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daß dLe Inquisition, wenn sie einem Grande, einem Minister, einem Offizier, einer Ge richtsperson, kurz einem angesehenen Beamten den Prozeß gemacht hatte, dem Könige die Ak ten zur Durchsicht und Revision verlegen solle. Aber freilich war dadurch für die zahlreiche Volksklaffe, welcher die Gönner fehlen, die jene leicht finden, so wenig gesorgt, daß sie durch nichts als ohnmächtigeKlagen sich helfen konnte. Ueberblickt man die merkwürdigsten Aeu- ßerungen der Thätigkeit des ZnquisitionSge- richts im i8ten Jahrhunderte, so findet man, daß diese Anstalt, ungeachtet alles Einflusses des Geistes der Zeit, ungeachtet aller be schränkenden Aufsicht, die eine verständigere Politik ausübte, immer noch ein Werkzeug blieb, das unter begünstigenden Umständen Wirkungen hervorbringen konnte, welche dem Geiste der Zeit Hohn sprachen.. Wenn das Gericht im Jahre 1714 einige Mönche, we gen verbrecherischen Wandels, dem Tode überlieferte, wenn 1734 und 1304 ein Paar Personen, die Liebestränke gemacht und ge wahrsagt hatten, zu Einsperrung und Bü ßung verurtheilt wurden, oder Manchem wegen unbedachtsamer Aeußerungen Widerruf und kirchliche Buße auferlegt ward; so konnte Niemand Besorgnisse hegen, aber lebhafter mußten diese erwachen und der Abscheu des Menschenfreundes gegen die Anstalt lauter werden, wenn 1763 in einem Auto da fe zn Lerena einige „hartnäckige Ketzer" den Flammen überliefert wurden, oder wenn selbst noch im Jahre 1777, als kaum, zur Freude der Verständigen, die vorhin berührt^ Ein schränkung verfügt war, die Inquisition gegen einen verdienstvollen Mann, dem man nichts als Unvorsichtigkeit vorwerfen konnte, gegen D. Pablo Olavides *) mit allen ihren Schrecknissen sich bewaffnete; wenn I78Z ein armes Weib in Sevilla, als der Zauberei überwiesen, von der Inqui sition verurtheilt und lebendig verbrannt ward. Blieb doch, bei aller Beschränkung seiner Gewalt und bei aller Milde des Gerichts, zu dessen Präsidenten unter den letzten Regierun gen nur Männer von gemäßigter Gesinnung gewählt wurden, blieb doch der verderbliche Geist der Anstalt, blieben doch die empören den gerichtlichen Formen, nach welchen, allen rechtlichen Grundsätzen zuwider, dem Ange klagten zwar die Beschuldigung mrtgetheitt, aber der Urheber derselben sorgfältig verheim licht ward; war doch immer der ruhige Bür ger, oder der betriebsame ausländische An siedler den störenden Neckereien ausgesetzt, *) Geboren in Peru, Hütte er, ausgezeichnet durch Talente, ein wichtiges Staatsamt mit Ruhm verwaltet, als ihm die Oberaufsicht über die neuen Ansiedlungen in der Sierra Morena aufgctrageu ward. Auch hier war er verdienstvoll thätig, aber er scheiterte an der gewöhnli chen Klippe großer Unternehmungen; er weckte Mißvergnügte und der Haß des teutschm Kapu ziners Romuald, der das Missionsgefchäst in der Kolonie leitete, gab ihn der Inquisition an. Nach zwei Jahren strenger Haft ward Olavides für einen förmlichen Ketzer erklärt, seiner Gü ter beraubt und zu achtjähriger Einsperrung verurtheilt. ES gelang ihm, nach Frankreich zu entfliehen, wo er bis 1798 lebte. Die Rückkehr in sein Vaterland ward ihm damals erlaubt und er starb-^oz in Andalusien.