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WHftl G WriW DröN fir MMm, ZMtkftm, ZcherrljM. Aeillßa, Zarsdorf, Ma, Mimnchin, Juchem «WM»». »Wi. Wi SWiSn, Wistkiitni WprN, kkifnHsi», ktiMH, Thnm, Nilfspi«. 3»ll»s»r>i M llWWi. Mtt einer illustrierkrn Sonntags- Beilage. Diese» Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mit dem Datum de» nachfolgenden Tage» und kostet monatlich 3b Pfg-, vierteljährlich 1 Mark. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennige«, für solche außerhalb der Amtshauptmannschaft Grimma, sowie sür Anzeigen am Kopse und im Reklamcteile, mit 10 Psennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein. Nr. 77. Mittwoch, den 4. Juli 1900. 11. Jahrgang. Sparkaffe Naunhof. Unter Garantie -er Gta-tgemein-e. Rücklagenbestand: 237 500 Mark — Pfg. Sparverkehr im 1. Halbjahr 1900: 3066 Einlagen im Betrage von 431165 Mark 98 Pfg. 2964 Rückzahlungen im Betrage von 461775 „ 53 Kassrnumsatz: 1392791 „ 48 „ ExpeditionSzcit: Montag- und Donnerstag- Vormittags. Außerdem können Einlage» auf neue Bücher an jedem Wochentage während der ExpeditionSzeit von 9—12 Uhr Vormittags und 2—5 Uhr Nachmittags bewirkt werden. Zin-fuß 3Vr Prozent. Naunhof, am 3. Juli 1900. Die Tparkaffenverwaltung. Igel. Seymours Bericht. Endlich Hal Admiral Slymour der englischen Admiralität einen Bericht über seinen mißglückten Zug nach Peking zugchen lassen. Aus dem Bericht ist un gefähr daS folgende hauptsächliche zu entnehmen: Seymour hat Peking nicht erreichen können; seine Kolonne wurde auf dem Hinmarsch nach Peking und ebenso auf dem Rückmarsch nach Tientsin von großen Masten BoxerS und chinesischer Regierungstruppen beständig angegriffen, an manchen Tagen zweimal; die Kolonne stieß in jedem Dorf auf Widerstand. Am 24. Juni erreichte die Kolonne daS oberhalb Tientsin gelegene kaiserliche Arsenal, wo sie von den Chinesen verräterischer Weise angegriffen wurde; in dem sich entwickelnden Kampfe wurde daS Arsenal schließlich genommen und auch gegen die wieder holten Versuche der Chinesen, dasselbe zurückzuerobern, behauptet. Admiral Seymour hatte sich im Arsenal wohl einige Tage halten können, ober er wäre in seinen Bewegungen durch die Verwundeten behindert gewesen, darum erbat er Hilse auS Tientsin, die am 25. Juni eintraf. Am 26. traf dann Seymour wieder in Tientsin ein. Die Verluste seines Korps beziffert er folgender maßen: Engländer: 27 Tote, 97 Verwundete; Ameri kaner: 4 Tote, 28 Verwundete; Franzosen: 1 Toten, 10 Verwundete; Deutsche: 12 Tote, 62 Verwundete; Italiener: 5 Tote, 3 Verwundete; Japaner: 2 Tote, 3 Verwundete; Oesterrcicher: 1 Toten, 1 Verwundeten; Russen. 10 Tote, 27 Verwundete. — Li-Hung-Tschan^ mußte seine Reife von Canton nach Peking infolge Gegenbefehles aus Peking aufgcbcn. Li-Hung-Tschang ließ 130 Piraten und Boxers zum abschreckenden Bei spiel köpfen. Furchtbare Katastrophe des Nord deutschen Lloyd in New-Jork. Ein entsetzliches Unglück hat sich in dem Dock des „Norddeutschen Lloyd" im Hafen von Hoboken er eignet. Dort brach Sonnabend nachmittag um 4 Uhr Feuer aus, welches sich mit rapider Schnelligkeit über sämtliche PierS verbreitete. Bei Ausbruch des Feuers waren sehr viele Pasiagiere und andere Personen in den Docks. Ein Teil sprang ins Master und ertrank, andere kamen in den Flammen um. Der Dampfer „Kaiser Wilhelm der Große" konnte noch rechtzeitig in den Strom hinausgelasten werden, während die Dampfer „Bremen" und „Saale" brennend dorthin geschleppt und gelöscht wurden. Der Dampfer „Main", der leider nicht mehr rechtzeitig hinausgebracht werden konnte, lief brennend zwischen den Piers und dürfte am schwersten beschädigt sein. Auch der Dampfer der Hamburg-Amerika-Linie, „Phönicia" erlitt eine leichte Havarie. Der Quai der „Hamburg-Amerika-Linie" wurde mit Dynamit zersprengt, um ein weiteres Umsichgreifen der Flammen zu verhindern. Von anderen Schiffen sind hauptsächlich die mit Baumwollladung versehenen in Flammen aufgegangen. Die Werftanlagen deS Nord deutschen Lloyd sind niedergebrannt. Amerikanische Zeitungen schätzen die Toten zwischen 100 und 4Ü0. Genaue Angaben sind vor mehreren Tagen unmöglich. Der Schaden wird auf drei bi- zehn Millionen Dollar beziffert. 80 Gerettete wurden in naheliegenden Hotels und Hospitälern untergrbracht. Frankfurt a. M., 2. Juli. Die „Franks. Ztg." meldet aus New-Dork: Bis jetzt sind 59 Leichen ge funden worden. In den Hospitälern liegen 150 Ver letzte. Der Generalagent des Norddeutschen Lloyd, Schwab, erklärt, daß 100 Angestellte des Lloyd um gekommen sind, ferner za. 50 Frachtverlader. Der Materialschaden wird jetzt auf 5 Millionen geschätzt. Deutsches Reich. — Mit dem 1. Juli sind die mit dem neuen Flottengesetz zusammenhängenden, vom Reichstage be schlossenen und seitens der verbündeten Regierungen genehmigten Abänderungen des Stempelgesetzes und des Zolltarifgesetzes in Kraft getreten. Es heißt, es liege die Möglichkeit, ja die Wahrscheinlichkeit vor, daß der deutsche Reichstag aus Anlaß der Chinawirren zu einer kurzen außerordentlichen Tagung einberusen werden würde, falls die Dinge in China nicht bald ein ruhigere« Aussehen gewinnen sollten. — Das erste kriegsstarke Seebataillou in Kiel hat am Sonntag Nachmittag Kiel mittels Sonderzuges verlassen. — DaS Publikum wird sich auf höhere Zucker preise gefaßt machen müssen, da durch das seit längerer Zeit in Kraft getretene deutsche Zuckerkartell der Zentner im Preise um 5—6 Mk. erhöht worden ist. Da Deutschland jährlich 18 Millionen Ztr. Zucker verbraucht, macht die Erhöhung ca. 100 Millionen Mk. aus. — Fachinger Wasser für unsere Marine. Auf eilige Bestellung der Marinebehörden sind mehrere Wagenladungen Fachinger Wasser für unser demnächst nach China abgehendes Geschwader in Wilhelmshafen angrkomme». Dieses Mineralwasser wird als Schutz, mittel gegen Ruhr verwendet. — Gerüchtweise verlautet, daß dem Gedanken der Bildung einer besonderen Truppe für Kriegszwecke in überseeischen Gebieten amtlich näher getreten worden ist. — In die verflossene Woche fiel ein für Preußen seltenes Ereignis — das 10jährige Amtsjubiläum des Ministers, und zwar des Vizepräsidenten des Staats ministeriums, Herrn von Miquel. Der Jubilar ist von den meisten Blättern in langen Artikeln begrüßt worden, in denen die Verdienste aufgezählt wurden, die sich Herr von Miquel während seiner zehnjährigen Leitung des preußischen Finanzministeriums nicht nur um Preußen, sondem auch um da« Reich erworben hat. Fast einmütig wurde anerkannt, daß e« dem genialen Staatsmann gelungen ist, das Defizit zu beseitigen, die preußischen Staatsfinanzen in ungeahnter Weise zu befestigen und trotzdem die laufenden jährlichen Aus gaben für allgemeine Staatszwecke und Beamtengehälter um 300 Millionen Mk. zu erhöhen. Auch die Ein führung einer Besteuerung nach der Leistungsfähigkeit und daS Bestreben, die Interessengegensätze auszugleichen und den Mittelstand in Stadt und Land zu fördern, wurden Herrn von Miquel mit Recht nachgerühmt. A«sland. Frankreich. Der Staatssekretär des deutschen Reichspostamtes Herr v. Podbielski besuchte in Be gleitung des deutschen Rcichskommiffars sowie anderer hoher Beamten die deutsche Ausstellung in Paris. Be sonders eingehend besichtigte der Staatssekretär das große im Betriebe vorgeführte Telephonamt für 14000 Teilnehmer, welche Konstruktion von der deutschen Reichspost eingcführt wurde, ebenso die 2500pfcrdige Drehstrommaschine, welche täglich einen großen Teil der Ausstellung mit Strom versorgt, sowie die Aus stellung für Apparate des Marinekommandos. Krieg in Südafrika. London, 30. Juni. Feldmarschall Roberts tele graphiert aus Pretoria vom 29. Juni: General Paget teilt aus Lindley mit, daß er am 26. d. MtS. mit den Buren die große Verstärkungen erhielten, ge kämpft hat. An demselben Tage wurde der für die Garnison von Lindley bestimmte Convoi angegriffen, doch langte der Convoi nach einem heftigen Gefechte der Nachhut in Lindley an. Die Verluste der Eng länder betragen an Toten 10, an Verwundeten ungefähr 54, unter ihnen 4 Offiziere. In einem anderen Gefecht fielen 4 und 23 wurden verwundet. In einem Schar mützel bei Flcksburg fielen zwei Offiziere, während 4 Mann verwundet wurden. General Methuen ver folgte den Feind in der Richtung auf Lindley auf einer Entfernung von l2 Meilen und nahm ihnen 8000 Hammel und 500 Stück Hornvieh ab. Von Methuen- Truppen wurden 4 Mann verwundet. General Hunter setzte ohne Widerstand seinen Marsch nach dem Vaal fort. Die Puren griffen gestern Morgen Springs, die Endstation der Eisenbahn von Johannesburg gegen Osten, an. Die Garnison warf sie zurück. Der Aufstand in China. Es schweben Verhandlungen der Kabinete über eine eventuell an China zu richtende amtliche Kriegs erklärung. Alle Mächte, mit einstweiliger Ausnahme von England und Amerika, neigen zu dieser Kriegs erklärung, welche den Mächten erst freie Hand zu dem immer notwendiger werdenden entschiedenen Vorgehen gegen China geben kann. Der Vorschlag hierzu soll von Deutschland ausgehen. London, 30. Juni. Ein Telegramm des Obersten DorwardS an das Kriegsamt aus Tschifu vom 30. d Mts. berichtet: Das Arsenal nordöstlich von Tientsin ist am 27. Juni Morgens durch die vereinigten Truppen erstürmt worden. Von den britischen Truppen waren die Schiffbrigade und das chinesische Regiment aus Wei-hal-wei beteiligt. Die Verluste der Schiffsbrigade betragen 4 Tote und 15 Verwundete, einschließlich zweier Offiziere. Das chinesische Regiment warf den Gegengriff der Boxer auf der linken Flanke unter schweren Verlusten des Feindes zurück. Aus Paris, 29. Juni, wird berichtet. Offiziell wird die Einigkeit der Mächte betreffs des Vorgehens in China bestätigt. Das internationale Heer wird auf 80000 Mann gebracht werden, wovon Rußland und Japan je 12 000, England 10000, Frankreich 8000 und die übrigen Möchte je 5000 Mann stellen werden. Das sibirische Armeekorps will die russische Regierung an- geblich nur im äußersten Fall — dieser Begriff ist allerdings sehr dehnbar — in China einrücken lassen. Der deutsche Gefattdte in Peking ermordet. London, 2. Juli. Das „Reuter'sche Bureau" meldet au- Tschifu vom 1. Juli: Der deutsche Ge sandte vo» Ketteler in Peking wurde am 18. Juni in dem Augenblicke, als er sich nach dem Tsungli- Aamen begeben wollte, ermordet. Sein mit ihm gehender Dolmetscher flüchtete sich «och mit genauer Not in eine Gesandtschaft. Am 23. Ium waren nur noch drei Gesandtschaften unzerstört. — Vor stehende Nachricht bestätigt sich leider. Berlin, 2. Juli. Der kaiserliche Konsul in Tschifu telegraphiert: Unser Gesandter in Peking am 18. Juni ermordet.