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WöN für DreWm, Smck-lli», Achershiim, IeuG, Kttdorf KM, KdMMhili, Kchtzm 8rchßM«t, M». Wi, Anisisii«. Amftkinbkri. Naihttit, Pmtztii. MMHM, Ltsüinitz, Arm, MlW«. ZuttchH M »»Mü. Mil einer illustrierten Sonntags - Veilagr. Dieses Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mit dem Datum des nachfolgenden Tages und kostet monatlich 3b Pfg., vierteljährlich 1 Marl. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der AmtShauptmannschast Grimma, sowie für Anzeigen am Kopfe und im Reklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein. Nr. 121.Sonntag, den 14. Oktober 1900. 11. Jahrgang. Bekanntmachung. In der gestrigen Stadtgemeinderatssitzung ist folgendes beraten und beschlossen worden: 1. Die zum Bau der neuen Schule benutzte, zwischen dem Areal der alten Schule und dem Häntschelschen Hause gelegene Parzelle wird von der Stadtge meinde an die Schulgemeinde zum Selbstkostenpreise (200 Mk.) verkauft. 2. Von dem gebrauchten und zum Verkauf bestimmten Inventar werden Fenster und eine Thüre für 25 Mk. verkauft. 3. Als Vertrauensmann der land- und forstwirtschaftlichen Berufsgenossen schaft iverden auf die Zeit vom 1. Januar 1901 bis 31. Dezember 1904 Herr Forstmeister Bruhm und als dessen Stellvertreter Herr Gutsbesitzer Zeibig ein stimmig wiedergewählt. Sie sollen um Annahme dieser Aemter ersucht werden. 4. Die Wahl von 2 Mitgliedern und 2 Stellvertretern für die Einschätzungs- Kommission für die Staatseinkommensteuer auf die Jahre 1901 und 1902 wird vertagt. 5. Der Entwurf zu einem Regulativ für die Freibank in Naunhof wird vor gelesen, besprochen und gutgeheißen. 6. Von der Erledigung der Straßenbausache Lechner-Bertram wird mit Be friedigung Kenntnis genommen. 7. Der neuerdings eingereichte Seiferthsche Bebauungsplan nebst dem Ent würfe von statutarischen Bauvorschriften für dieses Areal wird im einzelnen besprochen, bei der Wichtigkeit der Sache aber eine Beschlußfassung für dieses Mal ausgesetzt. 8. Gegen das Baugesuch des Herrn Weidtmann — Anbau auf der Kaiser Wilhelm Straße — und des Herrn Herfurth — Landhausbau an der Straße I — bestehen keine Bedenken. 9. In der Bausache des Herrn Lylographen Wenzel hatte die Baupolizeibe hörde die erbetene Beschleusung und Zufüllung des Grabens nicht genehmigt. Die hiergegen geführte Beschwerde ist von der Königl. Kreishauptmannschaft Leipzig ver worfen worden. Es soll nunmehr gegen diese Verfügung Beschwerde geführt werden. 10. Eingeholter Auskunft zufolge ist bei dem Lechnerschen Grundstücke von Herrn Hampel die Auflassung an Herrn Steudel erklärt, aber nicht im Grundbuche eingetragen worden, dagegen ist später die Auflassung unmittelbar von Herrn Hampel an Herrn Bertram erfolgt und eingetragen worden. Es werden nunmehr von Herrn Steudel die Besitzveränderungsabgaben für die hiesige Zentralkasse eingefordert. Naunhof, am 13. Oktober 1900. Der Stadtgemeinderath. Igel, Bürgermeister. Ein Zeichen der Zeit. Ein bemerkenswertes Zeichen der Zeit ist die in diesem Jahre zu konstatirende starke Zunahme dcr Ban kerotte. Dieselbe ist um so auffälliger, als bis weit in den Sommer hinein die allgemeine Geschäftslage als eine flotte galt, überall von einem regen Gedeihen von Handel und Wandel gesprochen wurde. Wir finden diese bedeutsame Zunahme der Zahlungs-Einstellungen aber schon im Frühlings-Vierteljahr, diejenigen haben also Recht behalten, welche schon zum Jahresbeginn aus gewissen Anzeichen mit Bestimmtheit schlossen, die wirt schaftliche Hochflut sei überschritten, es käme eine Zeit des langsamen Ab-Ebbens. Die ersten Anzeichen sind freilich sehr vielfach nicht beachtet worden, resp. man hat sie nicht sehen wollen; daraus schreiben sich auch die horrenden Verluste her, welche das spekulations lustige Publikum an den Börsen erlitten hat, Verluste, die weit stärker sind, als nach heutigem Ermessen die Kosten unserer deutschen China-Expedition sein werden. Die Handels- und Gewerbebetriebe, welche von der Zunahme der Zahlungs-Einstellungen betroffen sind, sind meist mittleren und kleineren Umfanges. Damit haben wir auch schon eine teilweise Erklärung für die Ursache der Zahlungsschwierigkeiten. Es fehlte an Betriebs kapital, resp. es war den Betriebs-Inhabern unmöglich, das Geld zu dem jetzigen teuer» Preise zu kaufen. Wir haben da wieder eine der schädlichen Folgen, welche durch die Festlegung des Kapitals in Börsenwerten ent standen ist, dessen Loslösung die Kursstürze verhindern. Seitens der Börsenkrsise wird zur Herbeiführung einer Reform der Börsengesetzgebung jetzt vielfach auf die ge deihliche Thätigkeit der Börse im nationalen Interesse bei Anleihen politischen Charakters usw. hingewiesen. Aber die heilsamste Thätigkeit wäre es gewesen, vor dem übermäßig großen Zustrom des Privatkapitals zu- Spekulation eindringlich zu warnen. Das ist nur ver einzelt geschehen und jedenfalls nicht mit dem Nachdruck, der allein Erfolg haben konnte. Das kapitalkräftige Großgewerbe ist dem mittleren in diesen Zeiten der Geldknappheit mehr denn je über legen. Die Flüssigkeit der Geldmittel spielt im geschäft lichen Betriebe heute die Hauptrolle, denn sie allein er möglicht ein kräftiges Aushalten. Um so weniger hat daher die Gesetzgebung Anlaß, auf das Austifteln von Bestimmungen zu sinnen, welche den Inhabern der Mittelbetriebe die Geldknappheit noch fühlbarer machen. Alle Paragraphen-Erfindung, die sich mit dem praktischen Gewerbsleben beschäftigt, konnte für ein paar Jahr ge trost aufgegeben werden, wir haben genug davon, wenig stens für so lange, bis normale Zeiten zurückgekehrt sind. Durch eine schön klingende Gesetzgebung die Zahl der Bankerotte zu vermehren, liegt kein Anlaß vor, vielmehr sind die selbständigen Existenzen zu schützen. Die Mißverhältnisse zwischen Ausgaben und Ein nahmen, zwischen Unkosten und wirklichem Verdienst werden weiter nirgends so bemerkt, wie bei Mittel- und Kleinbetrieben. Wenn aus den Familienhaushalten die Klagen kommen, alles sei teurer geworden, so kann doch gerade der Mittel- und Kleinbetrieb mit den Preisauf schlägen nur ganz vorsichtig vorgehen, denn er muß seine Kundschaft schonen. Und für ihn fällt ferner noch be deutsam ins Gewicht, daß er mit einem Kreditgewähren rechnen muß, welches die Höhe des Erwünschten trotz aller Warnungen und Mahnungen noch erheblich über steigt. Denn es ist ja eine Thatsache, wenn auch eine beklagenswerte, daß die Barzahlung in teuren Zeiten erheblich mehr stockt als in normalen. Die Zahlungseinstellungen von wirklich großen Firmen sind bei uns verschwindend gering, wenigstens im Verhältnis zu der Ziffer, die sich in anderen Län dern ergiebt. Wie viele „saftige" Bankerotte sind nicht im letzten Jahre aus dem Auslande und namentlich aus den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika gemel det worden? Das ist also ein Zeichen, daß bei uns im ganzen die Marktlage noch eine gesunde ist, daß nur der Mangel an Mitteln vor allem es ist, der Schwie rigkeiten herbeiführt. Trotzdem kann man sich für den bekannten mageren Trost nicht begeistern: So laßt eben den ganz großen Geschäften den Weg frei, für Mittel und Kleingeschäft ist nicht mehr viel zu holen! Denn, wenn es darnach ginge, würde vielen Deutschen die Lust zur Thätigkeit schwinden. Denn, wenn es auch nicht immer eintrifft, die erste Triebfeder bei aller Ar beit ist doch der Gedanke: Du kannst einmal dein eige ner Herr sein, du brauchst deine Beine nicht mehr unter einen fremden Tisch zu stecken. Deutsches Reich. — Frankfurt a.M. Infolge einer aus bis jetzt noch unbekannter Ursache entstandenen Explosion brach gestern Mittag kurz vor 12 Uhr im nördlichen Teil les Fabrikgebäudes der Adler-Fahrradwerke vormals Kleyer Großfeuer aus. Die 800 in der Fabrik beschäftigten Arbeiter konnten sich, soweit bis jetzt festgestellt werden konnte, sämtlich retten, doch trugen ziemlich viele der selben mehr oder weniger schwere Brandwunden davon. — Berlin. In der „Nation" äußert sich der frühere deutsche Gesandte in Peking, Herr v. Brandt, sehr scharf gegen etwaige deutsche Neuerwerbungen in China, die er als ein großes Unglück betrachten würde, abgesehen davon, daß ein bis zwei Armeekorps notwen dig sein würden, sie zu halten. — Paris in Berlin. Ueber ein Projekt, das nichts weniger bezweckt, als die gesamte deutsche Ab teilung der Pariser Weltausstellung nach Berlin über zuführen, um diese erst hier und dann in anderen großen Städten Deutschlands dem Publikum, soweit es nicht die gewaltigen Leistungen der vaterländischen Industrie in Paris selbst zu bewundern Gelegenheit hatte, vorzu führen, berichtet der „Konfektionär." Nachdem man bereits seit einiger Zeit die Stimmung in den maß gebenden Kreisen sondirt hat, ist man jetzt von einer Seite, deren Hintermänner sich auf bedeutende finanzielle Kräfte stützen, an die einzelnen Aussteller mit der An frage herangetreten, ob sie in die Fortsetzung ihrer Aus stellung in Berlin willigen würden. — Berlin. Zur Einweihungsfeier des Völker schlachtdenkmals zu Leipzig am 18. d. M. hat der Reichstagspräsident Graf Ballestrem eine Einladung an sämtliche Reichstagsmitglieder ergehen lasten. Der Ein ladung ist die Bemerkung beigefügt, man müsse die Reisekosten aus eigenen Mitteln bestreiten. — Am 1. Dezember findet eine allgemeine Volks zählung im deutschen Reiche statt ; sechs Wochen vorher, am 15. Oktober wird ihr eine interessante Sonderzäh- lung vorangehen, nämlich eine Zählung aller Krebs kranken in Deutschland. Anlaß zu dieser Sammelforsch ung bot die Thatsache, daß nach vielfacher ärztlicher Beobachtung die Zahl der Krebserkrankungen in neuerer Zeit beträchtlich zugenommen hat. — Homburg v. d. Höhe. Die feierliche Grund steinlegung zu dem auf dem Plateau des alten Romer- crstell Saalburg zu errichtenden Reichs-Limes-Museum erfolgte heute Vormittag in Gegenwart des Kaisers und der Kaiserin. Nach der Feier begaben sich die Maje stäten nach Schloß Friedrichshof. Ausland. Wie», 11. Okt. Nach einer Meldung tschechischer Blätter beschlossen mehrere angesehene jungtschechische Führer, im neuen Reichsrat die Obstruktion gänzlich aufzugeben. London. „Daily Mail" meldet aus Rom, der italienische Vertreter in Peking habe seiner Regierung telegraphisch mitgeteilt, daß die Meldung von dem Tode der Kaiserin sich bis in die Hauptstadt fortgepflanzt habe! die Kaiserin soll bereits beigesetzt sein. Die chinesischen Behörden weigern sich die Nachricht zu demen- tiren oder zu bestätigen. London. „Westminster Gazette" will misten, Deutschland habe ein Ultimatum an den chinesischen Kaiser gerichtet, in welchem dieser unter Androhung seiner Absetzung aufgefordert wird, nach Peking zu rückzukehren. London, 11. Okt. Nach Depeschen aus Chicago und Minneapolis ist ein aus letzter Stadt gebürtiger Herr Knappen von einer gefährlichen Reise nach Hud- sonbay, bei welcher er die Küste von Ungayaland 600 Meilen herauffuhr, in Chicago angekommen, und meldet dort, Eskimos hätten ihm erzählt, ein „Himmelboot" sei an der äußersten Nordküste der Bay vor zwei Jahren auf die Erde gekommen; die Wilden, die dieses Land