oktober. Das Amtsblatt veröffent licht eine Proklamation der Königin Wlhelmine, in wel cher sie ihre Verlobung mit dem Herzog Heinrich von Mecklenburg-Schwerin anzeigt. Krüger's Gepäck durchsucht. Brüssel, 16. Okt. Nach einer Depesche aus Laurenco Margu s hat sich die Abreise Krüger's verzögert, weil die portugiesischen Behörden auf Ersuchen Englands das Gepäck Krüger's einer strengen Untersuchung unterzogen. Es verlautet sogar, daß die Portugiesen eine größere Geldsumme, die Krüger gehört, vorläufig beschlag nahmten. China. Die Wiederherstellung der russisch-chine- sichen Eisenbahn macht bedeutende Fortschrite. Auf der ganzen Linie wird gearbeitet. Chinesische Arbeiter drängen sich massenhaft heran, besonders zahlreich solche, deren Dörfer die Boxer zerstört haben. Eisenteile der Brücken und viel sonstiges fortgekommenes Material findet man jetzt nach Aufhören der Regenzeit in Flüssen und Gräben. Sämmtliche Gebäude werden nunmehr steinern aufgeführt; sogar der große Tunnelbau auf der westlichen Strecke ist in Angriff genommen. Ein amtlicher chinesischer Erlaß vom 4. Oktober macht bekannt, daß auf den Kaiser von China während dessen Flucht nach Singattfu von einem Boxer ein Attentat versucht wurde. Der Thäter wurde verhaftet und sofort hingerichtet. London. Aus Schanghai wird von heute ge meldet: Der Kaiser und die Kaiserin trafen unter Führung des Prinzen Tnan und Kangjis und eskortirt von 3000 Mann Truppen in Tungtschon ein. Tung- fusiang und Prinz Tuan sind wieder allmächtig, letzterer führt wieder das Kaiserliche Siegel und erläßt reak tionäre Edikte. Die Rebellen rücken im Süden gegen Canton vor, der Vizekönig sandte ihnen 7000 Mann Truppen entgegen. Italien. Im nächsten Frühjahr wird das ita lienische Königspaar eine Rundreise an die europäischen Höfe machen und zuerst Kaiser Wilhelm und die Köni gin Viktoria besuchen.