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Kuchfer G KEHten WilM für Mrchtchin, Imtbhai», Dchmßain. KuEli. Krsdsrf KE», MnmnOin, Ichshm 8»WN«i. M>i. Ahn, Annis». NeiHnNnt. Anihnil. Pmßni. -HMm, Ltsiiitiiitz, Ihnm, B»IW». zmechrlh ni llnpM. MU einer illustrierten Sonntags - Vellage. Dieses Blatt erscheint in Naundos jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mit dem Datum des nachfolgenden TageS und kostet monatlich 35 Pfg., vierteljährlich 1 Marl. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der Amtshauptmannschaft Grimma, sowie für Anzeigen am Kopse und im Reklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein- Nr. 113. Mittwoch, den 26. September 1900. 11. Jahrgang. Festtage in unserer Nachbarstadt Grimma. Seit Monaten rüstete sich Grimma bereits zu dem Jubiläum seiner Fürstenschule, die Hoffnung, daß Se. Majestät daran teilnehmen würde, sank infolge des Trauerfalles in unserem Königshause, um so erfreuter aber waren alle Gemüter, als der greise Herrscher trotz dem seinen Besuch zu machen versprach. Bevor wir über den Verlauf des Festes berichten, sei uns ein kur zer Rückblick über die Geschichte der Anstalt erlaubt: Im letzten Jahrzehnte des 12. Jahrhunderts wurde bei Grimma ein Augustiner Eremitenkloster errichtet, das im Jahre 1284 von Heinrich dem Erlauchten auch einen Hoi in Grimma erhielt. Doch schon wenig Jahre nach dem Eintritt der Reformation wurde die Auflösung dieses Klosters vorbereitet und 1541 wurden die Kloster güter unter landesherrliche Verwaltung genommen. Bei der im Jahre 1543 vom Herzog und nach maligen Kurfürsten Moritz beschlossenen Stiftung der Landesschulen, war Anfangs auch in Merseburg eine derselben eingerichtet worden. Doch die Ungunst des dortigen Bischofs und die Unruhen des schmalkaldi- schen Krieges wirkten auf das Gedeihen jener Schule so nachteilig ein, daß die Verlegung derselben nach Grimma in die Gebäude des vormaligen dortigen Au gustinerklosters erfolgte. Der Einzug geschah am 14. September 1550. — Um die erste Einrichtung dieser Anstalt haben sich besonders v. Miltitz und Kommerstädt bedeutende Verdienste erworben. — Im Jahre 1566 mußten die Schüler wegen des Ausbruchs einer Pest epidemie entlassen werden. — Aehnliche Fälle traten auch in den Jahren 1580 und 1637 ein. In den Jahren 1684—86 wurde die Schule nebst der dazu gehörigen Klosterkirche größtenteils neu erbam. — Ein abermaliger Umbau wurde im Jahre 1828 vollendet. — Das gegenwärtige Gebäude der Fürsten schule, ein Häuserblock im Palaststil der deutschen Früh- Renaissance, wurde mit einem Kostenaufwande von mehr als 1 100000 M. in den Jahren 1886—1891 voll ständig neuerbaat. Bei der festlichen Einweihung sprach Se. Majestät der König das wichtige Wort: „Gott erhalte uns die humanistische Bildung. Ich werde für sie kämpfen bis an mein Ende." Im Hofe der Fürstenschule sind die Standbilder des Königs Albert und des Kurfürsten Moritz (von Werner Stein und Prof, zur Straßen) bemerkenswert. Auch die Aula und der Speisesaal empfingen reichen künstlerischen Schmuck. — In früherer Zeit war die Inspektion der Schule Leipziger und Wittenberger Pro fessoren übergeben, von denen sich zur Visitation unter mehreren berühmten Männern auch Melanchthon hier einfand. Es sind in der Fürstenschule eine große Anzahl ausgezeichneter Männer gebildet worden, Dichter, Ge lehrte, Staatsmänner und Forscher. Von den noch lebenden früheren Schülern derselben, den Alt-Grimmensern waren ca. 400 herbeigeeilt um an dem Jubelfeste ihrer alma. matsr teilzunehmen. Am Sonntag fand nach einem pietvollen Akte der Ehrung der Verstorbenen auf dem Friedhöfe, die sich um die Fürstenschule Grimma besonders verdient gemacht, gemeinsamer Festgottesdienst statt. Ein weihevoller Mo ment war der Empfang der Abordnungen in der Aula, an den sich seitens des Herrn Kultusministers die Ver leihung einer ganzen Anzahl Auszeichnungen schloß. Im Spätnachmittage fand eine abermalige Aufführung des Oepidus in Kolonos statt, während der Abend die Fest teilnehmer und Alt-Grimmenser zu einer fröhlichen Ta felrunde im Ratskellersaale vereinigte. Eine Reihe wert voller Stiftungen wurden der Schule von den verschie densten Seiten überwiesen, unter denen die Paul Ger- hardtstiftung besonders erwähnt sei. Ten Glanzpunkt der Festtage bildete der Montag, der durch die Anwesenheit des Königs seine schönste Weihe fand. Sämtliche 48 Militärvereine des Bezirks mit ihren Fahnen, unsere zwei hiesigen Königl. Sachs. Militärvereine allein in Stärke von ca 5Ö Mann, hatten sich zur Paradeaufstellung am oberen Bahnhofe aufgestellt. h^11 Uhr lief der königl. Sonderzug ein, dem der greise Herrscher mit Gefolge entstieg. In der reich dekorierten Bahnhofshalle wurde König Albert von Herrn Bürgermeister Lobeck begrüßt, wofür Se. Maje stät mit herzlichen Worten dankte. Hierauf begab sich der König zur Aufstellung der Militärvereine und wurde mit ebenso herzlichen als packenden Worten seitens des Herrn Bezirkövorsteher I)r. Pöschel begrüßt, die in einem dreifachen dröhnenden Hurra ausklangen. Se. Majestät gab in seiner Erwiderung seiner besonderen Freude darüber Ausdruck, daß die Mitglieder des Bezirkes so zahlreich herbeigeeilt seien und bestieg nach herzlichen Abschiedsworten an die Kameraden den Wagen, um nach der Fürstenschule zu fahren, wo er an dem Festaktus in der Aula teilnahm. Gegen Vz1 Uhr verließ der König die Feststadt wieder mittels Sonderzuges. Die Kameraden begaben sich nach der Huldigung nach der Gatt^rsburg zu einem gemütlichen Frühschoppen, während die Fahnen im Schwanenschlößchen ausgestellt wurden. Zahlreiche Naunhofer Bürger waren ebenfalls am Montag in der Feststadt anwesend, um sowohl den verehrten Herrscher wieder einmal von Angesicht zu An gesicht zu schauen, als au den Festlichkeiten unserer Nach. Karstadt teilzunehmen. Deutsches Reich. — Mit der Einführung der Bestimmungen der abgeänderten Gewerbeordnung ist das Reichsamt des Innern eifrig beschäftigt. Bezüglich des 9-Uhr-Laden- schlusses, der mit dem 1 Oktober zur Einführung ge langt, muß abgewaitet werden, wie sich die Neuordnung bewähren wird. Dagegen ist für andere Bestimmungen der Vorlage, so z B. die Frage der Beschaffung von Sitzgelegenheit für die Verkäuferinnen in den offenen Ladengeschäften, dem Bundesrat die Befugnis, Ausführ ungsbestimmungen zu erlassen, erteilt worden. Die Grund lage für diese Ausführun zsbestimmungen soll demnächst festgestcllt werden. — Der Eisenbahnverkehr läßt noch keine Spur von der rückgängigen Konjunktur erkennen, der alle Welt gegenüberzustehen glaubt. Die Einahmen der deutschen Eisenbahnen betrugen im Monat August 11., Mill. Mark mehr als im selben Monat des Vorjahres; davon entfallen 7^ Millionen auf den Güterverkehr. Seit Beginn des Budgetjahres (zumeist 1. April) hatten die Eisenbahnen eine Mehreinnahme von 55 Mill., von denen 36.; Mill, dem Güterverkehre entstammten. — Die Bildung von Kreditschutzvereincn wird von den deutschen Handwerkskammern erwogen. Diese Vereine sollen die Handwerker über säumige und unbe mittelte Kreditnehmer unterrichten und ihnen über zwei felhafte Firmen Mitteilungen machen. — Ein Gesuch an den Reichstag zur Einführung körperlichen Züchtigung bei Roheitsverbrechen soll in konservativen Kreisen der Provinzen Hannover und West falen vorbereitet werden. — Eine zweite Chinaanleihe soll bcvorstehen. Es soll eine 3h/> proz. Anleihe im Betrage von 100 bis 120 Millionen Mark in Deutschland selbst ausgenommen werden. Die Verhandlungen hierüber sollen mit den deutschen Banken bereits eingeleitet sein. Die deutschen Steuerzahler, welche die 4 Proz. für die Dankes auf zubringen haben, sollen also für das Geld, das sie selbst dem Reiche borgen, mit 3 s/, Proz. abgespeist werden? Ausland. In Paris ist auf dem Bahnhof Montparnaffe in Folge Versagens der Bremse der von Versailles kommende Personenzug über die Pufferblöcke und das Bahnhof - trottoir in den Wartesaal eingedrungen. 17 Reisende wurden schwer verwundet. — Vor einigen Jahren hat sich eine ähnliche Katastrophe auf demselben Bahnhof ereignet. New-Aort, 24. S pt. Hier ist heute ein Tele gramm aus Taku vom 19. September veröffentlicht worden, das besagt, alle Missionare in den westlich von Pekmg gelegenen Orten Tatingfu und Supingfu seien ermordet worden. Amerika. In Newyork zahlen die Spielhöllen der Polizei jährlich über 3 Millionen Dollars, also mehr als 12 Millionen Mark Bestechungsgelder, damit sie geduldet werden. So behauptet die „Monatsschrift für christliche Sozialreform." Griechenland. Als Prinz Georg von Kreta kom mend in Athen eintraf, fiel ein anscheinend geistesge störter Offizier den Pferden des Wagens, in welchem der Kronprinz und Prinz Georg saßen, in die Zügel. Der Mann wurde verhaftet; man fand bei ihm einen Revolver. Spanien. Marschall Martinez Campo» ist in Seebad Zarau; gestorben. Krieg i« China. Das österreichische Geschwaderkommando für Ost asien telegraphiert: Linienschiffs-Leutnant Schusterschitz mit ein m Etappendetachement von Tientsin und die Flaggenwache von Taku, zusammen 1 Offizier 3 See kadetten und 45 Mann, nahmen mit deutschen und ruffischen Truppen am 20. Sept, das Südfort von Pn- tang ein. Gleichzeitig mit der deutschen Flagge wurde auf dem eroberten Fort über dem Hauptthor unseve Flagge gehißt. Später eroberten die Russen zwei Ge schütze und eine Minnenzünderstation. Das zur Verstär kung nachrückende Detachement stieß nach Ueberholung des ersten deutschen ostasiatischen Regiments auf 4 Fuß minen. Alff Seiten der Oesterreicher wurde ein See kadett getödtet, ein Linie nschiffsfähnrich und ein See kadett leicht verwundet, 12 Mann verwundet, davon die meisten schwer. Der ..Daily Telegraph" meldet aus Washington von Freitag Nacht, von einer hohen Autorität erfahre ich, daß die amerikanische Regierung höflich, aber bestimmt die deutschen Vorschläge abgelehnt hat. Die Regierung weist jedoch darauf hin, daß sie ebenso sehr wie Deutschland die Bestrafung der Miffethäter wünscht. Es ist nicht sicher, ob die Antwort Amerikas einen Ge genvorschlag oder ein Amendement enthält. Auf der deutschen Botschaft in Washington erklärt man, daß die deutsche Note der Diskussion offen sei. In administra tiven Kreisen zeigt man sich ungeduldig bezüglich des Beginnes der Friedensunterhandlungen und will lieber separat verhandeln, als noch länger warten. Die Situa tion auf den Philippinen drängt zu einer möglichst schnellen Räumung Pekings, die nur durch das Drängen der einflußreichen Miffionsgesellschaften bisher aufge halten wurde. Shanghai, 22. Sept. Feldmarschall Graf Walder- fee ist auf der „Hertha" heute Nachmittag 5 Uhr nach Taku abgereist. — Chef des Generalstabs fährt heute Abend mit der „Sachsen" nach. London, 22. September. Das „Reutersche Büreau" meldet aus Peking, den 17. September: Pei-ta-tschu ist heute früh von der englisch-amerikanischen Truppe genommen worden. Die Eroberung der Peitangforts. Ein amtliches von Freitag Vorm. 9^ Uhr datirtes Telegramm aus Taku besagt: Die Forts von Peitang wurden gestern von den kombinierten deutschen, russischen und franzö sischen Truppenabteilungen genommen. Krieg in Südafrika. Capstadt, 22. Sept. General Methuen traf am 19. Sept, nordöstlich vom Hartfluffe auf einen Wagen zug der Buren, schlug den Feind in die Flucht und eroberte einen bei Colenso verlorenen Fünfzehnpfünder wieder. Ferner wurden 26 Wagen, 8000 Stück Rind-