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ImUer G WMteli ßrtbklatt für Mrchchin, DineWii, Achnshaiii, At»G. Asrrdsrs, M, Mmmnrljliiil, AHrtziiiii 8Wtiiii«i, M>«. W« AnyiS», MWentni. Lichny, Pmßts. SchlWin, Sinyiitz, Tym, »iIWi«. ZAtiiW mi UsigkgM. Bllil einrr illuyrierrrn Smmtags-Scilafte. Dieses Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mir dem Darum des nachfolgenden TageS und kostet monatlich 3b Pfg., vierteljährlich 1 Marl. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der AmtShauptmannschaft Grimma, sowie für Anzeigen am Kopse und im Reklameteilc, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein. Nr. 114 Freitag, den 28. September 1900. 11. Jahrgang. Ausschreibung. Die Lieferung von ca. 6 Dutzend Stühlen für die Kirche bez. den Konfirman densaal ist zu vergeben. Schriftliche Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift: „Lieferung von Stühlen betr." versehen bis Mittwoch, den 3. Oktober a. e. Mittags bei dem stellvertretenden Vorsitzenden Herrn Stadtrat Unger einzureichen, wenn möglich, unter Beifügung von Abbildungen. Naunhof, am 27. September 1900. Der Kirchenvorstand. k. Herbrig, Vors. Bekanntmachung. Während des Urlaubs des Unterzeichneten d. i. für die Zeit vom 30. Sep tember bis mit 12. Oktober dss. I. sind alle Anmeldungen rechtzeitig in Naunhof bei Herrn Cantor Spänich, in Klinga bei Herrn Kirchfchnüehrer Lack anzubringen. Die Annahme von kirchlichen Aufgeboten sowohl für Naunhof als auch für Klinga, ebenso die Ausstellung von pfarramtlichen Zeugnissen wird nur Herr C. Spänich, altes Schulgebäude 3. Hausthür, besorgen. Evangel. luth. Pfarramt Naunhof und Klinga, 27. September 1900. i? Herbrig, Pfarrer. Neue Sturmzeichen. Die zweideutige Haltung Mac Kinleys, seine Be antwortung der von aller Welt gebilligten Bülowschen Note hat fast gleichzeitig die Chinesen zu einer Wieder aufnahme des fast schon gebrochenen Widerstandes er mutigt. Ob Wahlrücksichten oder andere Gründe das Verhalten der nordamerikanischen Regierung veranlaßten, ist Angesichts der Wirkung auf die Chinesen völlig irre levant. Verschiedene Meldungen, die «von oben" durch sickerten, lassen erkennen, daß man in Berlin herzlich froh wäre, die amerikanische Kollegenschast in China los zu werden, weil kein Verlaß auf die Washingtoner Re gierung ist und die Hand voll Amerikaner unter den internationalen Truppen mit Leichtigkeit ersetzt werden könnte. Daß diese Auffassung in den maßgebenden Berliner Kreisen heute verstärkt nach Ausdruck ringt, scheint ein Bericht zu lehren, der eine höchst ernste Per spektive auf die Zukunft eröffnet. Er lautet wie folgt: Berlin, 24. September „Noch ehe die höflich ablehnende Beantwortung der Bülowschen Note aus Washington hier eintraf, wußte man auf dem Auswärtigen Amte, daß die Unionsregierung auf den ersten, besten Anlaß warte, um aus dem chinesischen N ächtekonzert mit halbwegS gutem Anstande auSzu- schciden. Ja, es giebt Leute, die behaupten, einer der unausgesprochenen Nebenzwecke der Bülowschen Rund note, die vom Kaiser eigenbändig umredigiert worden ist, hätte darauf abgezielt, der Union den Abgang von der chinesischen Kriegsbühne zu erleichtern. Das ist na türlich eine feine diplomatische Satire, — aber über- rascht hat die amerikanische Antwort hier und in London Niemand. Man war sogar so fest von dem negativen Inhalte der Antwort überzeugt, daß man schon im Voraus die eventuellen Consequenzen gezogen hat. Macht Amerika nicht mehr mit, so kann dadurch die Aktions- sreiheit der internationalen Truppen nur gewinnen, — zugleich aber ist dann auch eme reichliche Ausfüllung der in China entstehenden militärischen Lücke nötig. Und eben diesen Umstand hat man in London wie in Berlin im Voraus in praktische Erwägung gezogen. Das Lon doner Kriegsamt hat alle Vorkehrung getroffen, um von Durban und von Capstadt auS beschleunigt rund 20000 Mann der nunmehr zur größeren Hälfte freiwerdenden südafrikanischen Armee nach China zu werfen! Zugleich ist auch die deutsche Heeres- und Marineleitung dem Gedanken näher getreten, in Anbetracht der durch das amerikanische Verhalten verschuldeten erheblichen Ver schlimmerung der chinesischen Lage, einen weiteren er heblichen Truppentransport nach Tsingtau zu leiten! Gerade die neuesten diplomatischen Vorgänge ent halten eine geradezu glänzende Rechtfertigung der bisher von der deutschen Reichsregierung beobachteten Weitsicht, welche von vornherein so umfassende Rüstungen anord nete, daß wir wenigstens vor ernsteren Ueberraschungen in China geschützt sind und nirgends der Borwurf der Versäumnis laut werden kann. Nachdem die Kaiserin von China, durch die nordamerikanischen Bedenken an geregt, jetzt gar noch eine Politik der Herausforderungen inscenirt, Li-Hung-Tschang in gleicher Richtung und Tendenz arbeitet, weil er auch eine weitere Zersplitterung der Mächte hofft, so erscheinen indessen die in China vorhandenen Truppen nicht mehr als absolut ausreichend für die Begegnung jeglicher ferneren Eventualität. Des halb sind Vorbereitungen getroffen, einen genügenden Truppennachschub zu mobilisieren, sobald Graf Waldersee das als Notwendigkeit erkennen sollte. Es wird nur auf die Meinungsäußerung des Feldmarschalls gewartet, die übrigens auch eine gleichzeitige Verstärkung der Contingente Japans und Rußlands bedingen würde. Wenn sonach durch die Neubelebung der chinesischen Widersetzlichkeit, namentlich am Hofe der ganz in der moralischen Gewalt der Boxerführer stehenden Kaiserin- Regentin, die Aussicht auf baldigen Friedensschluß mit China schwinden sollte, so werden die Mächte nicht zögern, die Aussichtslosigkeit des chinesischen Widerstandes mit bedeutend verschärfter Rücksichtslosigkeit darzuthun. Die Forderungen der Bülowschen Note, das darin ausgedrückte Prinzip der Sühne der Rache für begangene Frevel- thaten wird bis zur letzten Consequenz aufrecht erhalten werden." Deutsches Reich. — Die seit einigen Tagen vom Professor Braun- Straßburg persönlich geleiteten Versuche mit dem Braun- schen System der drahtlosen Telegraphie haben wie der „Hamburgische Korrespondent" aus Helgoland meldet, zu dem Ergebnis geführt, daß damit eine fehlerfreie Verständigung zwischen Cuxhafen und Helgoland, einer Entfernung von 62 Kilometern, möglich ist. — Zolltarif. Die Vorverhandlungen be züglich des neuen Zolltarifs in den zuständigen Reichs ämtern und zwischen den verbündeten Regierungen werden, der „Post" zufolge, geraume Zeit in Anspruch nehmen. Es ist daher damit zu rechnen, daß der Reichstag erst in einem vorgerückten Stadium seiner nächsten Tagung wird in die Lage versetzt werden können, sich mit der Beratung des Entwurfs zum Zolltarif zu beschäftigen. — Dringende oder V-Briefe beabsichtigt die Deut sche Reichspostverwaltung einzuführen. Sie will farbige Briefumschläge ausgeben, die mit 5 Pfg. für das Stück verkauft werden und der eingeschlossenen Sendung die Beförderung mit der ersten Bestellung nach Ankunft des betreffenden Eisenbahnzuges sichern. Die fahrenden Postbeamten, die nicht mehr alle Briefsendungen unter- wegs sortiren können, werden sich darauf beschränken, die an den farbigen Umschlägen kenntlichen und somit einschließlich der Marke mit 15 Pfg. frankirten Briefe während der Fahrt zu sortiren und die übrigen Briefe unsortirt am Bestimmungsorte abzugeben. — Gegen die Automaten hat der preußische Re gierungspräsident von Arnsberg eine Eingabe an das Ministerium des Innern gerichtet, worin er alle mög lichen schädlichen Wirkungen der Automaten darzuthun sucht. Er erblickt darin eine Art von Verführungs mittel für die Kinder, die unbemerkt von Eltern und Lehrern Leckereien an sich bringen könnten, wobei noch der Preis für die Waren ein übermäßiger sei. Beson ders Aergernis nimmt der Regierungspräsident auch an der Sammelwut, die zum Teil daraus hergeleitet sei, wie z. B. durch das Sammelngder Stollwerck-Bilder, und in der Ausmalung der Gefahren nimmt er sogar eine Verleitung zu Verbrechen als Folge des Automa tenwesens an, teils indem die Kinder sich auf unredliche Weise Geld zu verschaffen suchen, teils indem sie durch Bleistücke die Mechanik des Automaten in Bewegung setzen. Dem soll staatlich entgegengetreten werden, und zwar in erster Reihe durch reichsgesetzliche Konzessions- pflichtigkeit des Automatenbetriebes, oder indem man ihn hinsichtlich der Art der zu verkaufenden Gegenstände örtlich beschränkt. Attsland. Türkei. Ein ungeheurer Brand vernichtete in der Nacht zum Montag der größten Teil der Konstantinopeler Vorstadt Hassakeui. In fünf Stunden brannten sieben ' Straßen mit rund 300 Häusern und 50 Magazinen nieder. Das Elend ist groß, da wenig versichert ist. Ein großes Fahrzeug, mit freiwilliger Feuerwehr an Bord, ging am Goldenen Horn unter. Astika. Eine Regulierung der italienisch abessy- niscken Grenze. Die „Tribuna" bestätigt, daß die abeffynische Grenzfrage als gelöst betrachtet werden kann. Abessynien erkennt Italien die jetzt bestehende Linie Mareb-Belsesa-Nuna als Grenze zu. Krieg in China. Berlin, 25. Sept. Nach Blätternachrichten sind die Antworten Rußlands und Japans auf die deutsche Zirkularnote gestern eingegangen. Rußland nimmt den deutschen Vorschlag mit prinzipieller Zustimmung an. Japans Antwort ist noch entschiedener in zustimmendem Sinne. Berlin, 25. Sept. Die Antwort der französischen Regierung auf die deutsche Zirkularnote ist, wie der „L.-A." berichtet, vom Geiste aufrichtigsten Entgegen kommens erfüllt. Die französische Regierung konnte jedoch nicht umhin, zu erklären, daß sie sich gewisser Bedenken nicht erwehren könne bezüglich der Zweckmäßig- der Forderung, daß unbedingt vor Eröffnung von Aus einandersetzungen mit den chinesischen Unterhändlern die Auslieferung der ersten Anstifter der Pekinger Verbrechen erfolgen müsse. Die etwaig« Ablehnung der Forderung könnte eine weitere Erschwerung der chinesischen Frage zur Folge haben. London, 26. Sept. Der „Standard" meldet aus Shanghai vom 24.: Die hiesigen chinesischen Beamten berichten, namens der Kaiserin-Regentin erließ Prinz Tuan ein Geheimedikt, das allen hohen Behörden im ganzen Reiche mitteilt, der kaiserliche Hof habe beschlossen, den Krieg gegen die fremden Mächte um jeden Preis fortzusetzen. Das Edikt droht jedem, nicht die Mand- schu unterstützenden Beamten an, er werde als Verräter geköpft, seine ganze Familie vernichtet und die Gräber seiner Ahnen zerstört werden. London, 25. Sept. Die Regierung hat mit Zu stimmung sämmtlicher Großmächte, ausgenommen der der Vereinigten Staaten, beschlossen einen internationalen Gerichtshof zur Aburteilung der schuldigen Chinesen zy bilden, der über die Hinrichtungen bestimmt,