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Jamljofer G IchriGil ßrlMl für MnGitzm, MmebljM, ZcherrljM, KM Isrsdsrf, KA, Mmmitshiil, Auchsftin AMMttj. Slkia. Wi, Slnisisi«, Sleichiiteq. W-«N, PWim. Skifnlshiiii, AiMM, Mm, MW». AMulh »» llMpü. Mtt einer illustrierten Sonntags - Veilsge. Diese» Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mtt dem Datum des nachfolgenden TageS und kostet monatlich 35 Pfg., vierteljährlich 1 Marl. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der Amtshauptmannschaft Grimma, sowie für Anzeigen am Kopfe und im Reklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein. Nr. 90.Freitag, den 3. August 1900. 11. Jahrgang. Versteigerung. Montag, den 6; August 190V, Nachmittags 3 Uhr sollen im Gasthofe zu Klinga — als Ver steigerungslokal — 1 Schreibfekretär, 1 Bertikow, 1 Spiegel mit Schränkchen u. 1 Regulatoruhr gegen Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Grimma, am 1. August 1900. Der stellv. Gerichtsvollzieher beim Kgl. Amtsgericht. Grosche. Die Frage des internationalen Oberkommandos in China. Tie bisherigen Landoperationen der Mächte in dem Kriege mit China haben bereits zur Genüge dar- gethan, daß eine einheitliche Oberleitung der verschiedenen Truppenkontingente dringend Not thue. Das ist speziell durch die wochenlangen erbitterten Kämpfe in und um Tientsin nachgewiesen worden, denn weit weniger die numerische Schwäche der Streitkräfte der Mächte gegen über den um das Fünf- bis Sechsfache stärkeren Streitermassen der Chinesen als vielmehr der Mangel eines einheitlichen obersten Kommandos bewirkten einen zunächst ziemlich bedenklichen Verlauf dieser Reihe von Einzelgefechten für die Verbündeten. Der schließliche Erfolg war wohl hauptsächlich dem Umstande zu ver danken, daß zuletzt ein japanischer und ein russischer General abwechselnd den wirklichen Oberbefehl führten, es wurde da also aus der Not eine Tugend gemacht. Aber bei jeder weiteren größeren militärischen Aktion der Mächte würden sich zweifellos die empfindlichen Folgen des Fehlens einer anerkannten Zentralstelle für die Bewegung der verbündeten Truppen aus's neue gellend machen, und da schon etwa um den 1. August herum der konzentrische Vormarsch der Verbündeten auf Peking von Tientsin aus angetreten werden soll, so ist es die höchste Zeit, daß man einen gemeinsamen Oberbefehlshaber für die Landtruppen in China ernennt. Nu» ist bei Besprechung dieser Frage darauf hin gewiesen worden, daß die Franzosen und Engländer in ihrem gemeinsamen Feldzüge gegen China vor vierzig Jahren ebenfalls keinen gemeinsamen Heeresführer ge habt hätten und daß der Krieg trotzdem von den West mächten siegreich durchgeführt worden sei. Dieser Ver gleich ist schon deshalb nichtig, weil damals das im Felde erschienene chinesische Heer viel weniger zahlreich, und weit ichlechter bewaffnet und geführt war, als heute. Dann waren damals nur zwei fremde Nationen mit den Chinesen im Kampfe, während es diesmal gilt, Deutsche, Engländer, Franzosen, Ruffen, Japaner, Amerikaner und sogar auch Italiener unter einen mili- täuschen Hut zu bekommen. Schon 1860 fehlte es nicht an Mißverständnissen und Eifersüchteleien zwischen den Oberbefehlshabern, wodurch wiederholt die Ope rationen der Verbündeten beeinträchtigt wurden; sicherlich würde sich dies in dem jetzigen Kriege, bei welchem sich die Jnvasionsarmce aus sieben fremdsiaatlichen Truppen kontingenten zusammensetzen, in nur verstärktem Maße wiederholen, falls es nicht baldigst gelingen sollte, einen einzigen und selbstverständlich auch geeigneten Chef- General für die Landstreitkräfte der Verbündeten zu er nennen. Hierüber sind zwar Verhandlungen zwischen den Kabinetten eingeleitet worden, man weiß aber über deren Stand durchaus noch nichts genaueres. Nur ver lautete jüngst, die Entscheidung wegen des Ober kommandos über die vereinigten Truppen in China solle von den dortigen Admiralen getroffen werden, welche angeblich die nötige Vollmacht hierzu besitzen. ES bleibt abzuwarten, ob sich dieses Gerücht bestätigt, denn es ist immer mißlich, wenn Seeleute, selbst wenn sie die höchsten maritimen Kommandoposten einnehmen, über die Berufung eines Generals an einen obersten Posten für Landoperationen entscheiden sollen, eine Verständigung zwischen de? beteiligten Regierungen direkt, wäre da wohl noch vorzuzlehen. Andererseits ist indessen nicht zu verkennen, daß Eile in dieser An gelegenheit not thut, und ehe lange diplomatische Unter handlungen unter den Kabinetten stattfinden, ist es noch besser, die Entscheidung den an Ort und Stelle befindlichen Admiralen zu übertragen. Zunächst ist es aber zu wünschen, daß die Admirale einen Oberfeld herrn berufen, dessen Erfahrungen eine Bürgschaft dafür gewähren, daß der weitere Feldzug gegen die Chinesen kräftig und zielbewußt geleitet wird und demnach auch schließlichen Erfolg verheißt. Diese Frage nach der militärischen Qualifikation des gemeinsamen Oberbefehls habers der verbündeten Truppen muß offenbar auch allen anderen in dieses Problem hineinspielenden Fragen vorangehen, mögen dieselben betreffen was sie wollen. Deutsche- Reich. — Herzog Alfred von Sachsen-Koburg-Gotha ist am vergangenen Dienstag Abend 10 Uhr auf Schloß Rosenau an Herzlähmung gestorben. Der Herzog war ein Sohn des Prinzgemahls Albert, Herzog von Sachsen- Koburg-Gotha und der Königin Viktoria von Groß britannien; er war den 6. August 1844 geboren. Der Verstorbene hinterläßt vier Töchter. — Deutschen Mut und deutsche Vaterlandsliebe können sich viele andere Nationen zum Muster nehmen. Die in Australien dieser Tage abgelöste Besatzung des Kreuzers „Cormoran" bat einmütig, anstatt entlassen, nach China gesendet zu werden. Wackere blaue Jungen! — Zum Ankauf zur Ueberführung von Pferde» zu ostasiattschen Expeditionskorps hat Oberleutnant von Borcke vom Zieten-Husaren-Regiment die Reise nach den Vereinigten Staaten von Amerika angetreten. Die Uebernahme der Pferde erfolgt in San Franzisko. — Die Brunnenverwaltug von RhenS am Rhein hat 20 000 ganze Flaschen des tropenbewährten Rhenser Mineralwassers dem Reichsmarineamt frachtfrei Wil helmshaven zur Verfügung gestellt. Diese Sendung, im Gewicht von 700 Zentnern wird auf Anordnung des Zentralkomitees des Roten Kreuzes in diesen Tagen mit einem Transportdampfer nach China abgehen. — Handwerkskammern sind in Preußen bis jetzt 33 errichtet worden. — Deutscher landwirtschaftlicher Genoffenschafts tag von 1900. Der diesjährige allgemeine Vereinstag der deutschen landwirtschaftlichen Genoffenschaften findet in den Tagen vom 12. bis einschließlich 16. August zu Halle in der Loge zu den drei Degen statt. — Welche Vorlagen den Reichstag in der nächsten Session beschäftigen werden, wird zum Teil schon jetzt bekannt. Da ist zuerst der neue Zokltarifentwurf, der nicht blos das Tariffchema, sondern auch die Zollsätze enthalten wird. Ferner zwei Versicherungsgesetze, eines betr. die privaten Versicherungs-Unternehmungen, das zweite ist die Novelle zur Krankenversicherung. Ob die in Arbeit befindliche Umgestaltung der Militärpensions gesetzgebung schon für die nächste Reichstagstagung posi tive Ergebnisse zeitigen wird, muß abgewartet werden. Dagegen darf es als ziemlich wahrscheinlich angesehen werden, daß das Reichsjustizamt mit dem Urheber- und mit dem Verlagsrechtentwurf vor die gesetzgebenden Faktoren des Reichs treten wird. Ebenso wahrscheinlich ist die Vorlegung eines Schaumweinsteuer - Gesetz entwurfs. Ausland. Frankreich. Der „TempS" teilt mit, die italienische Regierung sei am 20. Juni von den österreichischen Behörden in Kenntnis gesetzt worden, daß eine geheime Gesellschaft den Tod des Königs von Italien beschlossen habe. Die österreichische Polizei hatte an jenem Tage in Pontafel ein Jndividium verhaftet, welches erklärte, es sei von einer Anarchisten-Gruppe, welcher es an- gehöre, auserwäht worden, den König Humbert zu er morden. Vier andere Souveräne seien von den Anar chisten ebenfalls zum Tode verurteilt worden. Das be treffende Jndividium habe hinzugefügt, feine Verhaftung verhindere nicht die Ausführung des Urteilsspruches denn ein anderer Anarchist sei dazu bezeichnet worden, ihn zu ersetzen. Italien. König Humbert ist bereits zu wieder holten Malen das Ziel von Attentaten gewesen. Am 17. November 1878 wurde er durch einen Anschlag des Kochs Paffante leicht verwundet. Noch in frischer Erinnerung ist das Attentat Acciaritos. Als König Humbert sich am 22. April 1897 zum Rennen nach Capannella begab, näherte sich etwa 2 Kilometer hinter Rom ein Mann schnell dem kgl. Wagen und führte einen Dolchstoß gegen den König. Der Stoß ging glücklicherweise fehl, denn der König wich mit be wunderungswürdiger Kaltblütigkeit aus. Sodann ging die Fahrt weiter. Der Verbrecher warf alsbald nach dem Stoße den Dolch fort und wurde sofort verhaftet. Es war Peter Acciarito 24 Jahre alt. Als der König auf dem Rennplatz beglückwünscht wurde, sagte er lächelnd: „Dies sind die kleinen Freuden des Berufs". Schweiz. Der Bundesrat hat beschlossen, das am 25. Oktober vorigen Jahres erlassene Verbot der Ein fuhr von Klauenvich aus Deutschland aufzuheben. Die Einfuhr von Rindvieh, Schafen und Ziegen wud ab 6. August 1900 wieder gestattet. Krieg in China. London, 31. Juli. Militärische Kreise begünstigen jetzt die Uebergabe des Oberkommandos in China an Deutschland, wenn ein britisches Oberkommando nicht durchzusetzen sei. Zur Abwehr der Verbündeten haben die Chinese» außerordentliche Maßnahmen getroffen. So bald ein gemeinsamer Führer gewählt worden ist, werden die Ver bündeten, deren Zahl bereits auf 70 000 Mann ange wachsen ist, den Vormarsch jedoch sofort antreten. Der Gouverneur der Provinz Schantnng hat am 21. Juli eine Proklamation erlassen, durch die ein kaiserliches Edikt vom 1. Juli verkündet wird, in dem es heißt: Wir hofften die Jhochnan - Miliz (Boxer) würden den Feind bekämpfen und die drohende Schmach abwenden helfen; Banditen haben aber unter ihren Namen geraubt und gemordet, weshalb die falschen von den echten Jhochuan gesondert und scharf unter drückt werden sollen. Der Gouverneur bemerkt dazu, in Tientsin und Peking herrsche die größte Gefahr, die Jhochuan sollten schleunigst nordwärts ziehen. Die chinesischen Telegraphenlinien zwischen Shang hai und Tschifu sind unterbrochen. Brüssel, 1. August. Der Minister des Aeußeren erhielt von dem belgischen Geschäftsträger Cortier ein vom 1. d. Mts. datiertes Telegramm aus Shanghai, nach dem die Verbündeten auf Peking marschieren; sie befinden sich 18 Meilen von Tientsin und sollen in 8 Tagen in Peking eintreffen. Alle Europäer sind in die innere Kaiserstadt geflüchtet. Petersburg, 1. August. Beim Generalstab sind folgende Nachrichten eingelaufen: Der Konsul in Schischmarow meldet aus Urga vom 27. Juli, daß die Chinesen in Kalgau die russische Kirche und Häuser der Russen in Brand gesteckt, Waren geplündert und anderes Eigentum zerstört haben. Am 28. Juli besetzte General Rennenkampf daS chinesische Fort Mache am Amur. Am 29. Juli wurden die Chinesen aus den Goldgruben von Sheltuga verjagt. Die Arbeiten sind dort ein gestellt und viele Besitzungen verlassen worden. Am 29. Juli rückten in Blagoweschtschensk die ersten russischen Verstärkungen ein. Der Dampfer „Selenga" beschoß das chinesische Ufer. Die Chinesen flohen. Zwei Kanonen wurden erbeutet. Die Russen hatten keine Verluste.