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WM für DrcWain. Kmessljain, Achmljain. Dich, DniUf, KA, MmaMhaiil, IchshÄ 8nW«t«i. Sliii«, Ahn, SInM«, WußeiNni. PWtz». Leifttlshliii. Aniitiitz, Am», BiIW». ZuensNt- VS MM». Mil einer illustrierten Sonntags - Vrilagr. Diese» Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mit dem Datum des nachfolgenden Tage- und kostet monatlich 3b Pfg., vierteljährlich 1 Mark. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der Amtshauptmannschaft Grimma, sowie für Anzeigen am Kopfe und im Reklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein. Nr. 117. Freitag, den 5. Oktober 1900.11. Jahrgang. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des vormaligen Restaurateurs und Getreidehändlers Hermann Richard Nebe in Naunhof ist zur Abnahme der Schluß rechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwen dungen gegen das Schlußverzeichniß der bei der Ver teilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Be schlußfassung der Gläubiger über die nicht verwertbaren Vermögensstücke der Schlußtermin auf den 30. Oktober 1900, vormittags 10 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte hierselbst bestimmt. Grimma, den 29. September 1900. Sekr Lippert. Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Ein Brief des Kaisers von China an Kaiser Wilhelm. Wie Londoner Blätter melden, hat der Kaiser von China in einem Dekret seinem tiefen Bedauern über die Ermordung des deutschen Gesandten Freiherrn v. Ketteler Ausdruck gegeben und angeordnet, daß in Peking und in der chinesischen Gesandtschaft zu Berlin eine Trauer feier zum Gedächtnis v. Kettelers veranstaltet werde. Ter Kaiser von China hat in dieser Angelegenheit auch einen Brief an Kaiser Wilhelm geschrieben, welcher fol genden Wortlaut hat: „Der Kaiser von China entbietet dem deutschen Kaiser seinen Gruß. Ein plötzlicher Aufruhr in China hat die Ermordung Ihres Gesandten herbcigeführt. Meine Untergebenen haben sich in traurigster Weise benommen und die freundschaftlichen Beziehungen abgebrochen, worüber ich tief traurig bin. Ich habe dem Groß rat Aunkang befohlen, vor dem Sarge des verstorbenen Ministers Gebete darzubringen, und Li-Hung-Tschang sowie Linkunyi sollen für die Fortschaffung deS SargeS jede mögliche Erleichterung bie ten. Sobald der Sarg in Berlin ankommt, soll mein Gesandter ebenfalls davor Gebete verrichten. Aus diese Weise wünsche ich mein tiefstes Bedauern auSzudrücken. Früher lebten unsere beiden Länder im Frieden. Ich appelliere jetzt in unserem gemeinsamen Interesse an Sie, baldige FriedenSverhandlungcn zu gestatten, so daß ein dauernder Friede gesichert wird." Dieser Schritt des Kaisers von China scheint auf russischen Rat erfolgt zu sein. Die russische Diplomatie hofft damit offenbar, Deutschlands Widerstand gegen die sofortige Eröffnung von Friedensverhandlungen zu über winden. Aus Rußland wird dazu telegraphiert: Angesichts der eingetroffenen Depeschen über die Absetzung und Bestrafung der Häupter der Boxer, un ter denen sich kaiserliche Prinzen mit Tuan an der Spitze befinden, sowie angesichts der Bereiterklärung des Kaisers von China, Kettelers Grab persönlich zu besuchen, wird hier heute mächtig zum Rückzug geblasen. Die Blätter erwarten den sofortigen Beginn der Friedens verhandlungen und die Einstellung der Feindseligkeiten. Es verlautet, daß der russische Einfluß durch Li-Hung- Tschang diesen Umschwung am chinesischen Hof bewerk stelligt habe. Bei der ganzen Geschichte hat offenbar Li-Hung Tschang wieder seine Hand im Spiele. Vielleicht gilt das auch von folgender Londoner Meldung, die dazu bestimmt ist, die von den Mächten einstimmig dem Gra fen Waldersee eingeräumte Stellung zu erschüttern. Aus London telegraphiert man nämlich: Die „Daily Mail" meldet aus Taku vom 27. September: Hinsichtlich Graf Waldersees amtlicher Stellung scheinen Mißverständnisse vorhanden zu sein. Die russischen, französischen und amerikanischen Generäle nehmen die durch seine Ankunft geschaffene Situation nicht an und weigern sich, sein Oberkommando außer im Felde anzuerkennen. Zwei wichtige Expeditionen sind am 28. September aufgebrochen, die drei Wochen dauern sollen. Von offiziöser deutscher Seite wird dazu erklärt . Diese Meldung trage ebenso den Stempel der Erfin dung an der Stirn, wie frühere ähnliche Nachrichten des Londoner Blattes über Zwietracht im Lager der verbündeten Truppen. Inzwischen gewinnt die Lage wieder eine bestimmte Beleuchtung durch die folgende Antwortsdepesche Kaiser Wilhelms. Dieselbe dürfte geeignet sein, wieder ver schiedene Mißiöne im Konzert der Mächte zu beseitigen. Ob indes damit der letzte Stein des Anstoßes in der Chinafrage aus dem Wege geräumt ist, muß natürlich dahingestellt bleiben. Der Wortlaut des Telegrammes ist folgender: 30. September 1900. An den Kaiser von China. Ich, der Deutsche Kaiser, habe das Telegramm Sr. Majestät des Kaisers von China erhalten. Ich habe daraus mit Genugthuung ersehen, daß Eure Majestät bestrebt sind, die schändliche, jeder Kultur hohnsprechende Ermordung meines Gesandten nach Ge brauch und Vorschrift Ihrer Religion zu sühnen. Doch kann Ich als Deutscher Kaiser und Christ diese Unthat durch Trankopfer nicht als gesühnt erachten. Neben Meinem ermordeten Gesandten ist eine große Zahl von Brüdern christlichen Glaubens, Bischöfe, Missionare, Frauen und Kinder vor den Thron Gottes getreten, die um ihres Glaubens willen, der auch der Meinige ist, unter Martern gewaltsam gestorben sind und als An kläger Eurer Majestät erscheinen. Reichen Sie von Eurer D ajestät befohlenen Trankopfer für alle diese Unschuldigen aus? Ich mache nicht Eure Majestät persönlich verant wortlich für die Unbill, welche gegen die bei allen Völ kern für unantastbar geachteten Gesandtschaften verübt, noch für die schwere Kränkung, welche so vielen Natio nen, Konfessionen und den Unterthanen Eurer Majestät, die Meinem christlichen Glauben angehören, zugefügt worden ist. Aber die Ratgeber des Thrones Eurer Majestät, die Beamten, auf deren Häuptern die Blut schuld des Verbrechens ruht, das alle christlichen Natio nen mit Entsetzen erfüllt, müssen ihre Schandthat büßen, und wenn Eure Majestät sie der verdienten Strafe zu führen, so will Ich dies als eine Sühne betrachten, die den christlichen Nationen genügt. Wollen Eure Maje stät Ihren Kaiserlichen Arm dazu leihen und hierbei die Unterstützung der Vertreter aller beleidigten Natio nen genehmigen, so erkläre Ich Mich Meinerseits damit einverstanden. Auch würde Ich die Rückkehr Eurer Majestät nach Ihrer Hauptstadt Peking zu diesem Zweck gern begrüßen. Mein General-Feldmarschall Graf von Waldersee wird den Befehl erhalten, nicht nur Eure Majestät nach Rang und Würde ehrenvoll zu empfangen, sondern auch Eurer Majestät jeden militärischen Schutz zu gewähren, den Sie wünschen und dessen Sie vielleicht auch gegen die Rebellen bedürfen. Auch Ich sehne Mich nach Frieden. Aber nach dem Frieden, der die Schuld sühnt, das begangene Un recht in vollem Umfang und nach jeder Richtung wieder gut macht und allen Fremden in China volle Sicher heit bietet an Leib und Leben, an Hab und Gut, be sonders aber zu freier Ausübung ihrer Religion. Wilhelm I. R. Deutsches Reich. — Aus Eisenach ist die betrübende Kunde ge kommen, daß der jugendliche Prinz Bernhard Heinrich von Sachsen-Weimar-Eisenach Montag Morgen 8 Uhr dort gestorben ist. Der Prinz gehörte als Leutnant dem 3. Garde-Ulanen-Regiment in Potsdam an und stand ä. la suits des 5. thüringischen Infanterie-Regi ments Nr. 94, sowie des sächsischen 1. KönigS-Husaren- RegimentS Nr. 18. Sein plötzlicher Tod ist durch eine Lungenentzündung herbeigeführt worden. Prinz Bern hard Heinrich von Sachsen-Weimar-Eisenach wurde am 18. April 1878 als zweiter Sohn des inzwischen ver storbenen Erbgroßherzogs Karl August geboren, er ist also ein jüngerer Bruder des jetzigen Erbgroßherzogs Wilhelm Ernst, ein Enkel des regierenden Großherzogs Karl Alexander. — Schickt Deutschland weitere Verstärkungen nach China? Ueber diese Frage wird der „Franks. Ztg." aus Stuttgart gemeldet, daß bei den Württem- bergischen Truppenteilen dieser Tage ein kaiserlicher Armeebefehl eingegangen ist, der anordnet, daß sämt liche aktiven und inaktiven Offiziere, die zu einer event. Verwendung nach China bereit sind, festgestellt und nach Berlin gemeldet werden. Der Erlaß spricht die Er wartung aus, daß von den Offizieren, die sich früher gemeldet haben, keiner von der Meldung zurücktrete. Der Schluß des Armeebefehls besagt, daß ein weiterer Truppenabschub zunächst nicht erforderlich sein werde, daß aber für den Fall weiterer Unruhen und der Not wendigkeit weiterer Truppenentsendungen die entsprechen den Vorbereitungen getroffen werden müssen. Das ist übrigens ganz selbstverständlich. — Lohnreduktionen und Feierslyichten werden nach einer Essener Meldung des „B. T." bei fast allen größeren Werken des rheinisch-westfälischen Jndustrie- bezirks angeordnet. Das ist ein neues betrübendes Zeichen, daß der gewaltige industrielle Aufschwung der letzten Jahre seinen Höhepunkt überschritten hat und er öffnet den von den Maßnahmen der Werke betroffenen Arbeitern trübe Aussichten für den bevorstehenden teueren Winter. — Auch diejenigen Kreise, welche bislang versucht hatten, die Lage der Industrie als günstig hinzustellen, müssen jetzt eingestehen, daß nicht mehr Alles beim Alten ist. Die „Köln. Ztg." drückt sich über die Lage des Eisenmarktes ziemlich mutlos aus. Sie sagt u. A., die Feinblechwerke leiden unter Zurückhaltung der Händler, die Hochofenwerke arbeiten noch flott. Die Hervor bringung ist größer als im Vorjahre und bis Ende 1901 ausverkauft. Indessen halten die Stahl- und Walzwerke mit den Spezifikationen zurück, was auf die Hochofenwerke Einfluß ausüben wird. Die Gesamtlage des Marktes ist unsicher. Ferner soll in der General versammlung der Hagener Gußstahlwerke dec Direktor geäußert haben: Es sei unzweifelhaft, daß man augen blicklich sich in einer eigentümlichen Lage befinde. Die Verhältnisse während der letzten drei Monate, namentlich aber im Laufe der letzten sechs Wochen, seien derartige gewesen, daß man keine großen Hoffnungen auf eine bessere Wendung der Dinge haben könnte. An den augenblicklich wenig günstigen Verhältnissen sei in erster Linie die Börse, alsdann die politische Konstellation schuld; im Uebrigen wären die Händler ebenso wie die Werke selbst äußerst zurückhaltend. Mit diesem Zurück halten aber müsse gebrochen werden, weil sie, wenn nicht den größten, so doch einen beträchtlichen Teil der Schuld an der gegenwärtigen gedrückten Lage haben. — Weber-Elend. Eine in Leutmannsdorf, Kreis Schweidnitz, abgehaltene Versammlung der in der Haus industrie beschäftigten Weber, Weberinnen und Spuler des Enlengebirges beschloß an den Reichstag eine Pe tition dahingehend zu richten, daß die Weber, Weber innen und Spuler der Hausindustrie von den Beiträgen zu der Alters- und JnvaliditätSversicherung befreit werden. Bei den kärglichen Löhnen wäre eine Bezah lung der Beiträge oft geradezu unmöglich. Ansland. Brüssel, 2. Okt. Hier ist aus China die Bestä tigung eingetroffen, daß der Oberstleutnant Fiol mit zwei Ingenieuren ermordet wurde. König Leopold hatte diese Mission vor zwei Jahren ins Innere Chinas zur Anbahnung von Handelsverträgen gesandt. London, 2. Okt. Wie die Engländer, so haben auch die Russen Peking und zwar besonders den Som merpalast ausgeraubt. Große Kisten stehen zum Abgang nach Rußland bereit, die Verluste der wohlhabenden Chinesen sollen bedeutend sein.