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bisher gab es noch immer Hindernisse ihrer verhältmßmäßigen Zunahme, die zu tief in der Nationalität und dem gesellschaftlichen Zustande des Volks gegründet waren, als daß sie, auch durch eine kräftigere Negierung, hät ten weggeräumt werden können. Dahin Ivar vorzüglich die übergroße Menge der Ehe- losen zu rechnen, die zum geistlichen Stande gehörten; früher 200.000, in den nenern Zeiten aber nicht über 150,000 *); denn auch hier war der Geist der Zeit nicht ganz unwirksam geblieben. Und diese Geistlichkeit ist so überreich, daß ihre Besitzungen oft den größten Theil einer Landschaft ausmachcn, und neben so ausgebreiteten Gütern kein blü hender Wohlstand aufkomme» kann. Zwar ist es schwierig, den Charakter ei» ries Volkes, das sich in den verschiedenen Theilen seines Gebiets nicht ganz gleich ist, in einem allgemeinen Bilde zu schildern; aber bei dem spanischen N tionalcharakrer treten Lie Hauptzüge ziemlich bestimmt hervor. Auch sie sind zum Theil das Resultat der Schicksale des Landes. Zedes Volk, das hier zum herrschenden sich erhob, ließ eine Spur seiner geistigen Eigeruhümtichkeit zu rück; Romer ihren Patnonemus, ihren Hang zum Großen und Kühnen. Westgothen Len Freimuth, den Ernst, die Redlichkeit tmd dir Tapferkeit teutscher Völker, Mauren Lie Neigung zu Pracht, zu Uedertreibung und ritterlicher Galanterie, und die morgen- Zändische Leidenschaftlichkeit, die das Klima «ährt und pflegt. So entstand, durch man- nigsoltige äußere Einwirkungen, in dem Cha rakter des Spaniers die Mischung von Edel- muth, Bedächtigkeit, Treue, Tapferkeit, Ehrliebe, Ernst und Würde, selbst im Au genblicke ausgelassener Fröhlichkeit, gränzen losem Stolze, Rachsucht, Arglist. Diese Züge findet man unter den geringer» Volks- kiasscn wieder, während unter den höher» auch hier das Nationale minder auffallend hervortritt. Im allgemeinen gehören die Spanier zu den trefflichst-'», anlagenreichsten Völkern, und die Mangel, die der Beobach ter in ihrer Gemüthsart findet, sind zum Theil Folgen ungünstiger äußern Einflüsse, die Fortschritt der Bildung entfernen kann, oder verkehrter Leitung. In ihrer Lebensweise sind die Spanier mäßig und nüchtern. Von Geringer» wie von Höher» wird Völlcrei verabscheut, und Trunkenbold ist das härteste Schrmpf- wort, das ein Spanier hören kann«. Wenn gleich auf den Tafeln der Großen Neppig- keit und Luxus herrschen, so ist dieß mehr die Folge des prahlenden Stolzes, als eines Hanges zur Unmaßigkeit. Unter den nie drigen, ärmern Volksklassen findet man Bei spiele von auffallend stoischer Errragung der gezwungenen Frugalität des Elends. Wirft man einen Blick auf die Art, wie die Bewohner des begünstigte» Landes die Geschenke der Natur gewinnen und benutzen, so findet man, wenn auch einzelne Zweige *) Darunter 8 Erzbischöfe (der von Toledo wir 320,000 Dukaten jährlicher Einkünfte) 50 Bi schöfe, 22,640 Pfarrer und Kaplane, Legen 70,000 Mönche in 2122 Klöstern, 36,000 Non nen in 1130 Klöstern. Seminaristen und andre zum geistlichen Stande gehörige Individuen ungerechnet.