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Als beim Friedensschluß zwischen dem neu errichteten Deutschen Reiche und der französischen Republik eine Kriegskostenzahlung von 5 Milliarden Franks — vier, tausend Millionen Mark ausbedunaen und auch — über raschend schnell — gezahlt wurde, schüttelte alle Welt die Köpfe. So viel Geld war ja noch gar nicht dage wesen, es konnte niemals „alle" werden. Nun, es ist „alle" geworden, und das deutsche Reich hat heute schon mehrere Milliarden Schulden. Es werden noch mehr werden! Der letzte Flottengründungsplan umfaßte weit über anderthalb Milliarden, für China werden wir gut und gern eine viertel Milliarde rechnen können, und was dergleichen Reichs- Md Staatsziffern mehr sind. Aber darüber groß gewundert hat sich Niemand mehr, die Anschauungen darüber, was Geld bedeutet, sind heute ganz andere, wie früher. Einem bescheidenen Manne darf allerdings nicht einfallen, von dem „massenhaft vorhandenen" Gelbe viel zu beanspruchen. Das „Borgen" ist heute mühseliger denn je, die Vorsicht in der Gewährung von Kredit größer als je. Trotzdem wird viel, ungeheuer viel Geld verloren. Bei der Spekulations- und Unternehmungs lust spielen Millionen keine Rolle, aber es find auch Millionen, die in Rauch aufgehen. Bei den Kursver lusten in Jndustriepapieren und sonstigen Werten vom Frühjahr bis jetzt können getrost ein paar hundert Millionen in den Schornstein geschrieben werden. Von der Pariser Ausstellung hat die Stadt viel verdient; bei dem Unternehmen selbst muß, einschließlich aller Ein zelheiten, vielleicht eine halbe Million drauf gelegt werden. Ein großes, modernes Schlachtschiff kostet vielleicht ein Viertelhundert Millionen Mark. Im Reichstage reiben sich die Reichsbotcn den mehr oder minder blan ken Schädel, wenn eine solche Forderung in Sicht kommt. Einzelne Jndustriefürsten oder Gesellschaften verfügen mit ein paar Federstrichen über die gleiche oder doppelte Summe, und in der Reichshauptstadt macht ein Detaillist, ein Krämer, wie der Hamburger sagt, der alles Mögliche verkauft, ein Geschäft auf, zu dem ein Kapital gehört, das mehr als ein Dutzend Millionen umfaßt. Undenk bar gegen Verhältnisse, wie sie noch vor fünfzehn oder zwanzig Jahren bei uns gestanden, und heute — etwas Selbstverständliches. Städte geringeren Umfanges, in welchen früher bei den Ausgaben jedes runde Hundert Thaler sorgsam be rechnet wurde, schaffen heute Anlagen, die in die Hun derttausende gehen! Großvater und Großmutter schlagen die Hände über den Kopf zusammen, aber ihr Verzagtsein wirkt nicht, es geht! Groß- und Mittelstädte gönnen sich Millionen-Anleihen, wie sie früher Staaten kaum auf nahmen, und der Wagemut treibt an, denen nachzueifern, die im Vordertreffen sind. „Es ist ja kein Geld!" Drüben in Amerika kann sich ein Mensch, der mit Familie Halbwegs komfortabel leben will, erst einiger maßen rühren, wenn er ein Einkommen von allermin destens 5000 Dollars, das sind 21000 Mark Geld, pro Jahr hat! Das erscheint erstaunlich. Ja, vergleichen wir bei uns aber einmal das Früher mit dem heute, die Zeit von 1870 mit 1900? Wer vor dreißig, vierzig Jahren seine zehntausend Thaler mit 5 Prozent Zinsen sicher hatte, der lebte, wenn er keine große Familie hatte, behaglich als Ren tier. Er galt als wohlhabend. War Manches teurer wie heute, so waren doch die Ansprüche gering, die Ge legenheit zum Geldausgeben erst recht. Ein Besitz von zwanzigtausend Thalern stempelte schon direkt zum reichen Mann, der den Anspruch erhob, zuerst gegrüßt zu wer den. Fünf oder zehntausend Thaler mehr waren schon etwas Besonderes, die konnten gezählt werden, die das in einer Stadt besaßen. Ja und heute? WaS ist bei einem einigermaßen stattlichen Unternehmen ein Kapital von zehntausend Thalern, was will das Doppelte für einen Rentner besagen, wenn sein Sohn studieren soll? Es reicht nicht an allen Ecken und Enden, genaue Sparsamkeit muß die Veränderung der Zeitverhältniffe ergänzen. Was heute „Geld" bedeutet, ist etwas sehr erheblich Anderes, als „vordem." Und so steht es in Allem, in Tagelohn, Gehältern und Steuern! Fritz Reuter erzählt einmal von der schönen Zeit, wo die Maurer „fiew (5) Groschen up den Dag" bekamen und dazu sangen: „So leben wir, so leben wir alle Tage!" Wer kann sich das vorstellen heute? Deutsches Reich. — Der Vizeadmiral Hoffmann ist von seiner Stellung als Chef des ersten Geschwaders enthoben, und Prinz Heinrich von Preußen zum Chef des ersten Geschwaders ernannt worden. — Dem Reichstag wird auch in seiner neuen Session eine Eingabe zugehen, welche die Wiederein führung der Prügelstrafe für Roheitsverbrechen bezweckt. Die Petition zirkuliert bereits in Westdeutschland. Der letzte Reichstag ist bekanntlich über die Forderung zur Tagesordnung übergegangen. — Die Präliminarien zu der neuen Reichstags session setzen allmählich lebhafter ein. Am 27. Sep tember hat wiederum eine Ausschußsitzung des Bundes rats stattgefunden, und am 4. Oktober wird dann das Plenum des Bundesrats selber wieder zusammentreten, womit die geregelte gesetzgeberische Thätigkeit für das Reich erneut ihren Anfang nimmt. Darüber freilich, wann endlich auch der Reichstag in die Erscheinung treten wird, verlautet noch immer nichts Sicheres, nur ist es kaum mehr wahrscheinlich, daß die deutsche Volks vertretung noch im Laufe des Oktober zur ihrer neuen Session einberufen werden wird. — Der Bundesrat hat die preußischen Vorschläge zur Regelung des Apothekenwesens auf Grund einer vorausgehenden Ablösung abgelehnt. Da die preußische Regierung auf ihren Vorschlägen beharrt, wird es nicht so bald zu einer einheitlichen Regelung des Apotheken wesens kommen. — Liebknechts Nachfolger im Reichstage. Wie Blätter melden, wurde in einer stark besuchten Versamm lung von sozialdemokratischer Seite der Schriftsteller Georg Ledebur als Kandidat für den 6. Wahlkreis auf gestellt. — Das Unfallversicherungsgesetz, das bekanntlich gleich der Gewerbeordnungsnovelle am 1. Oktober in Kraft tritt, wird auf Handwerk und Fabrikbetrieb einen wesentlich größeren Einfluß ausüben als diese Novelle. Letztere, die den 8 Uhr-Ladenschluß bringt, beschäftigt sich ja im Wesentlichen nur mit Verhältnissen in offenen Verkaufsstellen, während für den Fabrikbetrieb nur die Einführung von Lehrbüchern und Bestimmungen über die Arbeitszeit jugendlicher Arbeiter und Arbeiterinnen in Betracht kommen. Das neue Unfallversicherungsgesetz legt den Betriebsunternehmern dagegen zunächst die Verpflichtung höherer Beiträge zur Unfallversicherungs stelle auf, da das Gesetz die den Arbeitern zustehenden Unterstützungen erweitert, wodurch auch neue Erhöhung des Reservefonds erforderlich wird. Die im Gesetz ver langte Neubildung oder Umgestaltung der Versicherungs organisation wird eine ausgedehnte Arbeit erfordern, da weitere Berufskreise neu in die Versicherungspflicht ein bezogen worden sind. Arbeit und Geldopfer für die Unternehmer bringt das Gesetz also wieder in Hülle und Fülle mit sich. — Die Ausgabe der neuen Kolonial-Briefmarken ist bis Neujahr verschoben worden. Der Grund für die Verzögerung liegt in erster Linie in den Schwierig keiten der Umrechnung der Reichswährung in Deutsch- Ostafrika übliche Währung. — Auf den deutschen Geschäftsträger in Gua temala, von Eyb, war in der Nacht zum 16. Sept. ein Angriff verübt worden. Als er im Wagen nach seiner vor der Stadt Guatemala gelegenen Billa zurück kehrte, wurde er von zwei völlig vermummten Indivi duen überfallen. Bei dem Kugelwechsel blieb Herr von Eyb unverletzt, während einer der Angreifer von ihm durch den Arm geschossen wurde. Wie sich herausstellte, gehörten dir Angreifer der geheimen Polizei an. Der Geschäftsträger stellte folgende Forderungen: Absetzung des Geheimpolizeichefs, Absetzung und Bestrafung der Uebelthäter und Stellung einer berittenen Schutzwache. Die dortige Regierung hat diese Forderungen alsbald erfüllt, und der Präsident der Republik und der Mini ster der Auswärtigen Angelegenheiten sprachen offiziell und schriftlich in besonders warmen Ausdrücken ihr tiefes Bedauern über das Attentat aus. -- Berlin ist die erste Fernsprechstadt der Welt Es hat ungefähr 50,000 Sprechstellen und übertrifft damit alle anderen Welthauptstädte, ja viele Länder. Selbst London und New-York können sich in dieser Be ziehung nicht messen. Ganz Frankreich mit 40,000 Sprechstellen hat ein kleineres Fernsprechnetz als Berlins und Oesterreich-Ungarn mit 30,000 und Rußland mit 20,000 Fernsprechstellen haben zusammen nur ebensoviel Telephonanschlüsse wie Berlin. — Ein furchtbares Unwetter hat in Kurhessen und den benachbarten Provinzen großen Schaden angerichtet. Durch Blitzschlag sind in zahlreichen Ortschaften Feuers brünste entstanden; eine große Anzahl von Gebäuden ist eingeäschert. Mehrere Personen wurden vom Blitz erschlagen. Ausland. Oesterreich. Der Prager Stadtrat beschloß auf Antrag des früheren Bürgermeisters Dr. Podlipny an den deutschen Schulen Prags nur tschechische Aufschriften anzubringen. Dieser Beschluß der Prager Stadtrats tschechen ist ein weiterer Schritt auf dem Wege, jedes äußerliche Merkzeichen von dem Vorhandensein eines 30—40 Tausend Köpfe zählenden, durch Bildung, Be- triebsmnkeit und Wohlhabenheit ausgezeichneten Deutsch tums in Prag auszutilgen. Griechenland. Der Kronprinz ist zum Oberkom mandierenden der Armee mit sehr ausgedehnten Macht befugnissen ernannt worden. Prinz Georg beabsichtigt, die Erklärung abzugeben, daß er entschlossen sei, eine Wiederwahl zum Oberkommissar von Kreta nicht anzu nehmen. Zugleich will er den Mächten gegenüber be tonen, daß es unbedingt notwendig sei, die Entscheidung über das endgiltige Schicksal der Insel den Kretensern selbst zu überlassen. Krieg i« China. London, 27. Sept. Das Auswärtige Amt erklärt offiziös, die Meldung der „Morning Post", wonach Deutschland an China ein Ultimatum stellen und die YangtsefortS besetzen wolle, für erfunden, um Deutsch land und England mit einander zu verhetzen und deren vereinte Aktion zu verhindern. Der „Standard" meldet aus Shanghai: Die Mandarinen erklären, Prinz Tuan erließ Namens der Kaiserin ein Geheimdekret, worin er den Würdenträgern den Entschluß des Kaiserhofes an zeigt, den Krieg um jeden Preis fortzusetzen. Alle die Mandschus nicht unterstützenden Mandarinen würden enthauptet, ihre Familien getötet und die Gräber ihrer Vorfahren zerstört werden. Die Boxertruppen erschienen wieder westlich von Tientsin. Loudon, 27. Sept. Der „Daily Mail" wird aus Yokohama telegraphiert: Die japanische Regierung er widerte auf die deutsche Note, fie stimme dem Vorschlag der Bestrafung der Anstifter der Boxergräuel als Vor bedingung für die Friedensverhandlungen zu, rate aber dringend von längerem Verzug ab. London, 27. Sept. Der Korrespondent der Mor ning Post" in Peking meldet : Die chinesische Regierung ist nicht bereit nachzugeben und wird die Boxer nicht