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ßckßlalt für DreWM, MmcksIjD, IchershM, ZkiiG, Hrsdorf M, Kdmamsßiiin, Kchkliiil Gritzßmikrg, Sliiii. Wa, Slkichiittli, 8i«ih«», LOMm, Arm, AttPuch md Ilmsigail MU einer illustrierten Sonntags - Beilage. Dieses Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mit dem Datum des nachfolgenden Tages und kostet monatlich 3b Pfg-, vierteljährlich 1 Mart. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der Amtshauptmannschaft Grimma, sowie für Anzeigen am Kopfe und im Reklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein. Nr. 92.Mittwoch, den 8. August 1900. 11. Jahrgang. Helgoland deutsch! Nachdruck verboten. Als zu Ende des vergangenen Jahres die Kunde von der Erwerbung Samoas verbreitet wurde, da rauschte es mit seltener Einmütigkeit durch den deutschen Blätterwald: „Samoa deutsch!" und man gab seiner Befriedigung darüber Ausdruck, daß der unwürdige Zu stand auf dieser Inselgruppe sein Ende gefunden habe und daß die Frage zu Gunsten der deutschen Inte ressen gelöst sei. Weniger einmütig nahm die deutsche Presse das am 17. Juni 1890 vom „Reichsanzeiger" veröffentlichte deutsch-englische Abkommen auf, dessen Punkt 6 bestimmte: „England tritt vorbehaltlich der Ermächtigung des Parlaments an Se. Majestät den deutschen Kaiser die Insel Helgoland ab". Man hielt die England für die Abtretung Helgolands gemachten Zugeständnisse in Ostafrika, namentlich die Abtretung von Deutsch-Wituland an England und die Ueber- lassung des Protektorats über das Sultanat Zanzibar, für zu groß im Verhältnis zu der erworbenen kleinen Insel. Und doch hat der Lauf der Dinge auch in Be zug auf diese Erwerbung gezeigt, wie weitsichtig unser Kaiser ist, der den Kauf Helgolands zuerst anregte. Man braucht in dieser Beziehung nur an die Ereig nisse der letzten Zeit erinnern. Jedermann weiß, daß beim Ausbruch des südafrikanischen Krieges und während desselben die Sympathien des deutschen Volkes aus schließlich auf Seiten der tapferen Buren waren, und welcher Entrüstungssturm durch die deutsche Presse ging, als man von der Beschlagnahme deutscher Postdampfer, durch d:e übermütigen Söhne Albions vernahm. Wenn zu dieser Zeit Helgoland noch im Besitze der Engländer gewesen wäre, so wäre es für sie ein leichtes gewesen, gegen den Entrüstungssturm im deutschen Volke mit Erfolg zu demonstrieren, und sie hätten es wohl wagen dürfen, unsere Schiffe noch länger zurückzuhalten. Den:-, es bleibt dabei, was Admiral Reinhold von Werner, ein kompetenter Beurteiler der Sachlage, vor 10 Jahren im „Daheim" schrieb. Er erklärte die Insel Helgoland für den Schlüssel zur Elbe und Weser und für d-e Schutzwache und den Brückenkopf für Jade, Ems und Eider, mithin für unsere gesamte deutsche Nordseeküsle. Durch ihren Besitz sei eine Blockade fast unmöglich gemacht und damit hätten wir 10—15 schwere Schlachtschiffe zu 10—12 Millionen Mark erspart, welche sonst notwendig gewesen wären, nm die Nordsee zu halten. Eine Blockade könne nur dann mit Erfolg durchgeführt werden, wenn die dazu verwandten Schiffe von Zeit zu Zeit ihre Kohlen er gänzen könnten; dazu aber brauchen sie einen gegen Seegang geschützten Ankerplatz. Der einzige dieser Art an unserer ganzen Nordseeküste liegt südöstlich von Helgo land unter dem Schutze der Insel. Es wäre also, wie gesagt, den Engländern ein Leichtes gewesen, von hier aus gegen Deutschland zu protestieren und eventuell unsere Nordseeküste zu blockieren. Daß das nicht geschehen ist, verdanken wir der Weitsichtigkeit unseres Kaisers auf politischem Ge biet, von der er schon des öfteren Proben abgelegt hat. — In der Reichstagäsitzung vom 24. Juni 1890 be sprach der Staatssekretär Freiherr von Marschall kurz das deutsch-englische Abkommen betr. die Abtretung Helgolands, das, nachdem Lord Salisbury es im eng lischen Oberhause verteidigt hatte, dort am 15. Juli angenommen wurde. Am 9. August 1890 ging die Insel in deutschen Besitz über, der Marine-Schlepp dampfer „Borinse" brachte die erste deutsche Wache und die Flagge nach der Insel. Schon tags vorher hatten sich der Staatsminister von Bötticher, Ober- Präsident von Benningsen und andere höhere Beamte noch Helgoland begeben. Die Uebernahme wurde am Sonnabend nachmittags in der Weise vollzogen, daß der die Abtretung betreffende Artikel mit dem britischen Abkommen verlesen wurde. Dann wurde neben den britischen Flagge die deutsche gehißt und den Flaggen, der in solchen Fällen übliche Salut erwiesen. Beide Flaggen wetten nebeneinander bis Sonnenuntergang und wurden dann gleichzeitig eingeholt. Zu dieser Zeit hatte der britische Gouverneur mit sämtlichen britischen Beamten dle Insel schon verlassen; im Augenblick der Einholung der Flaggen war niemand von ihnen mehr auf der Insel oder in Sehweite. Am 10. August, einem Sonntage, wurde die deutsche Flagge allein gehißt. Der Kaiser traf um 12 Uhr mit dem Prinzen Heinrich und Gefolge ein und wurde auf der Brücke von Ehreujungfrauen im allen Helgoländer Kostüm empfangen, die ihm eine aus Blumen geformte Ab bildung von Helgoland überreichten. Die Mädchen trugen Blumen, die Knaben Helgoländer und preußische Fähnchen. Eine Ehrenkompagnie Seesoldaten machte die Honneurs. Der Kaiser ging dann auf das Ober land, und es begann auf dem Plateau unter dem Leuchtturm vor einem im Freien errichteten Altar der Gottesdienst. Nachdem die Militärkapelle den Choral „Allein Gott in der Höh'" gespielt, folgte die Predigt des Predigers Langheld aus Kiel; er dankte der Vor sehung und pries das deutsche Vaterland. Dann wurde der Choral „Nun danket alle Gott" gesungen. Hierauf verlas Minister von Bötticher die Urkunde der Besitz ergreifung, die deutsche Flagge und die Kaiserstandarle wurden aufgehißt und mit Jubel begrüßt. Der Kaiser hielt eine kurze Ansprache und gelobte, für Helgoland nach besten Kräften zu sorgen. Im Laufe des Tages wurde dann eine Proklamation angeschlagen, in welcher der Kaiser verkündete, daß er die alten Gewohnheiten der Helgoländer soweit als möglich berücksichtigen werde; die Zoll- und Steuerverhältnisse blieben vorläufig un verändert. Nachdem eine Deputation der Helgoländer dem Kaiser eine Huldigungsadreffe überreicht hatte, fand im Gouvernementhause ein Frühstück statt, zu welchem das Gefolge des Kaisers, alle anwesenden hohen Olfiziere, die Spitzen der Behörde und zahlreiche Gäste geladen waren. Der Führer der Helgoländer-Deputation toastete auf die Königin von England, die in Weisheit die deutschen Interessen Helgolands nie geschädigt und jetzt zur Wahrung des Friedens, in Voraussicht der Zukunft, die Insel abgetreten habe. Minister von Bötticher toastete auf den Kaiser, als den Besitzer Helgolands. Nachdem der Kaiser noch der auf Helgoland weilenden Großherzogin von Sachsen Weimar einen Besuch abge' stattet hatte, trat er um ^4 Uhr an Bord der „Hohen- zollern" die Rückfahrt nach Wilhelmshaven an. Abends fand im Theater eine Festvorstellung statt, welche mit einem von dem Schrissteller Kroker aus Berlin ge dichteten Prolog eröffnet wurde. Bei Eintritt der Dunkelheit wurden die Felswände und die Insel bengalisch beleuchtet. So vollzog sich die Uebergabe des ursprünglich deutschen Landes in deutschen Besitz. Daß es deutsch bleiben wird, dafür wird unser Kaiser und, wenn es sein muß, die auf seinen Antrieb im Entstehen begriffene starke deutsche Flotte sorgen. Denn was der Kaiser bei der Uebergabe der Insel gesprochen hat: „Das Eiland ist dazu berufen, mir ein zur Bollwerk See zu werden, den deutschen Fischern ein Schutz, ein Stützpunkt für meine Kriegsschiffe, ein Hort und Schutz für das deutsche Meer gegen jeden Feind, dem es einfallen sollte, auf demselben sich zu zeigen," das wird er auch halten. Die Bewohner der Insel aber fühlen sich wohl unter der deutschen Herrschaft und haben in den 10 Jahren, seit sie uns gehören, in jeder Beziehung reiche Fort schritte gemacht. Grün ist das Land, Rot ist die Wand, Weiß ist der Strand, Das sind die Farben von Helgoland. Deutsches Reich. — Die Frage der Vertretung unsers Kaisers bei der Beisetzungsfeier König Humberts in Rom ist nun mehr dahin entschieden worden, daß Prinz Heinrich von Preußen seinen kaiserlichen Bruder bei diesen Bei- setzungsfeierlichkeiten vertreten wird. — An Freiwilligen für China haben sich im deutschen Heere insgesamt 120 000 Mann und 3650 Offiziere gemeldet, also gerade das Zehnfache des Bedarfs. — Der Kommandeur des bayerischen Bataillons des 4. Ostasiatischen Jnsanterre-Rcgiments Major Graf Montgelas stiftete, wie die „Münchener Neuesten Nach richt, n" melden, ein Kapital von 10000 Mk., aus dessen Zinsen die während der Ostasiatischen Expedition dienst- und erwerbsunfähig gewordenen Unteroffiziere und Manmchasten fortlaufende Unterstützungen erhalten sollen. — Merkwürdige Briefmarken befanden sich auf zahl»eichen Sendungen der letzten ostasiatischen Post. Auf Drucksachen wie auf Briefen aus Tsingtau waren 10-Pfg.-Marken aufgeklebt, die den Ueberdruck „5 Pfennige" tragen. Diese Signierung erfolgte, weil dem deutschen Postamt in Tsingtau die 5-Pfg.-Marke» ausgcgangen waren. Dre Markensammler haben da- durch wieder ein neues seltenes Objekt ihres Sammel eifers erhalten. — Rund 69 Millionen Mk. Invaliden- und Altersrenten sind im vorletzten Jahre im deutschen Reiche gezahlt worden, außerdem 4,5 Millionen Bei trüge erstattet und etwa 3,8 Millionen Mk. für das Heilverfahren aufgewendet. Die rasch und stets wach sende Steigerung von 15 Millionen Mk. im Jahre 189 l auf 69 Millionen Mk. im Jahre 1898 läßt deutlich erkennen, wie umfassend die durch die In validenversicherung der arbeitenden Bevölkerung ver mittelte Fürsorge ist. Ausland. Oesterreich. Uebcr die Ehe der Gräfin Lonyay, der vormaligen Kronprinzenwitwe, werden in Pest aller hand unkontrollierbare Gerüchte verbreitet. Gräfin Lonyay hat sich vor kurzem nach Abbazia begeben, während ihr Gemahl auf seinem Gute verblieb, und in Zusammenhang damit erzählt man sich, daß das Ver hältnis der beiden Gatten kein ungetrübtes mehr sei. Am weitesten gehen jene, die von einer bevorstehenden Scheidung sprechen; man behauptet sogar, daß die er forderlichen Schritte von der Gräfin Lonyay bereits eingc leitet seien. Frankreich. Pariser Blättern zufolge steht ein großer Fmanzskandal bevor, der eine ganze Anzahl Ab geordneter bloßstellen dürfte. England. Der Schah von Persien sollte seinen geplanten Besuch in England infolge des gegen ihn unternommenen Attentats aufgegeben haben. Jetzt wird indessen aus London gemeldet, er habe dorthin amtlich mitgeteilt, daß er auf seinen Besuch in England wegen des Todes des Herzogs von Koburg verzichtet habe. England. Ein weniger reiches Volk als die Eng länder wäre an dem südafrikanischen Feldzuge zu Grunde gegangen. Das englische Parlament hat bis jetzt für den Burenkrieg 1070 Millionen Mark bewilligt. Letzte Woche legte der Kriegssekretär Wyndham dem Unter haus eine neue Forderung von 170 Millionen Mk. vor. Belgien. Dcr Kriegsminister hat gestattet, daß eine Subskription zur Einrichtung des belgischen Ambulanzdienstes in China eröffnet werde. Serbien. König Alexander versicherte, wie in Belgrader Offizier streifen erzählt wird, in feiner An sprache im Königl. Schlöffe: „Für einen Erben meine Herren ist gesorgt." Man spricht allgemein von einem nahe bevorstehenden freudigen Ereignis. — Ganz romantisch. Krieg in China. London, 4. August. „Daily News" melden aus Tientsin vom 3.: Die Oberbefehlshaber aller Nationen