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Milchfel d KtziW ßrtsklalt für DönchkIjM, AmckljM, Kchmlim, AMa, Iorsdorf Ma, MmWljM, Achljam Snßßtiütll, SW, W« AeWu, SleiiWni, MPA, Vmüm, Schlisst», SiiMtz, Thlm, MWi», 3»mfiirij ist üiiiMst. MU einer illustrierten Sonntags - Vrilnge. Dieser Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mit dem Datum de« nachfolgenden Tage» und kostet monatlich 35 Pfg., vierteljährlich 1 Mark. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der Amtshauptmannschaft Grimma, sowie für Anzeigen am Kopfe und im Reklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein- Nr. 84. Freitag, den 20. Juli 1900. 11. Jahrgang. Bekanntmachung. Vo. einigen Tagen in Abth. 50 eine etwa 1 Meter hohe Fichtenballen pflanze mittelst Spatens ausgehoben und entwendet worden. Im Fall eine solche Fichte an einen Gartenbesitzer verkauft worden sein sollte, so wird letzterer gebeten, die unterzeichnete Behörde gefälligst davon in Kenntniß setzen zu wollen. ES wird dem jenigen, durch dessen Mittheilung der Dieb bez. Verkäufer dieser Fichte ermittelt wird, eine Belohnung von zwanzig Mark z ^-sichert. Königliche Forstrevierverwaltnng Naunhof, den 19. Juli 1SO0. B r u h m. HeffenttiHe Sihung des Gtadtgemeinderates zu Naunhof Freitag, den 20. Juli 1900, abends 8 Uhr. Tagesordnung befindet sich am Ratsbrett. Igel, Bürgermeister. Der Gesandtenmord in Peking. Obwohl die Nachricht von der Pekinger Greuel- that seit Wochen mit immer größerer Gewißheit er wartet wurde, hat doch die Gewißheit, daß sämtliche Gesandte mit ihren Angehörigen hingemordet sind, einen tieferschütternden Eindruck auf alle Kreise der Bevölkerung gemacht. Es schweigen jetzt alle Debatten über neben sächliche Dinge, über die Frage, ob der Massenmord in Peking hätte vermieden werden können oder nicht, — eS herrscht jetzt nur die eine bestimmte Meinung vor, daß die ungeheuerliche Gewaltthat exemplarisch bestraft, den Chinesen ein für alle Mal die Lust benommen werden muß, sich gegen die fremden Mächte und ihre Staatsangehörigen zu vergehen. Daß bei dem Blutbade in Peking unbeschreibliche Scheußlichkeiten an den Toten und Verwundeten begangen wurden, untersteht keinem Zweifel. Doch ist es gut, nicht alle hierüber einlaufenden Berichte für bare Münze zu nehmen. Ein solch ver dächtiger Bericht erzählt, daß die Frauen der hin gemordeten Europäer nach furchtbaren Mißhandlungen in Freudenhäuser geschleppt und dort der tierischen Wut der Chinesen preisgegeben worden seien. — Dem entgegen wird versichert, alle Frauen seien zugleich mit den Männern in den Tod gegangen; sie hätten sicher und sofort wirkende Gifte seit Wochen mit sich geführt und davon im letzten verzweifelten Augenblicke Gebrauch gemacht. Das Los aller dieser Armen ist zweifellos entsetzlich gewesen: hoffen wir, daß die verruchten Mifse- thäter den Lohn ihrer Schandthaten finden. Man er wartet vielfach eine Proklamation des Kaisers Wilhelm, in welcher er Namens der verbündeten Fürsten das deutsche Volk ausfordere, vor keinem Opfer zurückzu schrecken, um den blutigen Völkerrechtsbruch in Peking zu rächen. Von anderer Seite tritt mit ziemlicher Be stimmtheit die Nachricht auf, daß zwei deutsche Armee korps mobilisiert und auf dem Landwege durch Rußland transportiert werden und daß außerdem in den ersten Augusttagen der Reichstag einberufen werden solle, doch ist allen diesen Meldungen, solange der Kaiser seine Nordlandsfahrt nicht abbricht, mit Zurückhaltung zu be- geguen. AuS Paris verlautet, daß auch Frankreich starke Truppenkorps mobilisieren und zugleich mit zwei aus Algier abgeordneten Brigaden nach Shanghai diri gieren werde, wo sich die französischen Truppen mit vier englischen Divisionen vereinigen und über Nanking nach Peking vorgehen sollen. Japan landet nunmehr 80000 Monn, wie bestimmt aus Tokio gemeldet wird, in der Petschilibucht nördlich von Taku. Es werden außerdem 25000 Amerikaner zur Kooperation mit Japanern und Engländern erwartet, sodaß btS Mitte August, einschließlich der russischen Truppen, die mit rund 100000 Mann in den Feldzug eingreifen sollen, und der deutschen Truppen insgesamt über Million Mann fremder Truppen in Chino auf Peking vorbrechen werden, während starke militärische Rückhalte die Küsten provinzen im Zaume und die Hauptetappenstraßen offen hallen werden. Deutsches Reich. — Die Anstellung von weibliche» Hilfsbeamte» in den hessischen Gewerbeinspektionen hat sich aufs Beste bewährt. Jo den kürzlich erschienenen Berichten Wer daS Jahr 1899 wird anerkannt, daß durch die Thätigkeit der zwei Assistentinnen eine Lücke ausgefüllt worden ist. — Die Vorbereitungen für die deutsche militärische Expedition «ach China nehmen ihren regelmäßigen Fortgang. Die Freiwilligen - Detachements aus den verschiedenen Armeekorps haben bereits ihre bisherigen Garnisonen verlassen und werden nunmehr zu den Bataillonen für die neuformierten vier ostasiatischen Infanterie-Regimenter zusammengezogen. Mehrfach wurden die Truppenkontingente, aus denen sich daS ostasiatische Expeditionskorps zusammensetzt, von den be treffenden Souveratnen vor dem Abmarsch durch An sprachen ausgezeichnet, wie solche König Wilhelm in Ludwigsburg an die württembergischen und Großherzog Ernst Ludwig in Darmstadt an die hessischen China- Freiwilligen richteten. Vor der Ende Juli und resp. Anfang August erfolgenden Abfahrt des Expeditions korps nach China werden die Mannschaften desselben aus ein paar Tage in die Heimat beurlaubt, um sich von ihren Angehörigen verabschieden zu können. A«sla«d. Dänemark. Auf Ost-Jütland richtete ein heftiges Gewitter bedeutende Verheerungen an. Fünf Personen wurden vom Blitz erschlagen. Zahlreiche Höfe und Häuser sind eingeäschert. England. Zwischen England und China besteht, wie der Untersekretär deS Auswärtigen Amtes soeben im Unterhause erklärte, kein Kriegszustand, und die englische Regierung ist daher auch nicht in der Lage, die Ausfuhr von Waffen und Munition aus dem britischen nach dem himmlischen Reiche zu verbieten! Welch wunderbares Ding doch die Theorie ist! Da werden jetzt in China täglich Schlachten zwischen kaiserlich chinesischen Truppen und denjenigen der Mächte ge schlagen , und die nötigen Mittel dazu werden den Chinesen von Europa geliefert. Holland. Ein Nachklang zur Friedenskonferenz. In den ersten Tagen des September werden Bevoll mächtigte aller Staaten zur Anerkennung der Beschlüsse der Friedenskonferenz nach Haag kommen und dieselben unterzeichnen. Es findet dann eine Zusammenkunft zur Ernennung eines Generalsekretärs und der nötigen Be amten statt; auch die Geschäftsordnung wird festgesetzt. (Die Nachricht klingt angesichts der Ereignisse in China wie bittrer Hohn.) Nordamerika. Die UnionSregierung hat auch ihrerseits beschlossen, namhafte Verstärkungen nach China zu schicken. Wie es heißt, ist die Zahl der selben auf 8000 bis 10000 Mann festgesetzt. Falls es sich als notwendig herausstellen sollte, noch mehr Truppen sür den chinesischen Feldzug aufzubieten, so müßte der Kongreß einberufen werden. Krieg in China. Tschifu, 15. Juli. DaS Fort und die Chineseu stadt Tientsiu wurde am 13. von dm Verbündeten unter japanischem Oberbefehl mit schweren Verlusten genommen. Angeblich kämpfte» auch Schantung- truppen gegm die Verbündete«. London, 16. Juli. Eine Shanghaier Drahtung des „Daily Expreß" vom 14. Juli besagt, Sheng, der Toatai von Shanghai, verlangte heute Audienz bei dem gesamten Konsularkorps und benachrichtigte es an scheinend mit tiefer Bewegung, daß gegen den 30. Juni gregorianischer Zeitrechnung sämtliche Ausländer in der britischen Gesandtschaft ermordet worden sind. Er hätte, sagte er, diese Nachricht vom Gouverneur von Shantung Auanshikai empfangen, der meldete, daß die fremden Gesandten und Legationswachen, die mit Frauen und Kindern Hungerqualen litten, da sie seit vielen Tagen ohne Lebensmittel waren, beschlossen, in der Nacht zum 30. Juni einen Ausfall zu machen. Der Angriff erfolgte unerwartet. 200 chinesische Truppen wurden von den LegationSwachen getötet. TunsuhsiangS Truppen, die die Thore der Gesandtschaft besetzt hielten, wie die Boxer, versuchten alsdann die Gesandtschaften zu stürmen, stießen aber auf verzweifelten Widerstand und zogen sich zurück. Wütend gemacht durch diesen Widerstand und die Verluste seiner Truppen, ließ General Tung schwere Geschütze auffahren und die Ge sandtschaft beschießen, bis sie zerstört war und in Flammen stand, alle Fremden, die nicht durch Kanonen feuer oder durch Tungs Truppen oder die Boxer ge tötet wurden, kamen in den Flammen um. Tuan hatte die Gesandtschaften umringen und die Lebens- mittelzufuhr abschneiden lassen, in der Annahme, daß die Gesandten um ihr Leben wie das der Frauen und der Kinder zu reiten, sich bedingungslos ergeben würben und er dann in der Lage sein würde, mit den Mächten Unterhandlungen wegen der Zerstörung der TakufoilS anzuknüpfen. Tuan vermochte nicht zu verstehen, wie die Fremden so lange Stand halten konnten und ent deckte schließlich durch die Wachen, daß Prinz Tsching sie mit Leben-Mitteln und Munition versah. Auf seinen Befehl wurde auf Tschings Mandschutruppen gefeuert. Diese würben mit großen Verlusten zurückgetrieben. Das Schicksal Tschings ist unbekannt, er soll entweder getötet oder schwer verwundet sein. Der Angriff auf die Gesandtschaft wurde nach den ersten sechs oder sieben Tagen stets bei Einbruch der Nacht eingestellt und die Fremden, die von Tsching mit Munition für ihre Gewehre, aber nicht für die Maschinenkanonen versehen wurden, glaubten, sie könnten die Soldaten an den Thoren Nachts erfolgreich überrumpeln und sich durchschlagen. Der Ausfall wurde am frühen Morgen des 1. Juli gemacht. Alle Fremden nahmen daran teil. Die Frauen und Kinder befanden sich in der Mitte eines von den Truppen gebildeten Vierecks Alle Fremden waren mit Revolvern bewaffnet. Viele Boxer wurden getötet, weil sie den Angriff nicht er warteten und die meisten zur Zeit schliefen. Die Boxer geberdeten sich, wie wilde Bestien, als sie merkten, daß die Fremden sie angriffen. Tung ließ die schweren Ge schütze gegen die Fremden spielen und andere Kanonen gegen die schwächsten Stellen der Mauern der Gesandt schaft wenden und Breschen in diese schießen. Die Fremden, sagt der Läufer, der die Nachricht überbrachte, wurden ebenfalls toll und töteten alle ihre Frauen und Kinder mit ihren Revolvern, anstatt auf die Boxer zu feuern. Als die schweren Kanonen geladen waren, wurden sie alle gleichzeitig abgefeuert. Die Fremden wurden niedergemacht wie GraS, die Boxer stürzten sich