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ßMM für DreWm, Mmbftin, Aelgmhain, DO, Dn-arf, KE», Mmmrftiil, Auch^i» AMMeq, Mi«. Rp«, AnW», AriHniieq, MjM, PWhti. keifnlshiiii, Anm>, MW». Mechilh mi ÜMp». Mtt einer illustrierten Sonntag« - Vellage. Dieses Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mit dem Datum des nachfolgenden Tages und kostet monatlich 35 Pfg., vierteljährlich 1 Mark. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der Amtshauptmannschaft Grimma, sowie für Anzeigen am Kopfe und im Reklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein- Nr. 82. Sonntag, den 15. Juli 1900. 11. Jahrgang. Naunhofer Krams und Biehmarkt den 16. und 17. Juli 1900. Das militärische Japan. Wohl oder übel hat man sich daran gewöhnen müssen, in der ostasiatischen Politik mit dem auf allen Kulturgeb!cten mächtig aufstrebenden Japan als einem äußerst gewichtigen Faktor zu rechnen. Kaum zwei Jahrzehnte hat das seltsame, geistig hochbegabte Jnsel- volk gebraucht, um sich fast alle Errungenschaften der zivilisierten Völker der Jetztzeit nutzbar zu machen. Vor dreißig Jahren war Japan auch auf militärischem Ge biete noch ein Barbarenstaat. Mit Pfeil und Bogen und kurzen Lanzen waren die regellosen Heerhaufen aus gerüstet, die Kavallerie trug schwere, altertümliche Draht- und Schienenpanzer und schwarz lackierte Blechhauben, die an die Zeit der Kreuzzüge erinnerten. Der Kaiser von Japan war ein dankbarer Vorwurf für europäische Operettendichtungen und Niemand kümmerte sich viel um das politische Dasein des Jnselreiches. Kaum einige Jahrzehnte aber haben genügt, um die Situation ganz gründlich zu verändern, Japan ist in die unmittelbarste Nachbarschaft der ersten, aner kannten Großmächte der Welt gerückt, die japanische Politik ist in den Berechnungen der russischen wie der englischen Weltmachtspolitik ein nicht mehr zu elimini- render Faktor geworden und in den gegenwärtigen ernsten Zeitläuften ist die japanische Militärmacht sogar als einziges, ausreichendes Gegengewicht gegen die chine sischen Kriegsgefahren betrachtet worden. Selten wohl hat ein Volk in so schneller Folge die Stufenleiter der kulturellen und zugleich der mili tärischen Entwickelung erklommen, wte das japanische. Am meisten interessiert augenblicklich sehr begreiflicher Weise das militärische Japan. Was das Jnselvolk in dieser Beziehung erreicht hat, verdankt es ganz vor wiegend den Deutschen. Der deutsche Offizier ist ja — leider! — der militärische Lehrmeister der ganzen Welt geworden, mittelbar oder unmittelbar haben alle Staaten der Jetztzeit ihre Wehreinrichtungen nach deutsche» Mustern reorganisiert oder neu eingerichtet, — selbst die Franzosen haben nicht gezögert, sich das militärische Deutschland zum Vorbilde zu nehme». Der deutsche Offizier, welcher in der Türkei, in China, in Süd- und in Zentralamerika als Organisator, als Drillmeister der eingeborenen Wehrkraft mit besten Erfolgen funktionierte, hat auch den Japanern die Grundlagen zu ihrer vortrefflichen Marine- und Heens- organisation gegeben. Alles in der japanischen Militär- elnrichtung ist deutschen Ursprunges. Und was noch besonders betont werden muß, Japan war ein ge lehriger Schüler, der es in wenigen Jahren dahin gebracht hat, des Meisters entbehren zu können. Kein einziger fremdländischer Offizier steht mehr in japa nischen Diensten. Selbst die artilleristische Ausrüstung, sowie die Handfeuerwaffen, welche in Japan eingeführt sind, wurden von japanischen Offizieren, die ihre Lehr zeit in Europa absolviert haben, konstruiert! Ueber die Einteilung und den Umfang der japa nischen Armee liegen aus der Feder eines deutschen Offiziers eine Anzahl interessanter Angaben vor, aus denen wir nachstehend einiges entnehmen. Danach ge schieht die Mobilmachung der aktiven Truppenteile in Bezug auf ihre Kompletierung aus Mannschaften des Beurlaubtenstandes ganz nach deutschem System. Bei der Mobilmachung der Reservetruppen sollen, den 13 Divisionen der aktiven Armee entsprechend, gemischte Brigaden formiert werden, jede aus 6—8 Bataillonen, 1 Eskadron, 2 Batterien, 1 Pionierkompagnie und den dazu gehörigen Trains. Trotzdem die durch das Gesetz vom 16. März 1896 beschlossene Reorganisation der Armee erst im Jahre 1903 beendet sein soll, hat die weitsichtige Politik der japanischen Regierung doch früh zeitig erkannt, daß man die Armee vielleicht schon eher gebrauchen werde und daß dann ihre volle Schlagfertig keit von Nöten sein müsse. Infolgedessen ist unter großen Opfern und mit vielem Fleiß an der Wehr haftigkeit des Landes gearbeitet worden, und wenn naturgemäß heute noch nicht alle Formationen, so wie sie das neue Gesetz verlangt, ausgestellt worden sind, so ist das für die Mehrzahl derselben doch schon der Fall. In der Hauptsache besteht daher heute die japa nische Armee aus: 3 Armeekorps mit 13 Infanterie divisionen (einschließlich einer Gardedivision), 26 Jn- fanteriebrigaden, 52 Jnfanterieregimentern zu 3 Ba taillonen, 13 Kavallerieregimentern zu 5 Schwadronen und 13 Artillerieregimentern mit 117 Batterien. Die Friedensstärke des Heeres beträgt: 3155 Offi ziere und 84241 Mann; dazu treten im Kriege 696 Offiziere und 82384 Mann der Reserve, sodaß die ganze Armee mit 3831 Offizieren und 166625 Mann ins Feld rücken kann. Lediglich zur Landesverteidigung dient die aus Freiwilligen gebildete Miliz und die Territorialarmee, von denen erstere etwa 8000 Mann aufstellen kann, während letztere auf 357 Offiziere und 104597 Mann berechnet wird. Dazu kommen noch 14000 Mann Flottenbesatzung mit 50 Fahrzeugen von 144962 Maschinenkräften und 897 Geschützen. Deutsches Reich. — Die Nordlandsreise des Kaisers ist, gutem Ver-' nehmen nach, vorläufig bis zum 6. August d. I. geplant, doch ist eine Abkürzung bei der herrschenden politischen Lage natürlich nicht ausgeschlossen. — Znm Kommandeur des nach China bestimmten Expeditionskorps ist Generalmajor v. Lessel, bislang beauftragt mit der Führung der 28. Division unter Beförderung zum Generalleutnant ernannt worden. — Die deutsche Regierung hat in Australien um die Erlaubnis zum Ankauf von Pferden für China nachgesucht. England hat die Genehmigung bereit willig erteilt. — Während bei allen Truppenteilen die Zahl der Freiwilligen für China den Bedarf weit übersteigt, ist beim Train der Bedarf noch nicht gedeckt. Von dieser Truppengattung wird zur Ausrüstung der Fahrkolonuen eine verhältnismäßig große Anzahl von Unteroffizieren gebraucht; da von denen, die sich freiwillig meldeten, nicht die hinreichende Zahl tropendienstfähig befunden worden ist, so hat man auf die Gefreiten und Mann schaften zurückgegriffen, die sich freiwillig dazu bereit erklärten und nun gleich als Unteroffiziere mitgehen. — Das Reichmarineamt unterhandelt mit der Amerika-Linie zwecks Ueberlassung von 20 Dampfern für Truppentransporte nach China. — Die zwischen dem Deutschen Reiche und den Bereinigten Staaten bisher bestandenen Handels politischen Schwierigkeiten find behoben. Der deutsche Botschafter von Holleben in Washington und der amerikanische Staatssekretär Hay haben ein Abkommen unterzeichnet, nach welchem auf die deutsche Einfuhr die bisher anderen Ländern gewährten Zollerleichterungen Anwendung finden. Präsident Mac Kinley wird demnächst eine Proklamation erlassen, welche die ermäßigten Zölle in Kraft setzt. — Eierzwieback für die Chinatruppen wird in der Berliner Garnisonbäckerei unter Zuhilfenahme von 200 Militärbäckern aus der Provinz, in Unmenge her gestellt. Frauen verpacken das Gebäck in starke Be hälter. Gleichzeitig werden im Proviantamt ununterbrochen Reis, Linsen, Erbsen, Bohnen und Gemüsekonserven für den Transport nach China verpackt. — Gold auf Helgoland? Um einem auch nach Berlin gemeldeten Gerücht mit Sachkunde an Ort und Stelle aus dcn Grund zu gehen, daß man nämlich auf der Insel Helgoland goldhaltiges Gestein gefunden zu haben glaube, merden sich in nächster Zeit der Direktor der Bergakademie in Begleitung eines seiner Beamten nach Helgoland begeben und sich die erforderlichen Auf schlüsse zu verschaffen suchen. — Tie Mutter des Graf-Regenten Lippe, ist im 82. Lebensjahre verstorben. Ausland. Oesterreich-Ungarn. Schneefall ist in Tirol cin- getrcten. Die Berge bieten bis unter die Waldgrenze das Bild einer vollständigen Winterlandschast. Der Schnee liegt 30 om hoch. Das Almvieh leidet sehr. Die Verbindung zwischen den alpinen Unter kunfts- häuscrn ist unterbrochen. An den Fenstern der Schutz- Häuser hänge» stellenweise Eiszapfen. Krieg in China. London, 12. Juli. „Daily Expreß" meldet aus Tientsin vom 6. Juli. Der chinesische General Ma habe nach sechsstündigem Kampf, das östlich von Tient sin gelegene Arsenal wieder genommen und den Ver- tridigern desselben schwere Verluste beigebracht. Der japanische Kommandant habe in aller Eile die Ent sendung von Verstärkung verlangt. London, 12. Juli. Nach einem Telegramm der „Times" aus Shanghai besagt eine Depesche des russischen Gouverneurs in Port Arthur, daß 40000 Mandschusoldaten nur 12 Meilen von Niutschwang ent fernt stünden. Am 7. Juli sei eine kleine russische Abteilung 5 Meilen vom russischen Pachtgebiet auf diese MandschuS gestoßen; es habe sich ein Kampf ent spannen. Tie Depesche besagt aber nichts über den Ausgang desselben. Die in Niutschwang ansässigen Fremden seien durch Matrosen an Bord von Dampf schiffen gebracht worden. Die MandschuS sollen in der Richtung auf Je-Holm marschieren. Berlin, 12. Juli. Wie bestätigend in gut in formierten Kreisen verlautet, ist, abgesehen von der in Bildung begriffenen gemischten Brigade, für den 1. August die Zusamennellung und Absendung zweier weiterer Jnfanteriebeigaden mit zusammen 10000 Mann »ach China geplant, lodaß im ganzen 35000 Mann in China vereinigt sein sollen, die als ausreichend be trachtet werden, um im Notfälle auf eigene Faust gegen Peking vorgehen zu können. Zar Ueberführung der Truppen sind bereits die nötigen Dampfer gechartert. London, 12. Juli. „Daily Telegraph" berichtet ouS Canlon unter dem 10. Juli: Am Morgen des 10. Juli kam es zwischen den deutschen Truppen und Boxern bei Kiautschou zu einem Zusammenstöße, wobei zahlreiche Boxer getötet wurden. Vom internationale« Einverständnisse. Von bestunterrichteter Seile teilt man aus der Reichshauptstadt mit: „Die letzttägigen Auslassungen englischer und be sonders russischer Blätter, sowie die aus einzelnen Börsen zu Tage getretenen Kursstürze haben in Bezug auf die bisherige Einhelligkeit der in China cooperlerenden Mächte Beunruhigung erweckt. Wer indessen die Vor gänge der jüngsten Zeit aufmerksam verfolgt hat, dem kann nicht entgangen sein, daß sämtliche Kabinette nach wie vor durchaus einig gehen in dem festen Bestreben, gemeinsam die Ordnung ln China wieder herzustellen. Und wer das nicht zu erkennen vermag, der sei auf merksam gemacht auf den schon an und für sich über zeugenden Umstand, daß Deutschland seine sämtlichen im Auslande stationierten Kriegsschiffe nach China ab berufen hat! Diese Abberufung spricht deutlicher wie alles andere. Läge auch der geringste verdächtige Um stand vor, so wären die deutschen Auslandsstationen ebensowenig entblößt, wie die 1. Flottendivision nach China cntjandt worden". London, 13. Juli. „Central-News" erfahre», daß ein offizielles Telegramm heute aus Peking in London eingetroffe« sei, daß alle Fremden in Peking