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WnUtt G Dchrichli HMU für MMain, Dmtsshain, Ichkishm, WHa, Imdvrf, Ma, Mmmrüm, Mchljm SroWitni, Miu. W«. MWu, MiiMni, Mpck, Pmßei. SnM«i», LtMtnitz, Wm. WW». Kimsnst M wMi. Mtt einer illustrierten Sonntags - Vellage. Diese» Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mtt dem Datum de« nachfolgenden Tage» und kostet monatlich 35 Pfg., vierteljährlich 1 Mark. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der NmtShauptmannschaft Grimma, sowie für Anzeigen am Kopfe und im Reklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein. Nr. 97. Sonntag, den 19. August 1900 11. Jahrgang. Bekanntmachung. In der gestrigen Sitzung, bei welcher die Herren Lerscht, Steeger und Unger entschuldigt fehlten, wurde des verstorbenen Herrn Stadtrates a. D. Thieme gedacht. Man erhob sich zu Ehren seines Andenkens von den Plätzen. Von dem Dankschrei ben des Fräulein Thieme wurde Kenntnis genommen. Hierauf wurde folgendes beraten und beschlossen: 1. Gegen die Bauvorhaben der Herren Michel — Atelierneubau an der Langen Straße —, Pettrich und Feldmann — Landhausneubau an der Goethestraße — und Zenner — Landhausneubau an der Großsteinberger Straße — bestehen keine Be denken; bei der letzten Sache sind die üblichen Bedingungen aufzugeben. 3. Wegen der Straßenbetträge erhalten die Herren Berger und Rothe Frist bis 1. Oktober 1900, Herr Friedrich dagegen wird verklagt. 3. Das Gesuch des Herrn Dr. Götze um Rücknahme von Baubedingungen wird abgelehnt. 4. Das Anerbieten des Herrn Klöden, von dem früher Freitagschen Grund stück das zur Straße erforderliche Areal gegen Erlaß der Straßenbaubeiträge auf der Gartenstraße unentgeltlich abzutretev, wird abgelehnt. 5. Das Straßenareal von dem früher Herrn Privatmann Golzsch gehörigen Felde wird nach Eingang einer Zeichnungskopke über die Dismenbration von der Stadtgemeinde übernommen. 6. Gegen die amtshauptmannschaftlichen Bauverfüguvgen in den Sachen der Herren Wenzel und Klöden (Umbau neben Stadt Leipzig) werden Vorstellungen erhoben. 7. Auf eine amtshauptmannschaftliche Zufertigung wegen des Seiferthschen Bebauungsplanes wird angezeigt, daß der allgemeine Bebauungsplan z. Z. nicht weiter gefördert, d. h. nicht zur ortsstatutarischen Geltung erhoben werden soll. 8. Die angeordnete Reinigung des Grabens hinter der Langen Straße wird durch die Ratsarbeiter ausgeführt. 9. Es wird eine Kopistenstelle sür 600 M. ausgeschrieben. 10. Das Gesuch des Herrn Steeger, ihn von dem Stadtverordnetenamte zu entbinden, wird mit 8 gegen 2 Stimmen genehmigt. 11. Die Reklamation der Stadt Leipzig gegen die diesjährige Einschätzung wird verworfen. 12. Die Pflaumenpachtangebote (325,90 M. gegen 35,80 M. im Jahre 1899) werden angenommen. 13. Von dem Ergebnis einer von der Aufsichtsbehörde vorgenommene» Spor- kassenrevision wird Kenntnis genommen. Naunhof, den 18. August 1900. Der Gtqdtgemeinderat. Iger. Bürgermeister. Die Einberufung des Reichstags. Die Zustimmung des Reichstags ist der Verfassung zufolge nicht nur-Pw Arrfvahmevon Aultthe»,souderL auch zur ErhMM von Matrikckarbeiträgen, zur Be streitung von Ausgaben rc. erft^herlich. Daß kür die gegenwärtigen Rüstungen gegen Wna Ausgaben zu be streiten sind, bereit Höhe schon wett in die Millionen geht, ist zweifellos. Es ist ja aGunehmen, daß China einst die Ausgaben ersetzen wird, di« dem deutschen Reiche jetzt erwachsen, aber es ist doch recht ungewiß, wenn dieses „einst" eintreten wird. Vor der Hand muß Deutsch land die Kosten aus seiner TM« decken. Die Not wendigkeit zur Aufnahme einer Anleihe ist wahrscheinlich schon heute klar zu Tage getreten, so daß für die Ein berufung des Reichstages voller Grund und Anlaß vorliegt. Gleichwohl scheint man in den leitenden Regierungskreisen mit der Wahrnehmung dieser ver fassungsmäßigen Pflicht noch keine Eile zu haben. Im deutschen Volke und namentlich in Süd deutschland denkt man über die Notwendigkeit einer als baldigen Reichstagseinberufung freilich anders und ver übelt es der Reichsregierung entschieden, daß sie ihrer Pflicht in so handgreiflicher Weise aus dem Wege geht. Sozialdemokraten, Liberale aller Schattierungen und Zentrum fordern bei dem Ernst der Situation die Zu rateziehung des Reichstags. Die Zentrumsblätter er heben den Vorwurf, das deutsche Reich werde gegen wärtig absolutistisch regiert, die Verfassung werde nicht inuegehalten und es könne nicht ausbleiben, daß sich daran die unliebsamsten Folgeerscheinungen anknüpften. In konservativen Kreisen vermeidet man zwar den Aus druck „Verfassungswidrigkeit", unterläßt es heute aber in auffallendem Unterschiede von früher, die Einberufung für unbegründet und zwecklos zu erkläre», Im Gegen teil giebt man jetzt auch in konservativen Kreisen der Meinung Ausdruck,,daß die verbündeten Regierungen schon aus ZweckmDigkeitSgründen den Reichstag zu sammenberufen sollten, um nch zu vergewissern, daß die Majorität des deutschen Volkes die China^ktion der Reichsregierung billigt. ( Das deutsche Volk trägt die Opfer, das deutsche Volk sendet seine Söhne nach dem Kriegsschauplatz, da ist es doch nur recht und billig, daß man die Vertreter dieses Volkes um ihre Meinung befragt, die Bewilligung der Kosten von ihnen nachsucht und ihnen offizielle Mitteilungen über den Plan zu machen, nach dem die Chinaexpedition zur Ausführung gelanges foll. Nun hat man behauptet, alles dieses wäre auch^schon ge schehen, wenn die verbündeten Regierungen mcht Grund zu der Besorgnis hätten, daß der gesamten Dhinasache durch abfällige Kritiken oppositioneller AbgeorM im Reichstage erheblicher Schaden zugefügt werden kyniste. Diese Sorge ist übertrieben. Zweifelsohne werden die Mitglieder der oppositionellen Parteien des Reichstags, gerade so wie es deren Presse thut, gegen das China- . unternehmen sprechen und- werden es an Worten des Tadefs nicht Wen lassen. Das kann dem Unternehmen als solchen aber doch nicht schaden. Bekämpft doch die Opposition die große Mehrzahl der Regierungsvorlagen und Projekte, ohne daß dadurch im Auslande die Meinung von einer Minderwertigkeit der deutschen Regierungsmaßnahmen befestigt würde. Auf die Reichs tagsreden kommt es verhältnismäßig wenig an, die Reichstagsbeschlüffe sind die Hauptsache. Und über den Beschluß des Reichstags kann ein Zweifel gar nicht obwalten. Es ist im deutschen Reichstage eine starke Majorität vorhanden, die der Reichsregierung in dem der deutschen Nation aufgezwungenen Kampfe gegen China bereitwillig ihre Unterstützung leihen wird. So ernste Bedenken die Aussicht auf eine uferlose Weltpolitik in den weitesten Kreisen des deutschen Volkes auch hervorruft, so stark überwiegt doch das allgemeine Gefühl, daß China für den der deutschen Nation an« gethanen Schimpf zur Verantwortung zu ziehen sei. Die Chinaexpedition als solche findet die Zustimmung der überwiegenden Mehrheit des Volks. Soll diese Expedition von Erfolg gekrönt sein, dann darf mit Mitteln und Truppen nicht geknausert werden. Das ganze deutsche Volk hat Anteil an der Ehre, die der Nation durch die einstimmige Ernennung des Grafen Waldersee zum gemeinsamen Oberfeldherrn der ver bündeten Truppen zu teil geworden ist. Das deutsche Volk ist auch bereit, die Konsequenzen aus dieser Ehrung zu ziehen und mit der Würde die Bürde zu über nehmen. Daher sollte aber auch dem Verlangen weiter Kreise des Volkes, ihm durch seine Vertreter Gelegen heit zu bieten, seine Meinung über das Chinaunter nehmen zum Ausdruck zu bringen, entsprochen werden; das Volk ist zur Uebernahme der Pflichten und Lasten bereit, daher sollte ihm sein verfassungsmäßiges Recht auch nicht einmal scheinbar beschränkt werden. Deutsches Reich. — Neue- Gewehr. Sämtliche Garde-Jnfanterie- Regimenter dürften zu Beginn des Oktobers mit dem neuen Gewehr-Modell 1898, welches die Waffe der ostastatischen Infanterie-Regimenter ist, ausgerüstet werden, nachdem einige Truppenteile des Gardekorps es seit dem voriaen Jahre zur Probe geführt habe». — Der erste sozialdemokratische Fxaüenkongreß für Deutschland soll im September iM Anschluß yn de», sozialdemokratischen Patteitag in Mainz stattfinden. Die vorläufige Tagesordnung ist folgende: Per Ausbau deS Systems der Vertrauenspersonen; die Agitation unter dem weiblichen Proletariat; die Agitation für den gesetzlichen Arbeiterinnenschutz; die Bildungsvereine für Frauen und Mädchen. — Durch die ostasiatischen Krirgswirren leidet der deutsche Exporthandel nach China empfindlich. Er ist deshalb darauf angewiesen, sich anderweit Ersatz für die unabwendbaren Verluste zu suche». Erfreulicherweise ist Japan ein guter Abnehmer deutscher Waren. Unser Versandt dorthin ist seit 1895 von 36,1 auf 40,9 Mill. Mk. gestiegen. — Gerüchte vom Kauzlerrücktritt. Eine parla mentarische Korrespondenz verbreitet folgende Mitteilung: „Wie bestimmt versichert werden kann, dringen die Ver wandten des Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe in den selben, sich von den Staatsgeschäften möglichst bald zurückzuziehen. Man glaubt in politischen Kreisen, daß der greise Staatsmann zur Zeit nicht mehr abgeneigt sei, dem Wunsche der ihm Nächststehendcn zu will fahren. — Die Nachricht von dem angeblich bevorstehenden Rücktritt des Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe wird, wie die „Voss. Ztg." schreibt, von unterrichteter Seite als unbegründet bezeichnet. — In dieser Woche hat der Kaiser in Erfüllung seiner hohen Aufgabe als oberster Kriegsherr mtt den jedes Johr üblichen Besichtigungen der Truppen be gonnen. Am Montag und Dienstag inspizierte er die großen Kavallerie-Manöver der Garde-Kavallerie, kombi- niert mit einer Kavallerie-Brigade des III. Armeekorps bei Alten-Grabow, und am Mittwoch nahm er weitere Truppenbefichtigungen bei Münster vor, worauf der Kaiser nach seiner Sommerrefidenz Schloß WilhelmS- höhe bei Kassel zurückkehrte. A«Sla«d. Oesterreich-Ungarn. Am Ende dieser Woche, am 18. August, begehen in feierlicher und glänzender Weise die Völker Oesterreichs und Ungarns den 70. Geburts tag ihres verehrten Kaisers und Königs Franz Josef, der als angestammter Monarch der habsburgischen Lande nicht nur mit Würde und Weisheit das Szepter führt, sondern auch innerhalb der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie der nationale Mittelpunkt ist. Frankreich. Die angeblich fehlende Zustimmung der französischen Regierung zur Ernennung des Grafen Waldersee zum Oberbefehlshaber in China ist in dieser Woche in Berlin eingetroffin und hat damit Frankreich bekundet, daß es zur Verteidigung der Kultur und zur Aufrechterhaltung der internationalen Verträge fest an der Seite der übrigen Großmächte, die in China Truppen kämpfe» lassen, steht. Frankreich. Die Preisrichter der Pariser Welt ausstellung haben in dieser Woche ihr schnurriges Arbeits werk vollendet Und findet am 18. August in Paris die große offizielle Preisverteilung statt. Von den aus-