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524 als in dem südlicher liegenden Nava. Die Milde des Klima's verdankt man den See« winden, welcbe im Sommer die Lust erfri schen und im Winter erwärmen. Regengüsse sind sehr bäusig und die Ungewitter heftig, besonders im December und Januar, wo es öfter donnert als in der heißen Jahreszeit. Die Feuchtigkeit und Wärme der Luft unter« halt ein ewiges Grün, die Thaler und Derg- abhänge lachen in freundlichem Frühlings- sch mucke. Diese Begünstigung der Natur gibt den Bewohnern des Ländchens eitle kräftige Ge« sundheit, und ihrer Lebenszeit eine unge wöhnliche Dauer. Nicht selten sieht man Greise von 92 Jahren und selbst hundertjäh rige , welche nichts von der Hinfälligkeit zei gen, die in andern Erdgegenden das hohe Greisenalter zu einem Gegenstände deS Mit leids macht. Die offne, fröhliche Gemüths- art dieser Bergbewohner fällt besonders dem Reisenden auf, der vor kurzem die finstre, kalte Ernsthaftigkeit der Castilier beobachtet hat. Sie lieben die Spiele, welche Ge wandtheit erfodern, selbst ihre Weiber zcich, nen sich darin aus, und manche wetteifern Mit den Männern im Dallschlagen. Oft sieht man in den Fahrzeugen Weiber, die ihr Gewerbe am Ruder so gut treiben, als die kräftigsten Manner. Die Züge der Guipuz- coanerinnen sind im Allgemeinen regelmäßig; ihre Gesichtsfarbe verkündigt Kraft, aber es fehlt ihnen die Weichheit, welche weibliche Anmuth begleitet. Der Anzug der Weiber aus den geringer» Ständen besteht in einem Rocke von buntgestreiftem Kalmank (ba^eta) einer Art von Spenser, gewöhnlich von ge druckter Leinwand, und statt der Schuhe tragen sie lederne Sandalen, ^bareas ge nannt. Weiße Beinkleider von Leinwand oder scgovischem Tuche, lederne AbarcaS, wie bei den Weibern, eine Tuchmühe, deren Gestalt in jedem Dorfe verschieden ist, und ein Tuchrock: so kleiden sich die Männer. Die Landeigenthümer, welche so viel Ver mögen besitzen, als nach der Verfassung erfo- dert wird, um Stimmfähigkeit zu haben, müssen bei den Gemeindeversammlungen durchaus in schwarzem Tuchkleide nach fran zösischem Schnitt und meiß-seidenen Strüm pfen erscheinen. Die Guipuzcoaner lieben sehr den Tanz, besonders ihren National - Tanz, den Zorci« cos. Eine Belustigung, die das Volk lei denschaftlich liebt, sind die Gefechte junger Stiere. Das Fest des Kirchenheiligen wird in jedem Dorfe durch dieses Spiel gefeiert. Das Ländchen bringt Getreide und Früch te aller Art hervor, aber nicht genug für das Dedürfniß der Bewohner, die einen Theil ihres Getreides aus den begünstrzteren Nack- bar - Landschaften und das klebrige zu Schiffe erhalten. Sie müssen der Erde ihre spärli chen Gaben durch schwere Arbeit abgewinncn. Der Boden ist so gebirgig, daß man nicht bloß die Ebenen und die Thaler, sondern selbst die hohen steilsten Bcrgadhänge besäet. An Stricke befestiget, erklimmen die Män ner unzugängliche Felsen, um ein wenig Erde zu finden. Hier kann natürlicherweise kein Thier die Arbeit des Landbauers erleichtern, er muß selbst» das Land umackern, welches mit einem eisernen Werkzeuge geschieht, das man Laya nennt. Es ist eine Gabel von 2 parallel laufenden, anderthalb Fuß langen, Zacken, die einen halben Fuß weit auseinan«