Volltext Seite (XML)
50 Scheffel umfaßt. So vorteilhaft sich dieser Kauf aber ausnimmt, die Sache hat doch ihren Haken! Die Stadt Zittau ist nämlich Hypothekengläubigerin, und zwar hat sie auf diesem Gute, dessen Wert laut gericht licher Taxe auf 10 000 Mark angetzeben wird, 9000 Mark Hypotheken (!) stehen, wozu noch ca. 500 Mark rückständige Znsen usw. hinzukommen. Im Städtchen Geyer ist kürzlich die Apotheke verkauft worden. Im Jahre 1876 kostete diese Apo theke 64 000 Mk-, 1892 kostete sie 75000 Mk., 1896 war der Preis bereits auf 90000 Mk. gestiegen und kürzlich wurden 125000 Mk. für die Apotheke bezahlt. Eine gefährliche Spielerei trieben in Possendorf bei Kreischa mehrere Schulknaben und ein Lehrling, indem sie einen Luftballon steigen ließen, den sie vorher mit einem mit brennbarer Flüssigkeit getränkten Schwamm versehen und letzteren angezündet hatten. Ein unglück licher Zufall nun wollte es, daß der brennende Schwamm mit Ballon bei dem Niedergehen auf das mit Stroh gedeckte, zum Rittergute gehörige Arbeiter-Wohnhaus siel und dieses entzündete. In kurzer Zeit war das ganze Haus eingeäschert. Zur Warnung für andere Kinder diene folgender Fall. Ein im 13. Lebensjahre stehender Schulknabe aus Schedewitz ist dieser Tage vom Königlichen Schöffen gerichte Zwickau zu einer viertägigen Gefängnisstrafe verurteilt worden, weil er eines Tages Ende Juni dieses Jahres auf der dortigen Hauptstraße nach dem Handelsmann R. aus Reinsdorf, der immer von der Schuljugend gehänselt wird, mehrere Steine geworfen und ihn mit einem derselben ins Gesicht getroffen hat, wodurch R. unterhalb des linken Auges nicht unerheblich verletzt wurde. Bischofswerda. Durch einen Jagdunfall verlor der hiesige Elfenbeinbildhauer Heymann sein Leben. Während derselbe sich auf seinem Jagdrevier Weikers- dorf befand, entlud sich durch das Hängenbleiben des geladenen Gewehrs an einem Strauch dasselbe und der Schuß traf die linke Seite des Kopfes, was den so fortigen Tod des Heymann zur Folge hatte. Heymann hinterläßt Frau und mehrere Kinder. Chemnitz. Eine rohe That verübte ein 44 Jahre alter Maurer aus Oesterreich, indem er seinen 14jähr. Sohn, der nicht rechtzeitig mit dem Mittagsessen ein traf, einen blechernen Topf an den Kopf warf. Das bedauernswerte Kind hat hierdurch außer einer großen Wunde einen komplizierten Schädelbruch erlitten und mußte in's Stadtkrankenhaus transportiert werden. Der unmenschliche Vater wurde in Haft genommen. Meißen. Herrn Oekonomierat Steiger auf Leute witz verlieh die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft auch in diesem Jahre auf seine Saatgutwirtschaft die große silberne Denkmünze. Meißen und Cölln werden sich voraussichtlich am 1. Januar 1901 sich zu einer Gemeinde vereinigen. Nachdem die Reblauskommission erst kürzlich in Cossebaude im staatlichen Weinberge Rebläuse entdeckt hatte, sind nunmehr auch in zwei anderen Weinbergen solche gefunden worden. Dresden. Der Jnnungsverband deutscher Bau gewerksmeister tritt in diesem Monat zu seinem dies jährigen Telegiertentage zusammen. Auch der Deutsche Arbeitgeberbund für das Baugewerbe wird am 9., 10. und 11. September im hiesigen Vereinshause seine Ver handlungen abhalten. Aus den Verhandlungsgegen ständen seien hervorgehoben: „Sicherung der Bauforde- Aas Heyeimnis -es Waldes. Kriminalro man von Kurt v. Bergheim. 4 „Laß das Kind thun, wozu ihr richtiges Gefühl sie treibt," sagte der Vater. „Das Wetter ist still und klar, und sie hat sich jetzt erholt. Man soll in der Welt nicht halb thun. Komm, mein tapferes Mädchen Du wirst mir die beste Führerin sein." Fran Wendler wollte noch Einwendungen machen, aber er schob sie bei Seite. „Wir dürfen keine Minute mehr verlieren; halte Dich bereit; wer weiß, ob ich Dir nicht einen Gast ins Haus bringe," raunte er der Tochter zu, während er schon die Thür öffnete und Helene vor sich hergehen ließ. * * * Schweigend verfolgten Großvater und Enkelin die ver schlungenen und sich vielfach kreuzenden Waldwege. Jetzt war die Waldwiese erreicht. Der Mondschein lag hell dar auf ; uni io dunkler stach der sich an der anderen Seite fortsetzende, zumeist von Nadelholz bestandene Wald da von ab. „Dort, dort!" flüsterte Helene, sich eng an den Groß vater schmiegend, „da drüben ist es; aber ich sehe nichts mehr." „Das Mondlicht täuscht," antwortete, ihre Hand fester fassend, der Forster. „Mut, Helene, Mut! Bist Du so lange mein braves, tapferes Mädchen gewesen, wirst Du Dich doch nicht im letzten Augenblick als ein Hasenherz erwei sen." Und er führte sie über die Lichtung in den Wald hin ein. Die Eiche war bald erreicht. Man konnte sie nicht gut verfehlen, denn die Gefährten, die einst mit ihr auf diese Stelle herabgeschaut, waren sämtlich der Axt zum Opfer gefallen. Das junge Mädchen, das während der letzten Minute unwillkürlich die Augen geschloffen hatte, öffnete sie auf einen Zuruf des Großvaters und schaute sich mit pochen- rungen", die bei der nächsten Tagung des Reichstages wahrscheinlich nach vielen fehlgeschlagenen Versuchen Gesek werden dürfte; Verhandlungen über die „bau gewerblichen Fachschulen" mit Einschluß der zu grün denden „Polierschulen", die „Organisation des Hand werks und die Handwerkskammern", neue Abgrenzung der Bezirksverbände, Aenderung des Krankenversicherungs gesetzes, der Verlauf der diesjährigen Streiks im Bau gewerbe sowie Einführung der Streikklausel. Ein ansehnlicher Münzenfund wurde Ende voriger Woche in Markneukirchen gemacht. Die silbernen Geldstücke, einige Sechzig an der Zahl, stammen aus dem ersten Drittel des 17. Jahrhunderts und sind zum Teil noch gut erhalten. Ein Brandstifter treibt seit einigen Wochen im Hotel „Fürstenhof" zu Plauen i. B. sein unheimliches und verbrecherisches Wesen. Nicht weniger als fünfmal ist daselbst innerhalb weniger Wochen Feuer angelegt worden, ohne daß es bisher gelungen wäre, des Frevlers habhaft zu werden. Ein schweres Jagdunglück ereignete sich auf Adorfer Revier. Zwei am Waldrande Beeren suchende Mädchen wurden von einem auf ein Volk Rebhühner abgegebenen Schrotschuß getroffen. Während das eine Kind mit leichten Verletzungen davonkam, waren dem anderen, der achtjährigen Tochter des Stadtgutbesitzers A. Wunderlich, eine große Anzahl Schrote in den Kopf gedrungen. Das Kind wurde bewußtlos zu den Eltern geschafft und dürfte kaum mit dem Leben davon kommen. Vermischtes * Die Damen der New-Aorker Millionäre ver anstalteten letzthin eine „Fuß-Konkurrenz". Damen jeden Alters saßen hinter einem Schirm und stellten ihre Füße dem Publikum und den Schönheitsrichtern aus. Vierzehn jungen Damen konnten Preise erteilt werden. * Frankfurt a. M. Der Unteroffizier Schwed in Coblenz erstach einen Gemeinen. Schwed wurde ver haftet. * In Bochum geriet der Fleischermeister Fischedick mit seinem Gesellen in Streit; im Zorne griff er nach der Axt und tötete den Gesellen mit einem Hiebe über den Kopf. * Sprottau. An der südlichen Grenze des hiesigen Kreises, wo erst im Juni d. I. 2500 Morgen städtischer Waldbesitz durch ein verheerendes Feuer vernichtet wurden, hat abermals ein großer Waldbrand gewütet, wodurch 1000 Morgen Holzbestand mit etwa 700 Fest meter an bearbeitetem Nutzholz und große Mengen an Brennholz vernichtet wurden. Das Unglück soll durch Funkenauswurf einer Lokomotive der Eisenbahnlinie Liegnitz-Sagan verursacht worden sein. * Die Wiener Meisterschwimmerin Frau Jcarescu, die den Weg von Wien nach Preßburg in 7 Stunden 3 Minuten schwimmend zurücklegte, hat sich nach Frank reich begeben, um den Versuch zu machen, den Kanal zwischen Calais und Dover zu durchschwimmen. Sie behauptet, Müdigkeit beim Schwimmen nicht zu kennen, da sie sich auf dem Wasser ausruhe. * In dem Kampfe gegen die Pest ist den Aerzten in Indien ein Bundesgenosse erstanden, auf den wohl niemand bisher verfallen ist. Das Gist der Brillen schlange wirkt den Folgen einer Pesterkrankung ent gegen. Das Schlangengift wird mit Glycerin vermischt und dann unter die Haut gespritzt. Die ersten Versuche dem Herzen im Kreise nm. Alles war still und leer, von dem geretteten Selbstmörder keilte Spur zu entdecken. „Er ist fort!" sagte sie leise und ein tiefer Atemzug hob erleichternd ihre Brust. „Bist Du auch ganz sicher, daß es an dieser Stelle ge wesen ist?" fragte der Großvater. „Es könnte leicht sein, daß Dich die Angst geblendet hätte." Helene schüttelte den Kopf, schaute sich aber doch noch einmal prüfend um. Ehe sie antwortete, kam der Hund herangesprungen und zerrte einen Gegenstandjmit sich, den er am Boden aufgefunden haben mochte. Der Förster bückte sich, hob ihn auf, hielt ihn der En kelin unter die Augen und schleuderte ihn dann von sich, jo daß er weit in daS Dickicht hineinflog. ES war der Strick, mit welchem der Unglückliche seinem Leben ein Ende zu machen versucht hatte. „Kein Zweifel mehr, wir sind zur Stelle, aber unsere Hilfe kommt zu spät," sagte er. „O, Großvater, glaubst Du, daß der arme Mensch doch noch umgekommen ist ?" fragte Helene angstvoll. Der Förster lächelte. „Wenn daS der Fall wäre, so müßten wir ihn ;a hier finden. Sei ohne Sorge, er hat sich erholt und das Weite gesucht. Ha, was haben wir denn hier?" Er bückte sich bei den letzten Worten, um ein Ding aufzuheben, welches er mit dem Fuße berührt hatte, und hielt einen Weidenkorb in die Höhe. „Mein Korb!" schrie Helene. „Aber er ist leer." Als könne sie diese sie tief erschütternde Thatsache noch immer nicht als wahr anerkennen, suchte sie in einem ziem lich weiten Umkreise und trieb auch den Hund an, ihr zu helfen. Sie fand nichts als die Postanweisung, deren Be trag Helene auf dem im Dorfe befindlichen Postamt hatte einzahlen sollen. Wie niedergedonnert stand daS junge Mädchen und rang die Hände. Erst nach einigen Minuten fragte sie, schüch tern zum Förster aufblickend .„Großvater, glaubst Du, daß er... er, den ich gerettet habe, den Korb geleert hat?" sind an pestkranken Affen gemacht worden, die in allen Fällen eine schnelle und deutliche Besserung des Befindens zeigten. Die eingeimpften Mengen des Schlangengiftes konnten dabei verhältnismäßig bedeutend sein. * In Folge Gerüstemsturzes beim Bau der Eulen- gebirgöbahn bei Silberberg in Schlesien sind vier Mann des dort thätigen ersten Eisenbahnregiments in Berlin schwer verletzt worden. * Fürstliche Redner. Ein Berliner Blatt erzählt Der deutsche Kaiser und der König von Schweden werden als die einzigen regierenden Fürsten bezeichnet, die sich nicht davor fürchten, in der Oeffentlichkeit zu sprechen und zwar aus dem einfachen Grunde, weil sie über eine ganz eminente Rednergabe verfügen. Der Kaiser soll unlängst gesagt haben: «Als Herrscher einer großen Nation fühle ich, daß ich meinem Volk viel zu sagen habe. Da ich mit Ueberzeugung spreche, fehlen mir auch nicht die Worte. Wenn ich einigermaßen aufge legt bin, stürmen bei meiner Rede soviel Gedanken auf mich ein, daß ich oft weit mehr sage, als ich ursprünglich beabsichtigte." König Oskar ist nicht nur sehr sprech gewandt, sondern auch sprachgewandt. Erst vor wenigen Wochen hielt er in einem Verein, dessen Mitglieder sich mit dem Studium fremder Sprachen beschäftigen, mehrere kürzere Reden in fünf modernen Sprachen. Nikolaus II. von Rußland meinte kürzlich zum Herzog von York: „Die Stellung eines Staatsoberhauptes bringt viel Sorgen und manche Unannehmlichkeit mit sich. Was mir aber die meisten Kopfschmerzen verursacht, ist das Sprechen vor einer Versammlung, mag sie noch so klein sein. Man erwartet gewöhnlich sehr viel von einem Kaiser, aber wenn ich spreche, habe ich stets die Em pfindung, daß nur jämmerlich wenig aus mir heraus zu bekommen ist." Oesterreichs greiser Herrscher war von jeher ein schlechter Redner. Er gesteht selbst, daß ihm der bloss Gedanke ein paar Sätze von Stapel lassen zu müssen, schon den Appetit verderbe. Und der Prinz von Wales sagte einmal: „Sehr wohl ist mir jedesmal zu Mut, wenn ich die Rede hinter mir habe am wohl- sten aber, wenn ich überhaupt nicht zu sprechen brauche." Gemeinnützige- Konservierunng von Birnen in Zucker. Kleine, fast reife, aber nicht weiche, recht aromatische Birnen schält man, verkürzt ihre Stiele und dämvst sie in geklärtem Zucker weich und klar. Wenn sie klar aussehen, schüttet man sie in Gläser, die noch mit Schwefeldampf auSgefüllt und bindet diese sorglich zu und verwahrt sie an kühlem, lustigen Orte. Astronomischer Kalender Freitag, den 7. September 1SVÜ. Sonnenaufgang 5 Uhr 21 Mn. Sonnenuntergang 6 Uhr 34 Min. Mondaufgang 5 Uhr 21 Min. Monduntergang 2 Uhr 50 Min. Spielplan der Leipziger Stadtthcater. NcucS Ibe ater. Freitag, den 7. September: Neu cinstudiert: Der fliegende Holländer. Romantische Oper in 3 Akten von R. Wagner. Anfang 7 Uhr. Sonnabend, den 8. September: Jugend von heute. An fang 7 Uhr. Alte? Theater. Freitag, den 7. September: Der Hecht im Karpfenteich. Anfang ' z8 Uhr. Sonnabend, den 8. September: Der Opcrnball. Anfang '/-8 Uhr. „Ich glaube eS nicht nur, sondern bin davoll über zeugt," antwortete der Förster, dessen immer noch sehr scharfes Jägerauge suchend den Boden gemustert hatte. „Hier sind nur zwei Fußspuren. Der Eindruck Deiner klei nen Stiefel, mein Kind, und der eines schmalen Mannes stiefels, wie solche von unseren Landleuten nicht getragen werden. Und Du sagtest, der .. der Mensch sei städtisch ge kleidet gewesen." „DaS war er. Er war jung und anständig gekleidet. Und doch ein gemeiner Dieb!" fügte sie, als müsse eines das andere ausschließen, empört hinzu. „Wie abscheulich, die Eßwaren und den Wein, die für Arme und Kranke bestimmt waren, zu stehlen." So ernst dem Förster auch zu Sinne war, nötigte diese rührende Naivität ihm doch ein wehmütiges Lächeln ab. „Für wen der Inhalt des Korbes bestimmt war, konnte er nicht wissen," entgegnete er, „und selbst wenn er es vermutet haben sollte, darf man nicht zu scharf über ihn urteilen. Vielleicht war er in diesem Augenblicke selbst ein Hungernder, ein Verschmachtender. Wie darf man ihm da einen Borwurf daraus machen, daß er nach dem griff, wa- sich ihm zu seiner Sättigung darbot?" „Ach, Großvater, wie gut bist Du! Ja, ja, so wird eS sein!" sagte Helene schon halb getröstet, doch schon im nächsten Augenblick schrie sie wieder auf: „Aberdas Geld, das Geld, Großvater, er hat auch das Geld genommen, das Du an die Forstkasse abzuliefern hast! Du wirst in schwere Ungelegenheiten kommen, und ich.. ich trage die Schuld daran!" In ihrer Verzweiflung umklammerte sie mit beiden Händen den Hals des alten Mannes und schluchzte herz brechend. 69,18 Auch der Förster war tief betroffen, dennoch redete er ihr liebevoll zu. „Weine nicht so sehr, Helene, ich kann morgen schon Rat schaffen. Der Verlust ist empfindlich, aber er macht mich noch nicht unglücklich, und wer weiß, ob wir das Geld wirklich schon verloren neben müssen."