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nen, nachdem derselbe zu Grabe bestattet worden ist, Brot und Käse unter die ver sammelte Menge werfen, und Whisky (ein sehr beliebtes, geistiges Getränk) in Gläsern herumreichen lassen. Wie anständig die Tod- rcnfeier durch dergleichen Magenopser been digt wird, wird man sich leicht vorstellen können. Eines unserer Sprüchwörter, das (nach Kant) russischen Ursprungs seyn soll, sagt: Man empfangt den Mann nach feinem Kleide. Im spanischen Antheile von Süd-Amerika hat man noch einen ganz andern, viel lacher- lichern Maasstab zur Wertschätzung der Be suchenden. Dieser besteht nämlich in nichts mehr und nichts weniger als in dem Geräu sche, womit der Besuchende in das Haus tritt. Je lauter er seine Ankunft vernehmen läßt, desto lauter und edlerer muß seine Ab kunft seyn. Ein Mann, der still und ohne sich lärmend zu räuspern irgendwo zu Besuch erschiene, würde sich der unedelsten Absichren, als belauschen, behorchen u. f. w. zu wollen, verdächtig machen, und sich leicht den Ruf eines Menschen von gemeinen, unanständi gen Sitten zuziehen. Wenn auch die verschiedenen Stände in der ganzen Welt nicht durch die Köpfe von einander zu unterscheiden sind, so sind sie es in Persien doch durch die Mützen, oder richtiger durch die Art, wie sie dieselben auf dem Kopfe tragen. Die Militär - Per sonen tragen ihre schwarze tatarische Lamms mühe schief auf der Seite des Kopses; die Civilbeamten hingegen umwickeln sie auf der Stirne noch mit einem Shawl, Kaufleute, 329 Künstler und Handwerker aber haben sie ge rade auf dem Kopfe sitzen. Zn der Türkei werden derjenigen, die man bei Feuersbrünsten auf einem Diebstahl ertappt, sogleich ins Feuer geworfen. In Marokko werden die Diebe oft zum Verlust einer Hand, oder, nach Schwere des Ver brechens, zum Verlust beider Hände verur- theilt. In Polen sah man vor Alters sehr streng auf die Ausübung religiöser Gebräuche, und die ttebenrcter wurden mit harten Strafen belegt. Wurde z. B. Jemand überführt, während der Fasten einen Dissen Fleisch ge gessen zu haben, so ließ man ihm alle Zähne ausreißen. D — i. Anekdote. Ein junges Mädchen hatte sich, nach ei nem Heirathsversprechen, von ihrem Herzen, von den Schmeicheleien ihres Freundes zu weit hinreisten lassen. Der Jüngling kam zu großem Vermögen, und wollte seine Zu sage nicht halten. Die Aeltern des Mäd chens verklagten ihn, gegen ihren Willen, und der Spruch der Richter verurtheilte den Schuldigen, sie zu heirathen oder ihr 25,000 Thaler zu geben. Ich mag keines von bei den, sagte sie, als man ihr dieses Urtheil eröffnete; meine Schamhaftigkeit ist mir nicht für Geld feil, und ich mag nicht die Frau eines unredlichen Menschen seyn. Meteorologische Beobachtungen. Auch im vergangenen October habe ich das Thermometer an keinem Morgen aus