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16. Juli die Bahnlinien von Mukden nach Ltaogang und Jseling, sowie die Lokomotiven und das rollende Material. Berlin, 26. Juli. Die zweite Division des ersten Geschwaders, Kommandant Kontre-Admirak Geißler, traf am 26. d. MtS. in Port Said ein und ging an dem selben Tage nach Aden weiter. Petersburg, 26. Juli. Ein Telegramm des Kollegienrats Wachowitsch aus Hankau vom 22. d. M. besagt, daß die Aufregung der Chinesen gegen die Christen immer stärker wird. Der englische und der amerikanische Konsul empfehlen ihren Landsleuten, ihre Familien nach Shanghai zu schaffen. Der Bizekönig in bemüht, die Ordnung aufrecht zu erhalten, und tufft Maßnahmen zum Schutze der Fremden. — Einem Tele gramm des Staotsrats Pawlow aus Söul vom 23. M. zufolge meldet der Unteroffizier Filipenko, der Chef der Abteilung in Jnshu: Ein Detachement der Eisen bahn-Schutzwache stand in Mukden und Liaojan. Die Chinesen töteten den Führer des Detachements Leutnant WabwSki, sowie 10 Soldaten und 4 Frei willige. Die Abteilung hatte täglich Gefechte und mußte sich mit dem Bajonett den Weg bahnen. Sie wurde von einem koreanischen Offizier freundlich ausgenommen und unter Mitwirkung der koreanischen Behörden mit allem Notwendigen versehen. Die Abteilung marschiert nach Pinjan, wohin ein Arzt beordert worden ist, um die Verwundeten nach Söul zu überführen. Der Kaiser befahl, unseren Leuten die freundlichste Aufmerksamkeit zu widmen. — General Grodekow meldet vom 24. d. M. aus Chabarowsk, daß am Nachmittag der Dampfer „Alexy" mil einem Detachement unter dem Befehl deS Obersten Servinnow an Bord von Chinesen beschaffen worden ist. Bei der Ankunft des Dampfers am Landungs- platz wurden viele Feuer gesehen und Signale gehört. Ein Kosakenoffizter näherte sich dem Dampfer und bat um Hilfe. Oberstleutnant WrothowSki erhielt Befehl vom General Grobski, alle chinesischen Posten zu ver nichten. Er nahm das Kosakenkommando an Bord des Dampfers und besetzte vier Werft weiter das chinesische User mit zwei Kompagnien, die, als sie sich einem chine sischen Posten näherten, mit starkem Gewehrfeuer em pfangen wurden. Drei chinesische Pulverdepots wurden in die Lust gesprengt. Auf Seite der Chinesen wurden 300 Mann getötet, auf russischer Seite wurden 1 Kosak und 5 Schützen getötet und 1 Hauptmann, 6 Schütze» und 2 Kosaken verwundet. Am 22. d M. morgens wurde Blagoweschtschensk schwach beschossen. Krieg in Südafrika. Einen neuen Erfolg haben die Freistaat-Bure» zu verzeichnen. W e aus London telegraphiert wird, meldet Feldn.alschalls Roberts in einer Depesche vom 24. Juli. In der Nähe von Roodevaal wurde vom Feinde ein Vorratszug erobert, in welchem sich zwei Offiziere und 200 Mann Walliser Füsiliere befanden. Die meisten derselben wurden gefangen genommen. Andererseits weiß Robens über eine Schlappe der Transvaal-Buren noch einer Depesche Baden-Powells vom Majotopaß vom 22. Juli solgendes zu berichten: Die Obersten Airey und Lusfington mit nur 400 Mann vertrieben 1000 Buren aus einer starken Stellung und zersprengten sie, indem sie ihnen große Verluste beibrachten. Die Ver luste der Briten betrugen 6 Tote und 19 Verwundete. — Im übrigen scheint Roberts nun endlich den längst erwarteten Vormarsch gegen Middelburg ins Werk setzen zu wollen. OertNches und Sächsisches. Naunhof, den 28. Juli 1900. Nauuhos. Das ist just wieder einmal die richtige Feststimmung, in die wir uns versetzt fühlen. Der lachende Himmel sichert uns anscheinend bestes Schützen festwetter, und wer Gelegenheit hat, einmal „über der Bahn" vorbeizukommen, der begegnet seit Tagen be stimmt irgend welchen Transporten, die auf dem Schützenfestplatze ein würdiges Fleckchen finden und dankbare Besucher erhalten werden. Die riesigen Restaurationszelte mit ihren lauschigen Winkelchen laden zu süßem Nichtsthun beim Glase Bier oder Wein gar verlockend ein, sie werde» mit ihren verborgenen Nischen und dergl. wohl auch nicht zum geringsten der Kunst des „Süßholzraspelns" dienen. Obwohl der Festplotz gegen das Vorjahr eine ganz bedeutende Vergrößerung erfahren hat, wird er nichtsdestoweniger für das Publi- tum nicht zu groß, da eine große Menge Geschäfts, leule mehr mit Genußmitteln und Darbietungen aller Art diesmal vertreten find, man wird also auch inso fern die echte Schützenfestphysiognomie vorfinden, als man überall so recht „ins Gedränge" kommen wird. Imponierend wird sich auch der Ausmarsch aus nehmen, der gleichsam wie äa oaxo nochmals am Dienstag findet. Eine berühmte Woche wird ja daß werden. Ganz besonders „Jung-Naunhof" ist diesmal zum Schützenfest schön heraus, mit dem Schützenseste beginnen die Sommerferien. Ungetrübt können also unsere künftigen Männlein und Weiblein das Schützen fest genießen und damit ihren Ferienaufsatz füllen, da wohl nicht einmal die übliche Reise zu Großmüttern, wo das sonst so stille Haus bei dieser Gelegenheit immer einmal auf den Kopf gestellt wird, imstande sein wird, den Glanz des Schützenfestes in dem empfäng lichen Kinderherzen zu trüben. In Wurzen wurde bei einem Fleischer ein tubrr- kuloses R«nd beschlagnahmt und in der Kavillerei vernichtet. Wurzen. Am Dienstag Abend 6 Uhr fand die Beerdigung des durch Mörderhand getöteten 19 Jahre alten Sattlergehilfen Feige in Altenbach statt, nachdem die Staatsanwaltschaft die Leiche freigegeben hat. Die Bewohner der Gemeinde Altenbach hatten es sich an gelegen sein lassen, die Beerdigung zu einer würdevollen zu gestalten. Von vielen Seiten wurden Blumen ge spendet. Der Herr Gemeindevorstand mit seinen Ge- meindemitgliedern waren erschienen, um dem Getöteten die letzte Ehre zu erweisen. Nachdem Jünglinge den Sarg von der Halle an das Grab gebracht hatten, hielt Herr Pfarrer Lauschke aus Nepperwitz eine ergreifende R'de, bei der kein Auge der Beteiligten thränen- leer blieb. In Wahren konnte man das Anschwimmen einer gewaltigen Menge toter Fische beobachten. Die Ursache ihres AuesterbenS schreibt man in Fischerkreisen dem Umstande zu, daß bei der gegenwärtigen Reparatur der Kläranlagen in Folge des starken Regengusses die Schleusenwäffer in der Waldstraße unmittelbar in den mit wenig Wasser ongefüllten Elsterfluß gelangten und den Fischbestand darin vernichteten. Ragewitz bei Mutzschen ist von einer großen Wasserkalamität betroffen worden. Daselbst sind alle Brunnen erschöpft. Obwohl dieselben bei Eintritt des Wassermangels tiefer ausgegraben worden sind, io geben sie doch kein Wasser mehr. Nach Aussage von Sach verständigen nimmt das Wasser seinen Abzug durch das neuerrichtete Braunkohlenwerl daselbst. Denn erst seit Inbetriebsetzung desselben sind alle Brunnen leer. Zs wird deshalb beabsichtigt, daselbst ein Wasserwerk zu bauen. Einen bedauerlichen Abschluß fand das Schützen fest in Lengenfeld. Beim Losschießen eines Böllers wurde der Schützendiener Jakob am linken Beiu so er heblich verletzt, daß er dem KreiSkrankenstist Zwickau zugeführt werden mußte. VspsnstaUst vom Vvi-soliönvrungsvsrsm Noi'8'6N-XoN26l't von 6er auf äem ßäarktplatr. Direktion: 8. Lerxmnvn, Kapellmeister, ^nsung 7'/, Ude. 1 Okoral. „IVsellet «ut rukt uns äi« Stimme." 2. Ouvertüre a. Op. „Lssr uvä Ammer mans" von DortrinA. 3. „Aoräkedeki Lon^uett." Fantasie von öaek. 4 Datriotisede 8eren»äe von Doll. 5. >Valrer a. 4. Operette „Frau Lima" von Dinke. 6- Dotpourri „Llaääsraäatsed." von Datann. Zittau. Ein „zärtlicher" Gatte ist unstreitig ein hiesiger Einwohner, der seine kranke Frau aus dem Bette jagte und mit der scharfen Seite eines Spatens auf entsetzliche Art und Weise mißhandelte. Als sich nunmehr die geängstigte Frau flüchtete, verfolgte er sie mit einem Beile in der Hand. Die in der Nähe woh nenden Leute riefen hierauf die Polizei die Ruhe schaffte. Die Verletzte wurde zu einem Arzte gebracht. In Marienberg wird am 30. Juli das Denkmal Herzog Heinrichs des Frommen, des Gründers der Stadt, enthüllt. In Pirna ist in der Wesenitz von der Hochwald grenze abwärts durch Hineinwerfen von Chlorkalk der ganze Forellenbestand vergiftet worden. Die Thäter sind noch nicht ermittelt. Riesa. Angesicht der Wirren in China und der Abreise unserer Truppen dahin dürfte folgendes Zwie gespräch zwischen einem Feldwebel der Döbelner Garnison und einem polnischen Soldaten derselben Garnison, der sich ebenfalls als Freiwilliger nach China gemeldet hat, nicht uninteressant lein: Feldwebel: Nun, Kewinsky, hast Du Deiner Mutter geschrieben, daß Du mit nach China willst? Soldat: Hab' ich meiner Mutter nichts geschrieben, weiß sich doch meine Mutter garnicht, wo sich da- China liegt, glaubt sich, das liegt gleich hinter Döbeln. In Wülknitz bei Großenhain ging der Kanal arbeiter Kretzschmar erhitzt in die Röder baden; er wurde von Schlage getroffen und ertrank. In Jocketa i. B. findet eine Zusammenkunft der Musikdirektoren aus den Städten des Vogtlandes und Rellblandes statt, welche Maßnahmen gegen die immer stärker werdende Konkurrenz der Militärkapellen treffen will. Theater in Naunhof. Wenn eineKünstlergesellschaft Wiedas Schleichardt'sche Ensemble ein Städtchen von der Größe Naunhofs auf- iucht, um hier eine Reihe von Vorstellungen zu geben, die sich weit über das Niveau derjenigen der herkömm lichen Wanderbühnen erheben, so ist dies unzweifelhaft eine Folge unseres Renommees als Villenvorstadt Leipzigs und vielbesuchter Ausflugsort, eine Folge der Propa- ganda, die für Naunhof nach Außen hin gemacht wird. Herr Direktor Schleichardt hat sich vor seiner Ueber- siedelung unzweifelhaft darnach erkundigt, ob er auch mit seinem zwanzigköpfigen Personal hier auf die Kosten kommen dürfte, und man wird ihm versichert haben, daß die Bewohner und Gäste Naunhofs ihn und seine Gesellschaft mit offenen Armen empfangen werden. Es war anzunehmen, daß die Herrschaften hier gute Ein nahmen haben würden und daß man sie dadurch zu baldigem, vielleicht regelmäßigem Wiederkommen veran lassen könnte. Denn nichts belebt eine Sommerfrische mehr und reiht sie schneller in die Zahl der besseren Fremdenverkehrsplätze ein, als ein gutes Saisontheatcr. Leider haben sich diese Hoffnungen nicht erfüllt. Die Kunstbegeisterung der Naunhofer Bewohner und Sommer gäste steht im umgekehrten Verhältnis zur Höhe der Baustellenprelse, und die schönen, abgerundeten Auf führungen interessanter, zum Teil ganz neuer Bühnen werke, die Herr Direktor Schleichardt hier veranstaltete, fanden ausschließlich vor leeren Bänken statt. Das er mutigt weder zum Hierbleiben, noch zum Wiederkommen, und es sollte uns nicht wundern, wenn sich nach und nach in Künstlerkreisen die Meinung verbreitet, daß in Naunhof „nichts los ist", sodaß wir wieder auf das Niveau eines kleinen Landstädtchens herabfinken, in dem der Aufbau eines Karussels ein Ereignis und das Er scheinen einer abgespielten Wandertruppe vierten und fünften Ranges eine Umwälzung bedeutet. Die Mög lichkeit einer solchen Rückwärtsbewcgung möchten wir nicht nur denen zu bedenken geben, die sich bisher be mühten, das gesellige und geistige Leben unseres schönen Städtchens zu heben, sondern auch jenen, denen das Wachstum, des Emporkommen Naunhofs am Herzen liegt. Schöne Worte und Projekte allein thun es nicht. Unter den bisherigen Besuchern des Theaters waren beide Kategorien nur sehr spärlich vertreten. Einen einzigen Abend ausgenommen, waren der Sperr sitz und der erste Platz ganz kläglich besetzt, und es ist charakteristisch, daß gestern Abend seitens eines Theater besuchers der Ausspruch ertönte: „Ja, wenn man ge- ahnt hätte, daß solche Kräfte hier wirken, hätte man eigentlich ein Abonnement nehmen sollen". Zum Glück ist es zu einem Abonnement oder zu regelmäßigem Besuche noch nicht zu spät, und wir wollen hoffen, daß es nun endlich einmal zu einem vollbesetzten Saale kommt, ehe Herr Schleichardt entmutigt seine Vor stellungen abbricht. — Mit Rücksicht auf die vorstehende Phllippica seien die letzten beiden Aufführungen hier nur noch kurz erwähnt. Das Lustspiel: „Hofgunst", das übrigens gestern auch in Leipzig gegeben wurde, ist ein Stück von aktuellem Interesse. Man will darin sehr deutliche politische Anspielungen herausfinden, und deshalb wird es nicht nur auf allen größeren Bühnen regelmäßig wiederholt, sondern eS wurde unter anderem auch von der Schleichardt'schen Gesellschaft in Kamenz 7 Mal vor brechend vollem Hause aufgeführt. Bei uns war die Vorstellung überaus schwach besucht, aber die wenigen Erschienenen kargten nicht mit dem wohl- verdienten Beifall. Vor allem war man erstaunt über die prächtigen Kostüme, die den Darstellern zur Ver fügung standen. Bei der Aufführung de« „Walzer königs" hatte sich zur Ueberrafchung des Publikums das Schleichardt'sche Lustspielpersonal in ein vollwertiges Operettenensemble verwandelt. ES wurde gesungen, als hätte man nie etwas anderes geübt; vor allem lernten wir Frau Gusta Schleichardt als Sängerin von schönen Stimmmitteln und guter Schule kennen. Auch diese Vorstellung lieferte wieder einen Beweis von der Viel seitigkeit und dem vorzüglichen Zusammenspiel der Schleichardt'schen Gesellschaft. * 1» K An-und Verkauf von Staatspapreren, Pfandbriefen, Aktien etc. Kontrole von Verlosungen und Kündigungen. Verwahrung von ' Wertpapieren. Beleihung von börsengängigen Effekten, Spar- kassenbüchern, Hypotheken. Vermittelung von Hypotheken. An- IIII ü öl« und Verkauf von Grundstücken. Diskonto- und Jnkassoverkehr. ' Abschluß von Leibrenten- und anderen Versicherungen. Zinsfuß bis aus Weiteres für Spareinlagen bei Rückzahlung innerhalb 3 monatl. Frist 3'/, p. u. „ „ „ lingerer Fristen und mit Kündigung 4°/« x.».