Volltext Seite (XML)
AaNUer P KEMten ßrtsbliitl für DnGljM, MmtbljM, Dchmljuiii. DeiiA. Aorsdorf M, Mmmrhm, Kchljam SaWsai S>i«u. Ahn, Neiqisu, Anchiittq. LWnit, Pmh«!. WMm, EiiMtz, Arm, MWii». Zeeeistrt- ni lluMU. Mtt einer illustrierten Sonntags - Vrilagr. Diese- Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mit dem Datum des nachfolgenden Tages und kostet monatlich 38 Pfg., vierteljährlich 1 Mark. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der Amtshauptmannschaft Grimma, sowie für Anzeigen am Kopfe und im Reklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein- Nr. 103. Sonntag, den 2. September 1900. 11. Jahrgang. In der Strafsache gegen den Handarbeiter Gottfried Heinrich Schulze in Naunhof wegen Widerstandes u. s. w., hat das Königliche Schöffengericht zu Grimma in der Sitzung vom 3. Juli 1900 für Recht erkannt: Der Angeklagte Schulze wird unter Beseitigung der ihm durch das Urteil des Königlichen Schöffengerichts zu Grimma vom 8. Juni 1900 rechtskräftig zu erkannten Gefängnisstrafe von 2 — zwei — Wochen jedoch unter Anrechnung des bisher von dieser Strafe verbüßten Teiles wegen Vergehens nach 223, 223a, 228, 113 Abs. 1, 185, 200 und wegen Uebertretung nach K 360, Nr. 11 des Str. G. Bs. zu einer GefLrrgnisftrafe von S — acht — Wochen und einer Haftstrafe von 1 — einer — Woche sowie zur Tragung der Kosten des Verfahrens verurteilt. Zugleich wird dem Bürgermeister zu Naunhof als dem amtlichen Vorgesetzten der Schutzleute Schröter daselbst die Befugnis zugesprochen, die Verurteilung des Angeklagten auf dessen Kosten innerhalb einer Frist von drei Wochen von Zustellung des rechtskräftigen Urteils ab durch einmaligen Abdruck in den „Naunhofer Nach richten" öffentlich bekannt zu machen. Die Richtigkeit der Abschrift der Urteilsformel wird beglaubigt und die Voll streckbarkeit des Urteils wird bescheinigt. Grimma, den 29. August 1900. Der Gerichtsschreiber beim Königlichen Amtsgericht. 1^. 8. Sekr. Lippert. Bekanntmachung. Vom 1. September a. e. an ist mit der Aufsicht über die beide« Gottes äcker und den Kirchhof der Kirchendiener Herr Bernhard Adolf Thermann betraut worden. Dies wird hierdurch zur allgemeinen Kenntnis gebracht mit dem Bemerken, daß den Weisungen des genannten Friedhofsaufsehers auf vorbezeichneten Plätzen un weigerlich Folge zu leisten ist. Naunhof, am 27. August 1900. Der Kirchenvorstand. k Herbrig. Versteigerung. Dienstag, den 4. September 1900 mittags /,1 Uhr, soll in Naunhof, Zusammenkunft im Restaurant „Gambrinus" ein Pianino gegen sofortige Barzahlung an den Meistbietenden versteigert werden. Naunhof, den 1. September 1900. Der BoWreSungsbeamte. I. A. Schröter. Sedan! Nachdruck verboten. Laßt brausen das Lied im herbstlichen Hag, Laßt fröhlichen Jubel ertönen! Es möge den großen, den herrlichen Tag Ein freudig Erinnern verschönen. Ruhmglänzend erstrahlt die vergangene Zeit, Doch Heller die künft'ge, wenn friedebereit Die Völker sich endlich versöhnen. Zum 30. Mal ist der Sedanlag bei uns ein gekehrt. In den langen Jahren ist die hohe Flamme der politischen Begeisterung naturgemäß gesunken, aber daß die heiße Glut, welche sie einst erzeugte, fortlebt, das bewies u. a. die Feier des 25. Jahrestages des großen deutschen Sieges. Damals vereinten sich alle im treuen Gedenken an unsere große Zeit, an die Führer im Streit, die Tüchtigen im Rat, an die hunderttausend an opfermutigen, todesfreudigen deutschen Männern, die für des Vaterlands Größe und Herrlichkeit Leben und Blut darbrachten. Und die begeisterte Liebe zum Vaterland, die Hingabe für Kaiser und Reich, sie ist weiter erhalten geblieben trotz aller Irrungen und Wirrungen der Zeiten, sie wirb auch ferner das einigende, fesselnde Band bilden. Im Sturm der Tage, im harten Los des Ringens um die Existenz wird wohl manches unwirsche Wort laut, der Deutsche hat seit 1870/71 und durch 1870/71 kräftig reden gelernt, aber was die Sorgen des Arbeitslebens heraufbeschwören, das versinkt an hohen Tagen, wenn der Ruf erschallt: Deutsche, denkt daran, daß Ihr Deutsche seid! Wir können wohl manche unliebsame Erscheinung unserer Zeit aufrichtig bedauern, nur müssen wir be strebt sein, auf ihr Verschwinden hinzuwirken, aber wir haben keinerlei Grund anzunehmen, daß über das zeit liche Unkraut in Thaten und Worten nicht die uralte und urewige deutsche Volkskraft einst triumphieren sollte. Vieles Alte ist gesunken, was vielleicht ungern vermißt wird, aber ein jedes Geschlecht hat Neues in sich auf nehmen und verarbeiten müssen. Fast alle die Männer sind ins Grab gesunken, die uns einst Führer und Be rater waren. Aber auch jedes künftige Jahr wird für eine drohende Gefahr uns wieder Männer geben, denen wir vertrauen können. An der Spitze des deutschen Reiches stehen die deutschen Fürsten, ihnen voran der deutsche Kaiser; er schirmt deutsches Recht und deutsche Ehre, und wenn ein unzivilisiertes Voll daran zu tasten wagt und den Frieden stört, so sorgt er dafür, daß dies nicht ungestraft geschehen darf. „Wenn friedebereit die Völker sich endlich ver söhnen!" Wird diese Hoffnung des Dichters jemals in Erfüllung gehen? Wird überhaupt jemals eine Zeit nahen, in der die Interessen der Nationen in jedem Falle durch friedliche Schiedsgerichte geschlichtet werden und in der auch die Gefahr für die Zivili sation durch rohere Völkerschaften ausgeschlossen er scheint? Diese Zeit ist heute noch nicht da, trotz der Bemühungen des russischen Kaisers um ein allgemeines Schiedsgericht und daß jeden Tag die Brandfackel des Krieges auflodern kann, beweisen die Vorgänge in Süd afrika und China. Aber nicht nur dem äußeren Feinde gilt es, gewappnet gegenübcrzustehen. Mit dem schein baren Zurücktreten der augenblicklichen Gefahr, mit dem Genuß der Erfolge und Früchte des Friedens, die uns ein einiges Zusammenstehen gebracht haben, hat der alte Erbfeind der Völker, die innere Zwietracht, mehr denn je ihr Haupt erhoben. Der Deutschen Einheit Baum wölbt machtvoll seine Krone, aber au seinem Stamm versucht der Wurm der Unzufriedenheit weiter Massen zu nagen, nicht achtend, daß die Kraft desselben da durch geschwächt werden kann, äußeren Stürmen zu trotzen, und daß die Entfaltung der Zweige friedlichen Wettbewerbs dadurch gehindert wird, So haben wir denn, wie alljährlich am Sedan tage, auch diesmal, am Schluß des dritten Dezenniums, seit die Kanonen vor Sedan donnerten und die Leichen unserer Väter und Brüder das Schlachtfeld deckten, warnend unsere Stimme zu erheben. Zwar etwas darf uns mit hoher Befriedigung erfüllen, wenn wir am Sedantage, diesem leuchtenden Marksteine in t er Geschichte unseres Volkes, Rundschau halten: Die alte, sprichwörtlich gewordene Zwietracht unter den einzelnen deutschen Stämmen scheint endlich einem kräftigen deutschen Stammesbewußtsein gewichen zu sein. Der bayrische Partikularismus existiert kaum noch dem Namen nach und auch in Hessen, Hannover und selbst in Elsaß-Lothringen ist man heute nationaler gesinnt denn je. Ja, wir können wohl sagen, in dieser Beziehung liegen Riesenschritte der Entwickelung und Festigung des Reiches hinter uns. Wo sind sie hin, die Befürchtungen für den Bestand und die Einheit des selben, wenn einmal seine ruhmreichen Gründer und Bewahrer nicht mehr darüber wachen würden? Aber jene soziale Gefahr allgemeiner Unzufrieden heit besteht noch heute. Sie hat zwar keine Aussicht auf die von ihr erträumten Erfolge, denn niemals ist ein so gesundes Staatswesen, wie das unsrige, mit einem Kaiser und einer Regierung an der Spitze, die jedem berechtigten Wunsche der Bevölkerung ein ge neigtes Ohr entgegenbringen, inneren Umwälzungen ausgesetzt, dennoch kann sie zu schweren Schäden führen und darum sei heute an dem größten RuhmeSiage, den Deutschland durch das einige Zusammengehen seiner Brüder erfocht, auch zu innerer Einigkeit gemahnt. Wir bekränzen Gräber und Denksteine derer, deren Blut für das Vaterland geflossen und deren Leiber nun längst in Staub zerfallen find, ehren wir ihr Opfer und ihr Andenken mehr noch, indem wir uns derselben würdig erweisen. In Treue zu Kaiser und Reich reicht Brüder Euch die Hand zum Bunde, am Sedantage und fürderhin! Dann wird auch die Lösung der sozi alen Fragen soweit gelingen, als das überhaupt möglich ist und Unheil von innen und äußern fern bleiben wie seither! Wohl stehen die Heere, gewappnet zum Strauß, Bereit zu neuem Gefechte. — Es gilt nur dem Schutze des friedlichen Bau's, Zu scheuchen die feindlichen Mächte. Und starren die Lande von Waffen so schwer, — Der Engel des Friedens zieht siegreich einher, Ein Segen dem Menschengeschlechte! Deutsche- Reich. — Die Einnahme der Reichspost- und Telegrapheu- Verwaltung hat für das erste Drittel des laufenden Etatsjahres 129,3 Mill. Mk. oder 7,4 Mill. Mk. mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres und die der Reichseisenbahn-Verwaltung 30,2 Mill, oder 2,8 Mill. Mk. mehr betragen. — Der Rückschlag, welcher den Wollhandel und alle mit demselben zusammenhängenden Industriezweige betroffen hat und als deren erstes Opfer die Leipziger Wollkämmerei angesehen werden muß, zieht immer weitere Kreise. Die aus Nordftankreich und Antwerpen eingetroffenen Nachrichten lauten erschreckend. In Roubaix-Tourcoing hat eine größere Anzahl alter und bedeutender Firmen — in wenig Tagen sechs — ihre Zahlungen eingestellt. Man schätzt allein die Passiven von drei der Firmen auf 20 Millionen Franken. Maß gebende Handelskreise veranschlagen die Verluste, welche Europa durch den Rückgang der Konjunktur erleidet, auf 400 Mill. Mark. — Mit den Ausführungsbestimmungen über das Fleischschaugesetz wird sich der Bundesrat alsbald nach seinem Anfangs September erfolgenden Zusammentritt befassen. Das Verbot der Einfuhr von Wurst und Büchsenfleisch tritt bekanntlich am 1. Oktober in Kraft ;