Aller dieser Eigenheiten ungeachtet, die den Sitten eines klugen gewiegten Weltman nes so fremd sind, besaß Gimenez die gründ lichste Keunmiß von öffentlichen Angelegen heiten, und kaum war er durch seine Stelle und das hohe Vertrauen seiner Fürsten zur Theilnahme an der Staatsverwaltung beru fen, als er die Talente des erfahrensten Ge schäftsmannes verricth und seine Weisheit so berühmt machte als seine Frömmigkeit. Alle seine Plane waren kühn und originell, der Ausdruck seines umfassenden Genies. In seinem politischen Betragen zeigte sich sein wahrer Charakter mit allen seinen Vorzügen und Mängeln. Zm Bewusttseyn patriotisch, redlicher Absicht, verfolgte er seine Plane mit beharrlicher unbeugsamer Festigkeit. Von früher Zugend gewöhnt, eigene Leidenschaf ten zu besiegen, war er nachsichtslos gegen fremde, und von seinen Neligtonsgrundsätzen geleitet, die unschuldigsten Wünsche zu un- . terdrücken, ein Feind von allem, was den Genuß des Lebens verschönert und erheitert. seinem Verkehr mit der Welt zeigte er cine strenge Unbeugsamkeit der Seele und ei nen rauhen Ernst des Charakters, wie er dem Mönchsleben der frühesten Zeit eigen seun mochte. Verfolgungsgcist ist der einzige Fle cken, der seinen Ruhm verdunkelt, wenn nicht der Einfluß seines Zeitalters und seiner Umgebungen des Vorwurfs Schwere mildern kann. Ximenez war König Ferdinands wichtig ster Gehülfe in dem langen Kampfe zwischen ihm und den Großen des Landes. Aber auch auf andre Art wußte er seinem Fürsten große Dienste zu leisten. Als Erzbischof von Toledo unternahm er auf eigene Ko sten einen Feldzug zur Eroberung von Oran in Afrika. Er stellte zu diesem Krtegszuge 10,000 Mann zu Fuß und 4000 Neicer, und der König brauchte nur die Schiffe herbei zu schaffen, das Heer nach der afrikanischen Küste zu führen. Die Eroberung gelang und nach dem Vergleiche, den Ximenez mit Ferdinand geschlossen, blieb die Herrschaft über Oran mit seinem Erzbisthum verbunden, bis die Krone die Kosten des Kriegszuges er stattet hatte. Gimenez wich bescheiden allen Glückwün schen aus nach diesem glänzenden Erfolge, und war in seiner damaligen Abgeschiedenheit mit der Stiftung der hohen Schule zu Al cala de Henarez beschäftigt. **) Er ward bald aus dieser Eingezogenheit gerufen, um Ferdinands Statthalter in Castilien zu seyn, als der König einen Feldzug gegen Na varra unternehmen wollte. Am glänzendsten aber zeigte sich sein Talent als Staatsmann in der Zeit der Regentschaft, die er kraft des Testaments von König Ferdinand ***) wäh rend der Minderjährigkeit des Thronfolgers Karls von Oesterreich führen sollte, und fast zwei Jahre mit einer Weisheit und Energie ') -509. Auch durch Veranstaltung der Ausgabe der berühmten Polnglottenbibcl von Alcala ximnm) machte er sich um Literatur verdient. Aber durch die Verbrennung arabischer Handschriften zeigte er, wie Fanatismus selbst den trefflichsten Geist verblenden kann.