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der schnöden Behandlung, welche sie unter Philipps IV. Minister, dem störrischen Oli- varez, erlitten, gelang es den portugiesischen Großen, durch eine klug entworfene und schlau geleitete Revolution, einen Abkömm ling des alten Königsstamms, den Herzog Joann von Braganza, 1640 auf den por tugiesischen Thron zu erheben. Ein Krieg Mit Spamen, der erst 1665 durch einen Frieden geendigt, aber nicht immer lebhaft geführt wurde, war die erste Folge dieser Ne- volution. Unter Joanns und seines Nachfol gers Regierung' kam durch den Frieden mit Holland manches Verlorene wieder an das Reich, und lm Innern suchte man dem ge sunkenen Staate auch aufzuhclfen; aber die alte Größe hatte sich kaum Herstellen lassen, wenn auch diese und die folgenden Regenten dieses Stammes mehr Kraft und Weisheit gehabt hatten, als sich bei einigen guter Wille zeigte. Schon unter dem ersten König ans dem Hause Braganza ward ein Handels- tractat mit England geschlossen, lind seit dem Jahre L7OZ, wo der, durch den englischen Gesandten Methuen abgeschlossene, neue Vertrag alle Vortheile der neu entdeckten bra silischen Goldgruben England zuwandte, ward das Verhaltniß mit dieser Macht allmalig so, daß für Portugal wenig Selbstständigkeit übrig blieb. Unter Joanns V. langer Ne gierung (von 1707 — r?5O) ward auch man ches Gute im Innern begonnen, und auch in Ansehung auswärtiger Politik einige Ener- gie gezeigt; aber in jenem kam's zu keiner Vollendung, und hier war wenig entscheiden der Erfolg. Das prächtige Kloster Mafra, das dieser König erbaute, war freilich ein dauerndes Denkmal seiner Regierung ; aber seine Finanzen wurden dadurch auf fange Zcit erschöpft. Unter seinem Nachfolger war die Seels der Staatsverwaltung der Mar quis von Pombal, ein strenger Reformator, wie er freilich für Portugal Dedürfniß war, aber so strenge, daß die Gesetze des Rechts und der Menschlichkeit oft nicht geachtet wur den. Gegen den mächtigen Adel, dec an ge heimen Einfluß in die Staatsverwaltung ge wöhnt war, und gegen die Jesuiten war des Ministers Energie hauptsächlich gerichtet. Die Rücknahme der, in Amerika verschenkten, Ländereien war der erste Angriff gegen den Ades. Die Entdeckung des großen jesuitischen Reichs in Paraguay, und das Betragen der Jesuiten bei dem furchtbaren Erdbeben in Lisabon bereiteten gegen sie den ersten Schlag, wodurch sie 1757 die D^chtvaterstellen in der königlichen Familie und den Zutritt bei Hofe verloren. Zwei Jahre später wurden alle Jesuiten auf ewig aus dem Reiche verbannt, und die Güter des Ordens eingezogen. Die großen Reformen, die der tapfre Graf von Lippe Bückeburg, dem Portugal in dem Krie ge gegen Spanien (1760) so viel dankte, in dem portugiesischen MUitärsystem machte, ha ben ihren Stifter nicht lange überlebt. Das erste Ereigniß unter der neuen Regierung (der Königin» Marta) war eine Ministerialver- anderung. Pombal verlor die Gewalt, die er 25 Jahre lang besessen. Ihm verdankt Portugal sein Erwachen. Zwar fielen mit ihm, sagt ein neuerer Reisender, manche sei ner nützlichen Einrichtungen; aber die Auf klärung, die Richtung, die er der Denk weise und den Sitten gab, die Modifikatio nen, die er in dem Charakter der Nation hervorgebracht, möchtsn schwerlich je ausge-