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sen abbrennen, und als er endlich, durch die, im März und April vereinigten kaiserlichen, bairischen und sächsischen Truppen zum Rück zug genöthigt wurde, steckte er den i8-Juni zur Nacht, seinen Marsch zu decken, auch die Torgauer Brücke in Brand. Von hier wandte er sich nach Pommern. Erst 1639 stellten Schweden wieder in Thüringen, Meissen und Lm Voigtlande sich ein. Seit dem aber dauerten die namenlosen Bedrückun gen derselben fast ununterbrochen fort, bis zum Waffenstillstände 1643, auf welchen 1648 der Westfälische Friede folgte. Sachsens bedrängte Lage in dieser Zeit, besonders 1637, welches Zahr man deshalb die rechte böse Sieben nannte, geht über alle Beschreibung. Eine Geschichte der Greuel, welche damals verüvt wurden, könn te leicht viele Dogen füllen. Hier nur eini ge Ange daraus. Plündern, Sengen und Brennen, Miß handeln, Zerstören — ist zwar stets und wird es ewig seyn, der Charakter des Kriegs; doch auf die Art, wie dicß geschieht, hat der G e i st d e r Z e i t unendlich viel Ein fluß. Wer mag aber leugnen, daß jener Geist im 17. Jahrhundert weit rauher war als im 19 len? Einzelne Ausnahmen gelten natürlich nichts, wo nur das Allgemei ne in Betrachtung kommt. Oben an unter den Martern, womit da mals der Soldat, gleich dem Henkersknechte, sich besudelte, steht der Schwedentrunk. An Händen und Füssen gebunden, warf man den Unglücklichen, der zum Bekennen versteck ter Schatze, Pferde u. dgl. gezwungen wer den sollte, auf den Rücken, sperrte ihm mit einem Hölzchen oder Rührlöffel den Mund auf und füllte nun kannenweise Seifenwasscr oder Düngerjauche ein, bis der Leib wie eine Pauke schwoll. Bekannte der Gemarterte nicht, so ward er aus den Kopf gestürzt, oder ein Soldat kniete ihm auf den Leib, um das unreine Wauer mit Gewalt herauszutreibcn, Und so wiederholte man dieselbe Grausamkeit zum zweiten, auch wohl dritten Male. Viele starben unter den Fausten ihrer Quäler; die meisten blieben wenigstens zeitlebens unge sund. Ein solches Mittel aber, Geld zu er pressen, wenn es, wie damals, allgemein war, charakterisier doch wohl den Geist der Zeit und des Soldaten, der Unmenschlichkeit im Kriege für so erlaubt hielt, als das Plün dern, weswegen er eigentlich nur den Säbel zog. Denn Menschen verkehrt aufhangen, in Backöfen stecken und entweder ganz verbrennen, oder wenigstens bis zur Todesangst im Rauche schmachten lassen, Kinder auf Piken spießen oder kreuzweis an Thorwege nageln und mir Pistolen darnach feuern, Dauern an Pfer deschweife binden und stundenweit hinter sich herschleppen, Schwefel auf den bloßen Leib träufeln, hölzerne Pstöckchen zwischen die Nagel an Händen und Füssen schlagen, die Fußsohlen aufss eiden und Salz oder Ger stenkörner hincinstecken — solche und andere Greuel waren den Soldaten Freude, und, durch vieljährige Uebung, gleichsam zur an dern Natur geworden. Taub gegen das Flehen und Bitten der Unschuld, wie des Alters und der Armuth, spotteten sie viel-