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zur Belehrung und Unterhaltung. —... — ygk-s Stück, den 15. Dccember 1808. Weihnachtsabend zu Marseille. (Aus Millin.) wird das liebliche Fest nns wieder begrüßen, ein grünender Zweig aus dem Füllhorn des Sommers in die lange kalte Nacht des Winters sich herüberbiegen, und der heilige Christ zur Freude der Alten, zur Freude der Jungen an die verschlossene Thür klopfen, und seine freundlichen Gaben in die kerzenerhellten Zimmer legen. Wer möchte nicht die schöne Sitte ewig erhalten, wer dem friedlichen, stillen Feste nicht allen Zau ber geben, der es mit so glühenden Farben in die Erinnerung der kindlichen Herzen mahlt? Marseille kann uns erfinderisch ma chen, oder zur Nachahmung veranlassen. Einen ganzen Monat vorher hört man eine Musik auf den Straßen, die unter dem Nahmen: uubaäes de calone bekannt ist, und die Lobgesänge der Engel bei der An kunft des Erlösers bedeuten soll. Mit der lebhaftesten Ungeduld warten Kinder und alle junge Leute auf den Weihnachtstag. Meh rere Tage vorher wird in den Eßbuden die größte Fülle von Naschereien ausgelegt: die O.uais sind wie besäet mit südlichen Früchten, die Duden auf dem Dlumenmarkte mit Oran genzweigen bedeckt, die von blendend weißen Blüten und goldnen Früchten strotzen. Um die Tafel zum heitern Abendbrot) des Weih- naehtstages recht schön zu schmücken, kaust man kleine Orangen in zierlichen Körbchen, und Trauben in niedlichen Schaalen. Den Kindern giebt man Lorberzwcige, und hangt frisches, getrocknetes oder verzuckertes Obst daran. Man schenkt ihnen auch kleine Krip pen mit Spiegeln, bald so, bald so geschmückt, mit andern Spielsachen angefüllt, worunter sich die Gipsfigurcn der Thiere und Men schen auszeichnen, die bei des Heilands Ge- 'burt zugegen waren. Ost kommen auch die Figuren von Priestern, Päpsten, Bischöfen und Heiligen vor. Unter den Thieren be merkt man Störche von Pappe oder coton, die einen großen Schnabel von rothem Tuche haben. Dieser heilige Abend ist besonders schön. In Nord, Frankreich ist das Fest we der allgemein noch anmuthig, und nimmt ost das schlechteste Ende. Zu Marseille wird der ganze convs wie in St. Johannesnacht er leuchtet: die Straußermadchen sind festlich gekleidet, die Buden ausgepuht, die Kaffee häuser reich illuminirt, überall kündet ein