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ML n Nr Dresden, den 3. Februar 1809 Ein Wort von dem Mangel der Vl^iebt eS nach meiner Meinung ein einfa ches Mittel, die Menschen nachdrücklich durch de.S Beispiel der Vorwelt zu verdienstvollen Handlungen zu ermuntern, so sind eS die Denkmäler — die Werke der Kunst, die Zeichen, welche verdienstvolle Personen oder ausgezeichnete Begebenheiten bei der Nach welt unvergeßlich, ermunternd und lehrreich machen. Zwar lebt der Verdienstvolle in fei nen Werken fort; aber bedarf denn der Mensch, der ihm nachahmen will, so lange er ein sinnliches Wesen ist — und das ist er Lis ins Grab — nicht sinnlicher Ermunte- rungSmittel? — Und würden das denn nicht zweckmäßige Denkmäler seyn? — Die Brabmäler sind zur Zeit fast die ein zigen Denkmäler, unter welchen manches stille und oft große Verdienst ruht, das der Nachwelt nachahmungswürdig werden konnte, wenn es durch ein anderes Denkmal «möge- hoben worden wäre. Aber wie wenig wer den diese Oerter besucht! Wie wohlthätig wäre es daher, wenn auf den Plätzen, die am meisten von den Einwohnern eines Orte- besuche werden, hier und da ein Denkmal stände, das die Verdienste eines vorzüglich wohlthätigen Mannas im Vaterlands pre digte ! Sollte das denn nicht den Geist der Nachahmung, verdienstlich zu werden, erwe cken , und, von Religiosität geleitet, berich tigen? Wie weit in dieser Hinsicht unser Zeit alter von dem der alten Griechen entfernt ist, liegt am Tage. Denkmäler waren bei die sem Volke ganz gewöhnlich, und man fand sie auch auf den Plätzen, die daS Volk am meisten besuchte, damit durch den Anblick derselben der Geist eine ernsthafte und rüh rende Betrachtung fände. So war in Athen das Pantheon, ein Gebäude, in welchem bedeckte Gänge (Stoai) waren, worin die Leute im R gen Schutz fanden. *) In ei nem solchen bedeckten Gange fand man auch die Thaten der verdienstvollsten Bürger ab» gewählt — eine Schule, wo patriotische Ge sinnungen erwachen mußten. Vielleicht beliebt es einem erfahrnem In diesen bedeckten Gängen bat Zeno, der Stoiker Meister, gelehrt.