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ImM V KErichteii ßrlsölntt für Mchtchin. AMtbhaiil, Dchmhain. DtiiiHa, Dörsdorf Mo, Manochin, KWain SN»zi, Söhn, MW«, MHMn,. Lioihnil, Pmßn. WnWn, AavSiiiitz, Ihrm, Mlfshii», BnWH mi S«^eO. Mit einer illustrierten Sonntags - Vrilage. Dieses Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mit dem Datum des nachfolgenden Tages und kostet monatlich 35 Pfg., vierteljährlich 1 Mart. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der AmtShauptmannschast Grimma, sowie für Anzeigen am Kopfe und im Reklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein. Nr. 151. Sonntag, den 23. Dezember 1900. 11. Jahrgang. Holz-Verfteigerung. Naunhofer Staatsforstrevier. Donnerstag, den 3. Januar 1901, vormittags VzLV Uhr, Ratskeller zu Naunhof. 35 Rm. h., 4 Rm. w. Brennscheite, 59 Rm. h., 37 Rm. w. Brenn knüppel, 44 Rm. h. Zacke«, 51 Rm.'h., 7 Rm. w. Aeste u 5,oo Wellhdt. Reisig, Die Krisis der Spielhagen- banken. Ein weiteres Bild der Großstadtzustände. Ueber das kleine, solid sparende Publikum, welches sich bei seinem zurückgelegten Gelde eines mäßigen Zins genusses erfreuen, dafür aber sich im sicheren Besitz seiner Ersparten wissen will, ist eine furchtbare finanzielle Katastrophe hereingebrochen, deren Folgen für den Augen blick unabsehbar und unberechenbar sind. Aus Berlin meldet man die Verhaftung der vier Direktoren der preußischen Hypotheken-Aktienbank und der deutschen - Grundschuldbank, des Kommerzienrats Eduard Sanden, des Direktors Heinrich Schmidt, des stellvertretenden Direktors Paul Puchmüller, und des stellvertretenden Direktors C. Wassinski. Mit diesen Verhaftungen ist eine latent gewesene Krisis eclatant geworden, die in ihre Konsequenzen den Ruin ungezählter kleiner Leute bedeutet. Kommerzienrat Eduard Sanden ist seit Anfang der siebziger Jahre Direktor der preußischen Hypotheken- Aktienbank, welche von einem Herrn Spielhagen, der aus Mecklenburg stammt, begründet morde. Nach ihm werden diese Banken, sowie die von ihr refsortierenden Institute „Spielhagenbanken" genannt. Dieser Herr Svielhagen nahm sich als Mitdirektor den Eduard Sanden. Letzterer war damals Beamter der preußischen Bankanstalt Henckel-Lange, welche seit einer Reihe von Jahren in Berlin bestanden halte und von Adelskreisen begründet worden war. Schließlich war sie jedoch ge nötigt, unter wenig günstigen Umständen zu liquidieren. Aus der Verbindung des Herrn Sonden mit dieser Bank stammt auch noch der große, umfangreiche Terrain- besitz, über welchen die Spielhagenbank bezw. eine der vielen ihrem Concern angehörigen Neben- und Tochter institute verfügen. In Potsdam hat die Verhaftung des Kommerzien rats Sanden in den angesehenen Kreisen, mit denen die Familie des Verhafteten in regem Verkehr stand, das peinlichste Aufsehen hervorgerufen, während bei den zahlreichen Geschädigten, meist kleinen Leuten, die ihm ihre Ersparnisse anvertraut hatten, eine gewisse Be friedigung darüber herrscht, daß ihn sein Schicksal ereilt hat, wenn damit auch keine Hoffnung auf Wiedererlangen des Verlorenen verbunden ist. Sanden, der in der Mitte der 60er Jahre steht, machte entsprechend seiner anspruchslosen persönlichen Erscheinung nur wenig Auf wand, er hielt sich nicht einmal eigenes Gespann, son dern pflegte Droschken 2. Klaffe zu benutzen. Anders dagegen ging es in seiner großen Familie her, die in der Marienstraße 10-11 eine prachtvolle Villa mit Garten bewohnt, die mit erlesenem Luxus ausgestattet ist. Die Geselligkeit der Familie war eine sehr ausgedehnte, die besten Kreise, aus ihnen auch zahlreiche Offiziere der Potsdamer Garderegimenter gingen ein und aus, das Wirtschafts-Budget war entsprechend groß. Die Erregung war in den letzten Tagen besonders gewachsen, da Sanden selbst jede Auskunft über den Stand der Dinge verweigerte und man ihn trotzdem nicht in sicherem Ge wahrsam wußte. Die Befürchtung, daß er entwischen könne war allerdings überflüssig, da er von der Polizei seit etwa 14 Tagen überwacht wurde, seitdem an der Börse böse Nachrichten über ihn umgingen. Auch trug zu dieser Maßnahme sehr der Umstand bei, daß er seine Villa — wohl in Erkenntnis der unhaltbaren Zustände —- zum Verkauf gestellt hatte, die Stadt Potsdam fürchtete nach letzterer Thatsache noch vor kürzerer Zeit am 20. Dezember 1900. Bruhm. Härtel. einen ihrer besten Steuerzahler zu verlieren, während nun natürlich die Absicht, seinen Aufenthalt zu verändern, durchaus erklärt ist. Polizeikommissar Guban hat gestern Vormittag die Verhaftung vorgenommen und den Ver hafteten nach kurzem Aufenthalt in der Polizeidirektion mit dem Zuge 12 Mittags nach Berlin transportiert, .er war bei seiner Verhaftung gelaffen und folgte willig. Gestern Abend gingen in Potsdam noch Gerüchte von einer möglichen Konsolidierung seiner Bank durch Freunde aus Finanzkreisen um. Diese optimistische Hoffnung muß wohl leider von vornherein bei der enormen Summe als irrig angesehen werden, die unter den Händen des Sanden geschwunden ist und bei dem vorgeschrittenen Stadium, indem sich die Sache zur Zeit schon befindet. Neueste Depeschen. Das Urteil im Sternberg-Prozeß wurde nach 5^ Uhr vom Landgerichtsdirektor Müller verkündet. Es lautet: Gegen Sternberg ans 2 Jahre 6 Monate Zuchthaus uud 5 Jahre Ehrverlust, 6 Monate wurden als verbüßt erachtet. Gegen die Aula Wender auf tz Monate Gefäng nis, davon 2 Monate als verbüßt. Gegen die Scheding auf Freisprechung. — Die Zahl der Opfer des Sternberg-Prozesse-- soweit Strafverfolgungen und Disziplinarverfahren in Frage kommen, beträgt bis jetzt bereits 18. Eines dieser „Opfer", der Polizeidirektor von Meerscheidt« Hüllessem, ist heute Freitag mittag gestorben. — Berlin. Im Sternberg-Prozeß beantragte der Staatsanwalt drei Jahre Zuchthaus und fünf Jahre Ehrvei lust. — Berlin. Das Zentral-Komite der deutschen Vereine vom Roten Kreuz trat auf Anregung Ihrer Majestät der Kaiserin zu einer Sitzung zusammen und beschloß die Bewilligung eines Kredits von zunächst 10 000 Mark für Zwecke der Pflege der verwundeten und kranken Matrosen S. M. S. „Gneisenau" in Malaga. — In Berlin ist die Wohnungsnot so groß, daß 13792 Personen in Wohnungen leben müssen, die nicht zu Heizen sind. Man fand bis 11 Personen in solchen unwirtlichen Räumen beisammen wohnen. — Die iVoruntersuchung gegen den Kommissar Thiel wegen Bestechung im Amte ist geschlossen worden. Bisher war eine Einsichtnahme in jdas Aktenmaterial dem Beschuldigten bezw. dem Verteidiger nicht gestattet. Nunmehr sind die Akten zur Einsichtnahme freigegeben worden. — Die gestern begonnenen Taucherarbeiten zeigten, daß die „Gneisenau" auf dem Felsen festsitzt und ver loren ist. Bisher konnte nur die Dokumentenkffte ge borgen werden. Ein den Taucherarbeiten zuschauender Matrose von der „Gneisenau" stürzte von dem felsigen Gestade herab und wurde schwerverletzt ins Hospital ge schafft. Heute holte der deutsche Dampfer „Andalusia" die Schiffbrüchtigen nach Deutschland ab. Potsdam. Kommerzienrat Sanden, Direktor der preußischen Hypotheken-Aktien-Bank wurde auf Ersuchen der Staatsanwaltschaft in Berlin hier verhaftet und zur Einlieferung in das Untersuchungsgefängnis in Moabit nach Berlin überführt. — Ein unerbetener Gast, die Influenza, ist wieder in Deutschland erschienen. Schon vor mehreren Wochen meldeten die Moskauer Blätter, daß dort die Influenza in bösartigem Umfange grassiert, und die gleiche Mel dung kam bald darauf aus Petersburg. Nun ist sie auch in Deutschland wieder aufgetaucht und ruft im Arbeitsleben und in der Schule vielfache Lücken hervor. Ausland Die französische Regierung hat in der schwierigen Amnestie-Angelegenheit ihren Willen vollkommen durch gesetzt. Die Dreyfussache ist damit auf absehbare Zeit niedergeschlagen. Daß die französische Regierung da- durchgeführt hat, muß ihr unter allen Umständen zum Verdienst angerechnet werden. Wie allgemein und lebhaft die Teilnahme an dem Untergang der „Gneisenau" auch im Auslande em pfunden wird, beweist die Thatsache, daß in Kvnstan- l tinopel unter dem Protektorat des Sultans ein Aus- von vormittags V-12 Uhr an: 1842 eich. Klötzer 8/33 om, 19 weißb. dergl. 13/29 om, 39 bi. dergl. 12/29 om, 25 ah. dergl. 8/30 om, 339 erl. dergl. 8/23 am, 2 asp. dergl. 20 u. 23 am, 12 fi. dergl. 16/22 6W, Ober- bez. Mittenst. 2041 fi. Derbstangen 8/15 om, u. 14 590 fi. Reisstangen 2/7 am. Unterst. Aufbereitet in den Abt. 3, 4, 45, 52, 53, 55 u. 56. Königliche Fvrstrevierverwaltung Naunhof, Königliches Forstrentamt Grimma, Ueber den leuchtenden Glanz des bevorstehenden Weihnachtsfestes hat das Unglück im Hafen von Malaga seinen düstern Schleier gebreitet, und statt der Weihnachts freude ist in viele Familien Schmerz und Trauer ein gezogen. Ungewiß ist des Seemanns Los, und noch mehr wie jeder andre muß er stündlich auf den Tod vorbereitet sein. Wer die See befährt, den müssen die Götter mit dreifachem Erz das Herz gepanzert haben, sagt schon der alte Horaz. Und das haben sie gethan, denn den Seemann schreckt keine Gefahr. Ein tiefer, stummer Blick auf die Toten, ein inniges Lebewohl, und wieder gehts weiter, ob Sturm ob Klippen drohen. Die das Meer verschlang, sie starben fürs Vaterland: äuleo et cksoorum 68t, pro patrin mori. An innerpolitischen Ereignissen liegt während der Weihnachtszeit naturgemäß nicht viel vor. Die Reise des Reichskanzlers Grafen Bülow an die Höfe von München, Stuttgart und Karls ruhe hat die Erwartung bestätigt, daß sich die süd deutschen Bundesstaaten im vollen Einklang mit der vom Reichskanzler geübten Politik befinden. Bezüglich Chinas läßt sich kaum irgend etwas sagen; geht die Entwickelung der Dinge so weiter wie bisher, dann ist der Zeitpunkt der Lösung der Chinasrage überhaupt garnicht abzusehen. Auf dem südafrikanischen Kriegsschauplätze haben die heldenhaften Buren in jüngster Zeit so glänzende Erfolge errungen, daß es den Engländern augenscheinlich bange wird, sollten sie ihr Ziel nicht erreichen, würde sie kein Mensch bedauern. Deutsches Reich. — Aus Anlaß des Namenstages des Kaisers Nikolaus wurde am Mittwoch in der Kapelle der russischen Botschaft zu Berlin ein großer Gottesdienst abgehalten. Kaiser Wilhelm ließ sich durch den Generaladjutanten v. Hahnke vertreten. Se. Majestät weilte in Neugatters leben bei Calbe a./S. auf der Jagd. — Eisenbahnminister v. Thielen traf am Mittwoch von Berlin in Hannover ein und wohnte der Ueber- gabe einer von der Hannoverschen Maschinenbau-Aktien gesellschaft gebauten Schnellzugslokomotive an die dortige Eisenbahndirektion bei. Diese Maschine, bei der die neuesten Fortschritte in der Maschinenbautechnik ver wertet sind, war auf der Pariser Weltausstellung und wurde mit dem großen Preis ausgezeichnet. — Der Prozeß Sternberg geht wahrscheinlich bald zu Ende, aber schon ist für neuen Skandal ge sorgt. Es scheint sicher zu sein, daß die pr. Kommerzien räte Sanden und Puchmüller, die Leiter der wackelnden preußischen Hypotheken-Aktienbank und der deutschen Grundschuldbank, Sachen gemacht haben, durch die ein Finanzskandal größten Stils entstanden ist und viele Existenzen schwer geschädigt worden sind. j